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Erdbeben in Italien: Weiteres Opfer tot geborgen

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Von: Julian Spies, Madita Tietgen, Stephanie Munk, Sophie Bamler

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292 people confirmed dead in central Italian earthquake
Mehr als 290 Menschen sterben bei einem Erdbeben in Italien. Die Bergungsarbeiten gehen auch eine Woche nach der Naturkatastrophe weiter. © dpa

Rom - Italien hat Mittwochnacht ein starker Erdstoß erschüttert. Das Beben zerstörte die Häuser Tausender Einwohner, mindestens 290 Menschen starben. Am Samstag fand eine Trauerfeier statt.

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Mehr als eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in Mittelitalien haben Rettungskräfte ein weiteres Opfer aus den Trümmern geborgen. Die Leiche sei unter dem eingestürzten Hotel Roma im zerstörten Ort Amatrice gefunden worden, erklärte die Feuerwehr am Mittwoch. Dort waren mehrere Menschen vermisst worden. „Wir mussten mehrere Tage daran arbeiten, dieses Opfer zu befreien“, sagte Emanuele Gissi von der Feuerwehr dem TV-Sender SkyTG24.

Ein weiteres Opfer des Erdbebens erlag am Mittwoch im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen, wie italienische Medien berichteten. Die Zahl der Todesopfer nach dem Erdstoß mit einer Stärke von mehr als 6 in der Nacht zum Mittwoch vergangener Woche stieg damit auf mindestens 294. Der Zivilschutz bestätigte die Zahl zunächst nicht offiziell. Allein im Amatrice waren mehr als 230 Menschen gestorben

+++ Fünf Tage nach dem Erdbeben in Italien ist eine weitere Leiche in der zerstörten Kleinstadt Amatrice  geborgen worden. Die Retter hätten die Frau unter vier Meter hohen Trümmern aus dem „Hotel Roma“ geborgen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Montag. In den Überresten des eingestürzten Hotels werden mindestens zwei weitere Tote vermutet. Insgesamt kamen bei dem schweren Beben vergangenen Mittwoch mindestens 290 Menschen ums Leben.

+++ Erneut hat ein Nachbeben die Katastrophenregion in Italien erschüttert. Der Erdstoß der Stärke 3,7 brachte Gebäude in dem sowieso schon zerstörten Ort Amatrice weiter zum Einsturz, darunter eine Schule, die vor wenigen Jahren erst „erdbebensicher“ gemacht wurde, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Sonntag berichtet.

+++ Papst Franziskus will die Erdbebenregion in Italien besuchen. „Liebe Brüder und Schwestern, ich hoffe, Euch sobald wie möglich zu besuchen, um Euch persönlich den Trost des Glaubens und die Unterstützung der christlichen Hoffnung zu bringen“, sagte das Oberhaupt der Katholiken am Sonntag nach dem traditionellen Angelus-Gebiet in Rom. Bei dem Erdbeben in Mittelitalien waren mindestens 290 Menschen ums Leben gekommen.

+++ Italienische Spitzenfußballer haben am Wochenende der Opfer des Erdbebens in Zentralitalien gedacht. Am Samstag spielten sie bei den Begegnungen der Serie A zwischen Lazio Rom und Juventus Turin sowie zwischen Neapel und AC Mailand mit schwarzer Armbinde. Auch die Nationalspieler wollten beim Freundschaftsspiel gegen Frankreich am Donnerstag in Bari mit Trauerbinden auflaufen, wie der italienische Fußballbund mitteilte. Andere planten Schweigeminuten.

Die Mannschaft von Lazio Rom spielte mit einem eigens angefertigten Trikot mit dem Schriftzug „Wir stehen zu Euch“ („Noi con voi“). Die Familie des Vereinspräsidenten Claudio Lotito stammt aus dem Ort Amatrice, der bei dem Beben dem Erdboden gleichgemacht wurde. Auf dem Trikot ist auch eine Uhr mit den Zeigern auf 3.36 Uhr zu sehen - dem Zeitpunkt des Erdbebens in der Nacht zum vergangenen Mittwoch.

Auch die Formel-1-Mannschaft von Ferrari ehrte die Toten am Samstag in der Qualifikationsrunde für den Großen Preis von Belgien mit einer schwarzen Armbinde, wie Team-Manager Maurizio Arrivabene mitteilte.

+++ Der oberste Anti-Mafia-Staatsanwalt des Landes hat nach dem Erdbeben in Zentralitalien vor einer Beteiligung Krimineller am Wiederaufbau gewarnt. „Der Wiederaufbau nach einem Erdbeben ist traditionell ein Leckerbissen für Kriminelle und ihre verbündeten Geschäftspartner“, sagte Franco Roberti in einem Interview der Zeitung „La Repubblica“ (Sonntag). Jedoch stünden einer möglichen Mafia-Verstrickung mittlerweile Behörden und Ermittler viel stärker entgegen als in der Vergangenheit.

Der Skandal nach dem Erdbeben von Irpinia im Jahr 1980 werde sich nicht wiederholen, so Roberti. Bei dem Beben in den Regionen Kampanien und Basilikata kamen rund 3000 Menschen ums Leben. Spendengelder wurden danach jedoch von korrupten Politikern und der Mafia im großen Stil veruntreut. Nach der Erdbeben-Katastrophe von L'Aquila im Jahr 2009, bei der 309 Menschen umkamen, sei der Wiederaufbau besser organisiert worden.

Jedoch fügte Roberti hinzu: „Ohne dass ich ein vorschnelles Urteil fällen will, sehe ich, dass 2016 viele Gebäude eingestürzt sind, auch öffentliche. Zu viele.“

Mindestens 16 Ausländer unter den Erdbebenopfern

+++ Nach dem schweren Erdbeben hat die Regierung von der EU eine Lockerung der Stabilitätskriterien  verlangt. So könnten zusätzliche Gelder in die Erdbebensicherung von Gebäuden fließen, hieß es am Sonntag aus Regierungskreisen. „Es geht nicht darum, willkürlich Geld auszugeben“, sagte der stellvertretende Wirtschaftsminister Enrico Zanetti der Tageszeitung „La Stampa“. Vielmehr wolle man mit notwendigen Investitionen auf die Erdbebengefahr reagieren.

Der Wiederaufbau in den Erdbebengebieten könnte nach Einschätzung von Fachleuten Milliarden Euro kosten und über Jahre andauern. Zudem entsprechen nach Berechnungen des Nationalen Ingenieurrats mehr als 50 Prozent der Privatwohnungen nicht den vorgegebenen Sicherheitsbestimmungen. Die Erdbebensicherung von Wohngebäuden in den am meisten gefährdeten Gegenden allein könnte demnach bis zu 36 Milliarden Euro kosten.

In den EU-Defizitregeln gibt es bereits Ausnahmen bei Naturkatastrophen und Wiederaufbau. Rom will nun um eine Ausweitung der Regeln auf die präventive Erdbebensicherung bitten, sagte Claudio De Vincenti, Staatssekretär im Amt von Regierungschef Matteo Renzi, in einem Interview der Tageszeitung „Il Messagero“. Es handle sich um einen Schritt, den Europa tun müsse.

+++ Der frühere italienische Regierungschef und EU-Kommissionspräsident Romano Prodi hat nach der Erdbebenkatastrophe einen 30-Jahr-Plan für sein Land gefordert. „Wir dürfen uns nicht von Emotionen leiten lassen, die uns so oft ergriffen und dann wieder verlassen haben“, betonte Prodi in einem Beitrag für die Zeitung „Il Messaggero“ vom Sonntag.

In den stark erdbebengefährdeten Regionen sei „ohne Vernunft und Voraussicht“ gebaut worden, kritisierte Prodi. Dies müsse sich ändern. Prodi forderte konkrete Regeln für Programme und Finanzmittel und klare Zuständigkeiten von Staat, Regionen und Kommunen. „Unser Ziel darf nicht mehr sein, die Städte und Dörfer um jeden Preis zu erweitern, sondern das, was existiert, sicher zu machen.“

+++ Mindestens 16 Ausländer sind bei dem Erdbeben in Italien ums Leben gekommen. Wie das Außenministerium in Bukarest mitteilte, sind darunter zehn Rumänen. Weitere 16 Landsleute würden noch vermisst. In einer weiteren bestätigten Opferliste werden drei Briten - ein 14-Jähriger und ein Paar in den 50ern - aufgeführt. Zudem wurde nach diesen Angaben eine Spanierin getötet. Zuvor war bereits offiziell der Tod eines Kanadiers und eines Albaners gemeldet worden.

Viele Kinder starben unter den Trümmern

+++ Es sind Bilder, die bedrücken: Unter den 35 Särgen, die bei der Trauerfeier in Ascoli Piceno aufgebahrt wurden, waren auch kleine weiße Särge. In ihnen liegen Kinder, die bei der Katastrophe ihr junges Leben lassen mussten. In einem der weißen Särge liegt die kleine Giulia. Sie erlangte im Zuge des Erdbebens traurige Bekanntheit, weil sie sich schützend über ihre kleine Schwester Giorgia (4) geworfen hatte - und dabei selbst ihr Leben verlor. Nun mussten sich Familie und Freunde von dem Mädchen verabschieden. 

+++ Mithilfe der Feuerwehr hat ein Priester in dem italienischen Erdbebenort Accumoli eine Madonnenstatue aus einer zerstörten Kirche geborgen. Er wolle sie als Trösterin zu dem provisorischen Lager bringen, in dem sich die Überlebenden der Tragödie aufhalten, sagte der Priester dem Fersehsender SkyTG24 am Samstag. Die Madonna wird von den Bewohnern der Gegend überaus verehrt. „Die Madonna ist sehr wichtig für uns“, sagte eine Frau der Nachrichtenagentur Ansa. „Heute ist sie hier für die Messe für unsere Verstorbenen.“

+++ Der Bischof von Ascoli Piceno, Giovanni D'Ercole, hat die Menschen in der italienischen Erdbebenregion zum Durchhalten aufgerufen. „Habt keine Angst, euer Leid hinauszurufen, aber verliert auch nicht euren Mut. Zusammen werden wir unsere Häuser und Kirchen wieder aufbauen“, sagte er am Samstag bei der zentralen Trauerfeier für die Opfer, an der auch die Spitzenpolitiker des Landes teilnahmen. Solche Katastrophen könnten den Menschen alles nehmen, „außer dem Mut des Glaubens“, so Monsignor D'Ercole. Viele Trauernde verfolgten die Messe weinend und in enger Umarmung. „Die Liebe ist stärker als der Tod“, schloss der Bischof.

Erdbeben in Italien: Trauerfeier in Ascoli Piceno

+++ Renzi zeigte sich vor dem Beginn der Trauerfeier tief bewegt und sprach mit zahlreichen Angehörigen. Die Präsidentin der italienischen Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini, spendete weinenden Menschen Trost. Pfadfinder hatten zuvor darüber gewacht, dass nur Familienmitglieder in die Halle gelangten. Die Zeremonie, zu der auch internationale Medienbeobachter anreisten, wird von einem Großaufgebot an Sicherheitskräften bewacht.

+++ Trauer und Tränen in Ascoli Piceno: Zum Staatsakt für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in Italien sind zahlreiche Trauernde in die Sporthalle der Stadt gekommen. Auch Staatspräsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Matteo Renzi nahmen an der Zeremonie am Samstag teil. 35 mit Blumen geschmückte Särge waren von Leichenwagen in den „Palazzetto dello Sport“ gebracht worden.

+++ Zum Staatsakt für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in Italien sind zahlreiche Trauernde in die Stadt Ascoli Piceno gekommen. Entlang der Straße zu einer großen Sporthalle der Stadt parkten am Samstag Dutzende Leichenwagen, in der Halle standen viele Särge aufgereiht, dazwischen trafen sich die Angehörigen. Pfadfinder wachten darüber, dass nur Familienmitglieder in die Halle gelangten. Zum Staatsbegräbnis gegen Mittag wurden auch Präsident Sergio Mattarella und Regierungschef Matteo Renzi in der Stadt in der Region Marken erwartet. Die Zeremonie, zu der auch internationale Medienbeobachter anreisten, wird von einem Großaufgebot an Sicherheitskräften bewacht.

+++ Die Staatsanwaltschaft in der italienischen Provinz Rieti untersucht, ob

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Sergio Mattarella (Mitte) im Erdbebengebiet. © AFP

in der Erdbebenregion gegen Bauvorschriften verstoßen wurde. „Was da passiert ist, kann nicht nur als Unglück gesehen werden“, zitierte die Tageszeitung „La Repubblica“ am Samstag Staatsanwalt Giuseppe Saieva. Bei einigen der zerstörten Häuser sei „mit mehr Sand als Zement“ gebaut worden. Vor allem der Einsturz einer erst kürzlich renovierten Grundschule in Amatrice hatte für Aufsehen gesorgt. Bisher seien aber keine Verdächtigen identifiziert worden.

+++ Nach dem schweren Erdbeben in Italien ist die Zahl der Todesopfer auf 290 gestiegen. Das meldete der italienische Zivilschutz am Samstag unter Berufung auf die Präfektur in Rieti. Demnach starben 230 Menschen in Amatrice, 11 in Accumoli und 49 in Arquato. Bei dem verheerenden Erdbeben in L'Aquila 2009 waren 309 Menschen getötet worden. Behördensprecher befürchten, dass auch das jetzige Beben ähnliche Ausmaße erreichen könnte.

+++ Drei Tage nach dem schweren Erdbeben in Italien nimmt das Land mit einem Staatsbegräbnis Abschied von den Opfern. Zur Trauerfeier am Samstag (11.30 Uhr) in der Kathedrale von Ascoli Piceno werden auch Staatspräsident Sergio Mattarella und Regierungschef Matteo Renzi erwartet. Am Tag der nationalen Trauer werden in ganz Italien die Flaggen auf halbmast gesetzt. Bei der Zeremonie wird vor allem der Opfer in den Marken gedacht. Unter ihnen ist ein 18 Monate altes Kind, dessen Mutter schon das schwere Erdbeben in L'Aquila 2009 miterlebte.

Präsident Mattarella wird am Samstagfrüh vor dem Staatsbegräbnis auch zu einem Besuch in Amatrice erwartet. Dort soll kommenden Dienstag eine weitere Trauerfeier stattfinden. Einige Tote müssen noch identifiziert werden, andere haben die Angehörigen bereits zu sich genommen. Auch bei der Trauerfeier nächste Woche soll Ministerpräsident Renzi teilnehmen.

Die Nachrichten vom Erdbeben in Italien vom Freitag im Ticker

+++ Vor dem Staatsbegräbnis für die Erdbebenopfer in Italien hat Staatspräsident Sergio Mattarella das stark verwüstete Dorf Amatrice besucht. Er landete am Samstagmorgen an Bord eines Hubschraubers in dem Ort, der zum Symbol der jüngsten Katastrophe wurde. In der Nacht waren dort unter den Trümmern des Hotels „Roma“ weitere drei Leichen gefunden worden. „Danke für das, was ihr macht“, sagte Mattarella zu Bergungskräften in dem Ort. „Das ist unsere Pflicht“, antworteten die Helfer.

+++ Drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Mittelitalien werden die Fahnen am Samstag landesweit auf Halbmast gesetzt. Die Regierung rief für den Tag eine Staatstrauer aus. An der Trauerzeremonie für rund 40 Tote aus den beiden Dörfern Arquata del Tronto und Pescara del Tronto in der Stadt Ascoli-Piceno nimmt auch Italiens Präsident Sergio Mattarella teil. Die ersten Beerdigungen fanden am Freitag in Pomezia südlich von Rom statt. Von dort waren sechs Tote nach dem schweren Erdbeben vom frühen Mittwochmorgen gemeldet worden. Die betroffenen Regionen wurden bisher von rund 900 Nachbeben erschüttert.

+++ Die Zahl der Toten nach dem katastrophalen Erdbeben in Italien ist auf 281 gestiegen. Das berichtete der Sender RaiNews24 unter Berufung auf offizielle Stellen am Freitagabend. Allein in dem am stärksten betroffenen Ort Amatrice in der Region Latium stieg die Zahl von 207 auf 218. Insgesamt starben nach diesen Angaben in Latium 229 Menschen, in den Marken 49. Insgesamt 238 Verschüttete seien lebend geborgen worden.

Bürgermeister: Amatrice ist nicht mehr zu retten

+++ Nach dem schweren Erdbeben in Italien und mehreren starken Nachbeben sind die Zufahrtswege zum völlig zerstörten Ort Amatrice weitgehend unpassierbar. Mehrere Brücken seien so stark beschädigt, dass sie nicht mehr benutzt werden könnten, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Freitag. Jetzt gebe es nur noch eine funktionierende Brücke, die „Ponte Rosa“, die jedoch ebenfalls vom Einsturz bedroht sei. „Die Situation ist prekär“, sagte Bürgermeister Sergio Pirozzi. „Wenn die Brücke nachgibt, haben wir keine Verbindung mehr zur Außenwelt.“ In dem Dorf, das als eines der schönsten Italiens galt, werden noch immer mindestens 15 Menschen vermisst.

+++ Der vom Erdbeben verwüstete Ort Amatrice ist nach Einschätzung des Bürgermeisters nicht mehr zu retten. „Amatrice muss komplett dem Erdboden gleichgemacht werden“, sagte Sergio Pirozzi am Freitag. Im historischen Zentrum, das noch aus dem Mittelalter stammt, sei kein Gebäude mehr intakt. „Wir wollen (die Stadt) am gleichen Ort, vielleicht in gleicher Form und mit der gleichen Ästhetik aufbauen.“

Amatrice gehörte zu den „schönsten Dörfern Italiens“, eine Kategorisierung, für die die Orte bestimmte kulturelle und architektonische Kriterien erfüllen müssen. Der Ort war am Mittwoch von dem Beben besonders getroffen worden, mehr als 200 Menschen kamen in Amatrice ums Leben.

+++ Eine Welle der Hilfsbereitschaft ist für die Opfer des Erdbebens angebrochen. Unternehmen, Künstler und Freiwillig unterstützen die Menschen in den verschütteten Gebieten mit verschiedenen Aktionen.

Vierjährige überlebt in den Armen ihrer toten Schwester

+++ Für die Helfer in der italienischen Erdbebenregion liegen Freude und Trauer oft ganz nah beieinander: In dem verwüsteten Ort Pescara del Tronto ist ein vierjähriges Mädchen nach 16 Stunden lebend unter den Trümmern ihres Kinderzimmers gefunden worden - für die ältere Schwester kam aber jede Hilfe zu spät. Die kleine Giorgia und die neunjährige Giulia seien in enger Umarmung unter zwei Metern Geröll entdeckt worden, zitierte die Zeitung „La Repubblica“ am Freitag den Retter Massimo Caico.

„Wir haben stundenlang gegraben und zunächst nichts gefunden“, sagte er. Plötzlich aber sei zunächst eine Puppe unter den Steinen aufgetaucht, und dann ein Fuß. „Er war ganz kalt. Ein ganz schlechtes Zeichen“, erinnerte sich Caico. Als der leblose Körper Giulias ausgegraben wurde, habe er aber bemerkt, dass sich die Erde daneben ganz leicht bewegte. Dann sei ein leichtes Stöhnen zu hören gewesen. „Da hat sich der Alptraum in einen Traum verwandelt“, so Caico. „Giorgia lebt!“, habe er geschrien.

Das kleine Mädchen habe den Mund voller Erde gehabt, sei aber offenbar durch den Körper ihrer Schwester geschützt worden. „Und wahrscheinlich ist irgendwie ein winziger Luftstrahl zu ihr durchgedrungen, der ausgereicht hat“, sagte der Feuerwehrmann. Sie sei praktisch unverletzt gewesen und habe gleich nach Wasser gefragt. „Wenn es Wunder gibt, dann war das ganz sicher eins.“

Die Eltern der Mädchen seien schon Stunden vorher lebend geborgen worden, sie lägen schwer verletzt im Krankenhaus.

+++ Für die Erdbebenopfer der italienischen Region Marken soll es diesen Samstag eine Trauerfeier mit Staatspräsident Sergio Mattarella geben. Sie soll in der Kathedrale von Ascoli Piceno stattfinden, sagte der Präsident der mittelitalienischen Region am Freitag. Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet, sollen auch Italiens Regierungschef Matteo Renzi und Parlamentssprecherin Laura Boldini an dem Begräbnis teilnehmen. "Morgen ist ein Tag der Trauer", so Boldini. "Die Menschen sollen wissen, dass die staatlichen Institutionen vertreten sind und dass niemand alleingelassen wird."

Nach Angaben des Zivilschutzes kamen bisher 267 Menschen bei dem schweren Beben von Mittwoch ums Leben, darunter 49 in der Gemeinde Arquata in den Marken.

In den Orten der Region Latium, Amatrice und Accumoli, gibt es bisher 207 beziehungsweise 11 Tote. Der Bürgermeister von Amatrice sagte, es solle an dem zerstörten Ort eine Trauerfeier für die Opfer geben - wo und wann, sei aber noch unklar.

Opferzahl steigt auf knapp 270

+++ Die Zahl der Toten nach dem schweren Erdbeben in Italien ist auf 267 gestiegen. Das teilte der Zivilschutz am Freitag laut Nachrichtenagentur Ansa mit. Bisher wurde die Zahl der Toten in der vorläufigen Bilanz mit 250 angegeben. Jedoch wurde mit mehr Opfern gerechnet. Das Erdbeben hatte am Mittwoch ganze Dörfer in Mittelitalien verwüstet.

+++ Erneut haben mehrere Erdstöße die Katastrophenregion in Mittelitalien erschüttert. Mehr als 40 Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 3,8 seien registriert worden, teilte das italienische Erdbebenzentrum mit. Das stärkste der Nachbeben ereignete sich um 6.28 Uhr und hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 4,7. Die Erdbebenwarte in Potsdam gab die Stärke mit 4,4 an. Das Zentrum lag etwa fünf Kilometer nordwestlich des Ortes Amatrice. Der Erdstoß brachte im Ortszentrum weitere Gebäude zum Einsturz, wie die Nachrichtenagentur ANSA meldete. Über Verletzte gab es zunächst keine Informationen.

+++ Die italienische Regierung hat einen schnellen Wiederaufbau der zerstörten Orte versprochen. „Wir haben die moralische Pflicht gegenüber den Frauen und Männern dieser Gemeinden“, sagte Regierungschef Renzi nach einer Krisensitzung des Ministerrats am Donnerstagabend. „Der Wiederaufbau dieser Dörfer ist die Priorität der Regierung und des Landes.“

Zudem rief der Ministerrat den Notstand aus und sagte Hilfsgelder von 50 Millionen Euro zu. Auch die Erdbebenvorsorge müsse verbessert werden. „Das muss unsere Hausaufgabe für die Zukunft sein“, so Renzi.

Die Nachrichten vom Erdbeben in Italien vom Donnerstag im Ticker

+++ Bei dem verheerendsten Erdbeben in der jüngeren Geschichte Italiens sind nach Angaben von Donnerstagabend mindestens 250 Menschen ums Leben gekommen und weitere 365 verletzt worden.

+++ Der Zivilschutz rechnet mit weiteren Opfern - möglicherweise mit mehr als bei dem Erdbeben 2009 in L'Aquila. Damals kam 309 Menschen ums Leben.

+++ "La Repubblica" meldet ein Nachbeben mit der Stärke 4,3 um 14.36 Uhr.

+++ Die Feuerwehr konnte bereits 215 Menschen aus den Trümmern bergen, teilte der Präfekt Bruno Frattasi mit. Über 2000 Männer und 400 Fahrzeuge sind im betroffenen Gebiet im Einsatz. Wie "La Repubblica" schreibt, gab es bereits mehr als 400 Nachbeben.

+++ Der Zivilschutz hat die Zahl der Opfer am Mittag nach unten korrigiert: Nach aktuellem Stand sind 241 statt 247 Menschen bei dem Beben ums Leben gekommen. Um Arquata seien 46 statt 57 Tote gezählt worden. In Amatrice und Accumuli dagegen stieg die Zahl der Toten von 190 auf 195. Von den rund 70 Vermissten aus dem Hotel Roma in Amatrice sollen viele vor dem Erdbeben entkommen sein. 

Kritik am Erdbebenschutz in Italien

+++ Das verheerende Erdbeben in Mittelitalien hat auch Kulturschätze zerstört. Sogar weit entfernt liegende Kirchen bekamen Risse. Und auch die mittelalterlichen Ortskerne der Dörfer, die nun in Trümmern liegen, seien ein architektonisch wertvolles Erbe, teilte das Kulturministerium in Rom mit. Es sei aber noch zu gefährlich, Experten in die Orte zu schicken, um das ganze Ausmaß der Schäden zu erfassen.

Das am schlimmsten betroffene Amatrice galt als eines der schönsten Dörfer Italiens. Schäden gibt es dort laut Nachrichtenagentur Ansa an der Basilika San Francesco mit Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert sowie an der Kirche San Agostino. Auch an einem Kloster in dem Ort Camerino seien Teile eingestürzt. Polizeibeamte sind in der Region unterwegs, um unter anderem Kirchen vor Plünderungen zu schützen.

Befürchtungen, dass auch das Kolosseum in Rom bei den Erdstößen Schaden genommen haben könnte, bestätigten sich nicht. 

+++ Mittlerweile wird Kritik am Umgang des Landes mit Erdbebenschutz laut. Experten fordern, dass ältere Gebäude ohne historischen Wert abgerissen und durch neue, erdbebensichere ersetzt werden sollen. Auch muss geklärt werden, weshalb neuere Bauten und einstürzten, wie eine erst renovierte Schule in Amatrice.

+++ Die massiven Erdstöße in Italien haben auch den Friedhof des kleinen Ortes Arquata del Tronto nicht verschont. Einige Särge seien durch das Beben aus den Gräbern gedrückt worden, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Donnerstag. Der Friedhof werde möglicherweise für unzugänglich erklärt. Arquata del Tronto liegt in der Region Marken in Mittelitalien und ist ebenfalls stark betroffen von dem katastrophalen Erdbeben in Italien.

+++ Bei dem schweren Erdbeben in Mittelitalien sind offenbar auch mehrere Ausländer ums Leben gekommen. Die Außenministerien in Madrid und Bukarest bestätigten am Donnerstag den Tod eines spanischen und fünf rumänischer Staatsbürger. Nach Angaben der Zeitung „El País“ soll es sich bei der Spanierin um eine 26-Jährige aus Granada handeln, die mit ihrem italienischen Ehemann in der Region Urlaub gemacht habe. Sie soll in dem schwer betroffenen Ort Illica gestorben sein. Das Ministerium wollte auf Anfrage keine Angaben zur Identität des Opfers machen.

Die italienische Nachrichtenagentur Ansa zitierte den Sprecher des rumänischen Außenministeriums Ionut Valcu, wonach zudem vier Rumänen verletzt worden sein sollen. Sie würden in Krankenhäusern behandelt, hieß es. Der Zivilschutz in Italien wollte die Todesfälle noch nicht bestätigen, schloss aber nicht aus, dass es auch ausländische Opfer gegeben haben könnte. Die Behörden stünden mit den diplomatischen Vertretungen in Kontakt, um Informationen über eventuell vermisste Touristen zu bekommen.

Darum starben bei dem Beben so viele Kinder

+++  Unter den Opfern des Erdbebens in Italien waren viele Kinder. Warum? Viele Eltern schicken ihre Kinder in den Sommerferien zu „nonno e nonna“, also zu Opa und Oma. Die wohnen oft noch in kleinen Orten, während die Eltern in Städten arbeiten. In den Sommermonaten, besonders im August, erholen sich aber auch oft ganze Familien in ihren Heimatorten vom Großstadtstress. 

Es sind vor allem diese herzzerreißenden Geschichten von den kleinen Opfern des Erdbebens, von denen italienische Medien berichten:

- Eine Mutter zog aus L'Aquila weg, nachdem sie das schwere Beben dort vor sieben Jahren überlebt hatte. Ruhe wollte sie in den Marken finden, in dem kleinen Ort Arquata del Tronto. Doch dort nahm ihr nun das Beben ihre kleine Tochter weg: Mariosol wurde nur 18 Monate alt.

- Eine ganze Familie wurde im Dorf Accumoli ausgelöscht. Mutter, Vater, ein Grundschulkind und ein kleines Baby. Sie alle schliefen in einem Zimmer, als das Dach über ihnen zusammenbrach. Niemand überlebte.

- Ein Elfjähriger rief unter den Trümmern nach Hilfe. Über Stunden versuchten die Retter, ihn lebend zu bergen. Doch die Rufe von Alfredino aus Amatrice verstummten. Als er schließlich aus den Trümmern gezogen wurde, war der Junge tot.

- Das Schicksal der Zwillingsjungs Simone und Andrea aus Amatrice: Simone konnte noch lebend aus seinem Gefängnis aus Stein geborgen werden, doch dann erlag er seinen Verletzungen. Sein Bruder starb schon unter den Trümmern.

+++ Wie die Bild-Zeitung berichtet, gab es in der Nacht ein kleines Wunder bei den Rettungsaktionen in den zerstörten Gebieten: Ein Mädchen wurde nach 17 Stunden aus den Trümmern der Stadt Pescara del Tronto geborgen. Die Kleine blieb unverletzt. Der Retter, der das Mädchen aus den Trümmern herauszog, rief überglücklich: „Sie lebt!“

Zahl der Toten steigt auf 247

+++ Die Zahl der Toten nach dem Erdbeben in Italien hat sich auf 247 erhöht. Das berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Donnerstag.

Tausende Menschen sind nach dem Erdbeben obdachlos. Sie kommen in notdürftig aufgebauten Zelten unter, in welchen Feldbetten bereit stehen.

Das Beben hatte die Menschen am frühen Montagmorgen aus den Betten gerissen, noch immer laufen viele in Schlafanzügen und Hausschuhen herum, weil sie keine Sachen aus ihren zerstörten oder einsturzgefährdeten Häuser holen können.

+++ Das Erdbeben in Zentralitalien hätte nach Expertenmeinung nicht zuverlässig vorhergesehen werden können. In der Region seien jederzeit Erdbeben dieser Stärke möglich - ohne messbare seismische Signale im Vorfeld, sagte Stefan Hergarten, Professor für oberflächennahe Geophysik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Deutschen Presse-Agentur. Auch in diesem Fall habe es höchstwahrscheinlich kein Vorbeben gegeben.

Generell könne man trotz jahrzehntelanger Forschung bislang keine eindeutigen Erdbeben-Vorhersagen treffen. „Es ist noch sehr schlecht verstanden, warum manche Beben von Vorbeben begleitet sind und manche überhaupt nicht“, sagte Hergarten.

Gleichzeitig gelte: Selbst wenn es an einem Ort beispielsweise mehrfach Erschütterungen der Stärke 4 gebe, müsse darauf nicht unbedingt ein starkes Beben folgen. Andere mögliche Vorzeichen wie Gas-Austritte oder ein veränderter Grundwasserspiegel könnten unmöglich flächendeckend überwacht werden und seien ebenfalls schwer zu deuten.

+++ UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat sich tief betroffen vom Erdbeben in Italien mit mehr als 150 Toten gezeigt. Den Angehörigen der Opfer und der Regierung des Landes sprach Ban laut Mitteilung der Vereinten Nationen in New York aus der Nacht zum Donnerstag sein Beileid aus. Wenn benötigt, stünden die Vereinten Nationen zur Hilfe bereit.

Die Nachrichten zum Erdbeben in Italien vom Mittwoch im Ticker

+++ Erneut musste in Italien am Mittwochabend die Zahl der Todesopfer  nach dem schrecklichen Erdbeben nach oben korrigiert werden: Laut Regierungschef Renzi sind mittlerweile 120 Todesopfer zu beklagen. „Und diese Bilanz ist nicht endgültig“, sagte Renzi am Mittwochabend bei einem Besuch in der Region.

+++ Nach Angaben des Zivilschutzes hat sich die Opferzahl des schweren Erdbebens in Mittelitalien weiter erhöht: Jetzt wird von 73 Toten berichtet. Dabei seien 53 Menschen in den Orten Amatrice und Accumoli umgekommen, 20 in der Gemeinde Arquata in den Marken. 

+++ Die Bundesregierung hat Italien die Hilfe von Experten des Technischen Hilfswerks (THW) bei der Bergung von Erdbeben-Verschütteten angeboten. Das teilte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Mittwoch in Berlin mit. Nun müsse die italienische Regierung entscheiden, ob sie das Angebot annehme. Er sei erschüttert über die Nachrichten aus Italien, gerade vor dem Hintergrund, dass die Zahl der gemeldeten Toten weiter steige. Es sei besonders bewegend, wenn solch ein Erdbeben mitten in Europa bei einem der engsten Freunde Deutschlands geschehe.

Nachbeben am Nachmittag

+++ Traurige Nachrichten: Die Zahl der Toten ist laut Ansa zufolge auf mindestens 63 gestiegen. Allein in dem Ort Amatrice gebe es 35 Opfer, weitere 11 in Accumoli. Dafür gab es zunächst aber keine offizielle Bestätigung.

+++ Ein Überlebender erzählt der Nachrichtenagentur Reuters: "Das Haus ist zusammengebrochen. Ich konnte mich Gott-sei-Dank retten und ich hoffe, dass auch all die anderen gerettet werden. Aber ich stehe hier seit halb drei in Unterhose."

+++ Die Lage hat sich in Italien noch nicht entspannt. Wie die Bild berichtet, hat es am Nachmittag ein Nachbeben der Stärke 5,1 gegeben. Auch dieses Beben soll noch in Rom zu spüren gewesen sein.

+++ Um die nach dem Beben nun Obdachlosen unterzubringen, sollen in den Orten Pescara und Arquata del Tronto zwei Zeltstädte entstehen. Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet, sollen für die rund 2500 Menschen 50 Zelte aufgestellt werden. Die Agentur beruft sich dabei auf den Chef des Zivilschutzes der Region Marken, Cesare Spuri. Weitere Menschen sollten unter anderem in Sporthallen untergebracht werden.

Frau flüchtete vor Jahren aus Erdbeben-Stadt - und verlor nun ihr Kind bei neuem Beben

+++ Was für eine Tragödie: Eine Mutter, die wegen des schweren Bebens in L'Aquila vor sieben Jahren aus der Stadt gezogen ist, hat bei dem jetzigen Beben nach Medienberichten ihr kleines Kind verloren. Martina Turco sei zusammen mit ihrem Partner und ihrer eineinhalbjährigen Tochter in dem Ort Arquata del Tronto in ihrem Ferienhaus gewesen, als das Beben das Gebäude einstürzen ließ, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Die Frau kam genauso wie der Vater in ein Krankenhaus. 

Die Mutter hatte sich nach dem verheerenden Erdbeben in L'Aquila im Jahr 2009 dazu entschieden, aus der Stadt in den Abruzzen nach Ascoli zu ziehen. Der Großvater des kleinen Mädchens war auch am Unglücksort. „Sie wollten mich nicht vorbeilassen, weil alles einsturzgefährdet war“, erzählte Massimo Piermarini. „Aber ich habe gesagt, das ist mir egal, ich musste sie suchen. Aber leider konnte man für das Mädchen nichts mehr tun.“

+++ Wie die Bildzeitung berichtet, suchen Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Zivilschutzbehörde und unzählige freiwillige Helfer in den Trümmern von Amatrice, Accumoli und Pescara del Tronto nach Verschütteten. Auch Suchhunde sind im Einsatz.  "Wir hören noch Stimmen unter den Trümmern", sagte Amatrices Bürgermeister Sergio Pirozzi.

+++ Nach dem schweren Erdbeben in Italien wird auch das Kolosseum in Rom auf mögliche Schäden überprüft. Ein Krisenstab der archäologischen Aufsichtsbehörde kontrolliere, ob es an dem meistbesuchte Monument in Italien Schäden gebe, die man nicht auf den ersten Blick sehen könne, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Mittwoch. Das Kolosseum wurde am Mittwoch ganz normal für Besucher geöffnet.

Matteo Renzi: "Wir lassen niemanden alleine"

+++ Italiens Regierungschef Matteo Renzi hat der vom Erdbeben betroffenen Region jegliche Unterstützung zugesagt. „Wir lassen niemanden alleine“, sagte Renzi am Mittwoch in einer kurzen Erklärung in Rom. Es gehe nun vor allem darum, weitere Opfer aus den Trümmern zu retten. Er dankte den Helfern, die teils vom ersten Moment mit bloßen Händen nach Verschütteten gegraben hatten. Er werde selbst am Nachmittag in das Erdbebengebiet reisen.

+++ Das Deutsche Rote Kreuz rechnet mit schwierigen Bergungsarbeiten nach dem Erdbeben in Zentralitalien. Häuser stünden an Hängen und Bergflanken, sagte der Leiter der bayerischen Bergwacht, Klemens Reindl, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Das heißt, die Rettungskräfte bewegen sich in einem Umfeld, das nicht nur durch Trümmer schwierig ist, sondern auch durch das Gelände, das teilweise eben abrutsch- oder absturzgefährdet ist.“

Für die Hilfskräfte vor Ort gehe es derzeit darum, die Verletzten zu versorgen und Verschüttete zu bergen. In Amatrice sei das Krankenhaus zerstört oder zumindest schwer beschädigt worden. Ersatz müsse schnell geschaffen werden.

„Die italienischen Kollegen sind auf solche Situationen gut vorbereitet, weil sie mit Erdbeben häufig zu tun haben“, sagte Reindl. Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes führen nur ins Erdbebengebiet, wenn aus Italien Hilfe angefordert werde.

+++ Die Europäische Union hat Italien nach dem schweren Erdbeben umfassende Unterstützung angeboten. „Die EU steht bereit zu helfen“, teilte Krisenmanagement-Kommissar Christos Stylianides am Mittwoch mit. Das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen sei bereits in Kontakt mit den italienischen Behörden.

In einem ersten Schritt fragte Italien nach Angaben aus Brüssel die Nutzung des EU-Satellitenbilder-Dienstes EMS an. Dieses wurde eingerichtet, um im Katastrophenfall die Lagebeurteilung zu erleichtern. Die Karten des „Copernicus Emergency Management Services“ (EMS) können zum Beispiel detailliert das Ausmaß der Schäden zeigen.

Neben Stylianides äußerten sich auch zahlreiche andere EU-Spitzenpolitiker bestürzt über die Folgen des Erdbebens. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) nannte die Bilder von den Zerstörungen herzzerreißend und sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Der Vorsitzende der Christdemokraten, Manfred Weber (CSU), schrieb: „Unsere Gedanken sind bei den Menschen, die von dem Erdbeben in Italien betroffen sind. (...) Wir stehen zusammen.“

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schickte nach Angaben eines Sprechers ein Kondolenzschreiben an den italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi.

Mehrere Tausend Menschen obdachlos

+++ Das Erdbeben in Mittelitalien hat nach ersten Schätzungen mehrere Tausend Menschen obdachlos gemacht. Allein der Bürgermeister des Ortes Accumoli, Stefano Petrucci, sprach von 2500 Menschen ohne Dach über dem Kopf. Es sei kein einziges Haus mehr bewohnbar. „Wir müssen eine Zeltstadt für die gesamte Bevölkerung organisieren“, sagte Petrucci der Nachrichtenagentur Ansa zufolge. „Obwohl August ist, herrschen hier nachts zehn Grad.“

Italiens Regierungschef Matteo Renzi und Präsident Sergio Mattarella haben den Opfern des Erdbebens bereits Hilfe zugesagt. Aus vielen Ländern, unter anderem aus Deutschland, gingen Zusagen für Unterstützung ein. Italiens Infrastrukturminister Graziano Delrio war auf dem Weg in die Katastrophenregion.

+++ Nach dem Erdbeben in Mittelitalien mit vielen Toten hat Bundespräsident Joachim Gauck den Hinterbliebenen seine Anteilnahme ausgesprochen. „Mit großer Bestürzung habe ich die Bilder der Zerstörung gesehen, die das Erdbeben in Umbrien hinterlassen hat“, schrieb Gauck nach Angaben des Bundespräsidialamtes am Mittwoch in einem Kondolenzbrief an das italienische Staatsoberhaupt Sergio Mattarella. „Ich spreche Ihnen und den Angehörigen der Opfer auch im Namen meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger mein herzliches Beileid aus. Den vielen Verletzten sende ich meine besten Genesungswünsche.“

Auch Kanzlerin Angela Merkel äußerte sich zu dem schweren Erdbeben:

+++ Bei dem schweren Erdbeben in Mittelitalien sind mindestens 38 Menschen ums Leben gekommen. Das berichteten italienische Medien am Mittwoch unter Berufung auf den Zivilschutz.

Laut BBC News werden noch immer über 150 Menschen vermisst.

Bürgermeister von Accumoli: "Wir brauchen Hilfe"

+++ Papst Franziskus hat den vom Erdbeben in Mittelitalien betroffenen Menschen sein tiefes Mitgefühl ausgesprochen. Er finde kaum Worte, seinen großen Schmerz auszudrücken, sagte der Papst am Mittwoch zu Beginn der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom.

„Den Bürgermeister von Amatrice sagen zu hören, dass der ganze Ort nicht mehr existiert, und zu wissen, dass unter den Opfern Kinder sind, hat mich sehr berührt.“

+++ Nach dem schweren Erdbeben befürchtet Sergio Pirozzi, Bürgermeister des stark beschädigten Ortes Amatrice, Dutzende Opfer. "Viele sind noch unter den Trümmern. Wir bereiten einen Ort für die Leichen vor", sagte Pirozzi am Mittwoch nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa.

Der Bürgermeister des ebenfalls massiv betroffenen Ortes Accumoli erzählte dem Sender RaiNews24: "Das, was wir in L’Aquila vor Jahren gesehen haben, ist nun hier geschehen." Er ergänzte: "Wir brauchen Hilfe."

Steinmeier bietet Italien Hilfe an

+++ Auf Twitter gab das Auswärtige Amt bekannt, die deutsche Bundesregierung biete Italien Hilfe in der Notlage an. Außenminister Steinmeier äußerte sich wie folgt:

+++ Mittlerweile ist die Zahl der bestätigten Todesopfer auf mehr als 21 gestiegen, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet. Elf Tote seien in der Region Latium gemeldet, dabei sechs in der Stadt Accumuli und fünf in Amatrice. Zehn Personen sollen in der Region der Marchen in der Stadt Pescara del Tronto, dem Zentrum des Bebens, gestorben sein.

+++ Bei dem schweren Erdbeben in Mittelitalien sind mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. Zehn Menschen starben allein in dem Ort Pescara del Tronto, wie der Zivilschutz berichtete.

Mehrere Kinder unter den Verschütteten

+++ ARD-Korrespondentin Ellen Trapp twitterte diese Luftaufnahme über dem Urlaubsort Amatrice.

+++ Das schwere Erdbeben in Italien hat auch mehrere Kinder verschüttet. Ein Junge konnte am Mittwoch lebend im Ort Pescara del Tronto gerettet werden. Um andere Verschüttete kämpften die Helfer verzweifelt. Im Ort Amatrice, der mit am stärksten betroffen war, halfen Ärzte einem verletzten sechsjährigen Zwilling aus den Trümmern. Der Bruder des Jungen sei noch verschüttet, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

+++ Vom Zivilschutz gab es zunächst keine offiziellen Opferzahlen, da die Lage noch unübersichtlich war. Die Rettungsdienste konnten einige Orte in der bergigen Gegend nur schwer erreichen.

Zusammenfassung vom Mittwoch, 8 Uhr

Ein schweres Erdbeben einer Stärke von mehr als 6 hat Zentralitalien erschüttert. Der Erdstoß mit Zentrum in der Provinz Rieti war in der Nacht zu Mittwoch in den Regionen Latium, Umbrien, den Marken und bis in die Hauptstadt Rom zu spüren. Nach ersten Angaben des Zivilschutzes gab es Verletzte und Einstürze. Mehrere Nachbeben hielten die Region in der Nacht zu Mittwoch in Atem. In der Gemeinde Amatrice kamen nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa fünf Menschen ums Leben, in einem anderen kleinen Ort zwei. Der Bürgermeister des kleinen Ortes Accumoli sagte, ein Mensch sei tot geborgen worden. Zudem sei eine Familie mit zwei kleinen Kindern ohne Lebenszeichen verschüttet, eine weitere Person werde vermisst.

Das Beben um etwa 3.30 Uhr hatte nach Angaben des Geophysischen Instituts Potsdam eine Stärke von 6,1 und lag in zehn Kilometern Tiefe. Die US-Erdbebenwarte USGS sprach von 6,2, das Zentrum liege südlich der Stadt Norcia. Das genaue Zentrum lag laut Nachrichtenagentur Ansa bei Accumoli, ungefähr 150 Kilometer nordöstlich von Rom. Der Bürgermeister der naheliegenden Gemeinde Amatrice sagte dem Nachrichtensender RaiNews24: „Die Hälfte des Ortes gibt es nicht mehr. Die Menschen sind unter den Trümmern.“ Straßen seien blockiert, der Strom sei ausgefallen. Ein Einwohner sagte dem Sender: „Alles ist kaputt.“

Der Chef des Zivilschutzes habe ein Notfall-Komitee einberufen, teilte die italienische Regierung mit. Bei den Feuerwehren gingen zahlreiche Anrufe ein. In Norcia liefen Menschen auf die Straße. In mehreren Orten wurden Schäden an Gebäuden gemeldet.

Der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, sprach von einem „schweren“ Beben, es sei vergleichbar mit dem in der Stadt L'Aquila im Jahr 2009. Damals kamen mehr als 300 Menschen ums Leben. Das jetzige Beben sei aber vermutlich weniger fatal, weil die Gegend nicht so stark bevölkert ist.

Mehrere Nachbeben folgten in der Nacht, auch in Rom schwankte gegen 4.30 Uhr erneut der Boden. Laut US-Erdbebenwarte hatte eines der Nachbeben die Stärke 5,5.

Italien wird auf Grund seiner geografischen Lage immer wieder von Erdbeben erschüttert, oft auch schwerwiegenden.

dpa/sb/sah/js

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