Wird die Vogelgrippe jetzt auch für Menschen gefährlich?
In Spanien wurden zehntausende Nerze wegen einer Infektion mit der Vogelgrippe getötet. Experten befürchten, dass sich nun auch Menschen leichter mit dem Virus anstecken.
Hamm - Nach der Pandemie ist vor der Pandemie: Ein Ereignis in Spanien lässt aufhorchen. Auf einer spanischen Nerzfarm wurden im Oktober 2022 mehr als 50.000 Nerze getötet, weil sich die Vogelgrippe unter ihnen ausgebreitet hatte. Für gewöhnlich ist das Virus H5N1 nur schwer vom Vogel auf Säugetiere übertragbar. Eine Ansteckung unter Säugetieren ist noch unwahrscheinlicher. Der Vorfall in Spanien lässt Experten nun genauer hinschauen. Hat eine Mutation dafür gesorgt, dass das Virus besser an Säugetiere - und damit auch an den Menschen - angepasst ist?
Vogelgrippe: Wird die Krankheit nun auch für Menschen gefährlich?
Tatsächlich ist die Vogelgrippe derzeit in aller Munde. Denn die Krankheit verbreitet sich unter Vögeln derzeit weltweit so stark wie noch nie, seit die Vorfälle dokumentiert werden. Alleine das sorgt dafür, dass das Virus vermehrt Möglichkeiten bekommt, auf den Menschen überzugehen. Die Ereignisse auf der Nerzfarm in Spanien sind nun ein direktes Warnsignal.
Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit, sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass es in der Vergangenheit durchaus schon vorkam, dass die Krankheit bei Säugetieren ausbrach. Er nennt beispielsweise Waschbären, Füchse, Marder und Seehunde. Das sei allerdings kein Vergleich zu der Situation in Spanien. Denn es handelte sich stets um Einzelfälle. Der Erreger ist vom Vogel auf ein Säugetier übergegangen - und das war es.
Doch die Massenansteckung auf der Nerzfarm in Spanien lässt den Schluss zu, dass sich die Nerze auch untereinander angesteckt haben. Und das wäre das erste Mal, dass so etwas passiert. Mettenleiter und andere Experten sehen das als Zeichen, dass das Virus einen neuen Anpassungsschritt gegangen ist.
Mutation des Vogelgrippe-Virus: Droht eine neue Pandemie?
Laut einem Bericht des Wissenschaftsmagazins Science sind bei Untersuchungen von vier Tieren tatsächlich Virus-Mutationen entdeckt worden. Eine davon würde dafür sorgen, dass sich das Virus im Säugetiergewebe leichter vermehren kann. Weitere Mutationen, die Grund zur Sorge geben, wurden bislang jedoch nicht entdeckt.
Für Tom Peacock, Virologe am Imperial College in London, verdienen die Geschehnisse in Spanien dennoch größte Aufmerksamkeit. „Das ist unglaublich besorgniserregend“, sagte er der Science. Für ihn sei dies „ein klarer Mechanismus, wie eine H5-Pandemie starten“ könnte.
Auch die Gesellschaft für Virologie (GfV) ist in Alarmbereitschaft. So heißt es in einem Beitrag auf dem Twitter-Kanal der Fachgesellschaft für Ärzte und Wissenschaftler aus dem Bereich der Virologie: „Obacht bei der Vogelgrippe!“ In dem Tweet wird auf die „besorgniserregenden“ Veränderungen des Virus und auch auf die Nerz-zu-Nerz-Übertragung aufmerksam gemacht.
Vor wenigen Tagen ist auch der Fall einer Katze in Frankreich bekannt geworden, die sich auf einer Geflügel-Farm mit der Vogelgrippe angesteckt hat. Darüber berichtete unter anderem connexionfrance.com. Das infizierte Haustier musste eingeschläfert werden.
Nach Nerz-Tod durch Vogelgrippe: Wie groß ist die Gefahr für den Menschen?
Dass sich die Mitarbeiter der spanischen Nerzfarm nicht mit dem Virus infizierten, ist eine beruhigende Nachricht. Auf der Seite des Robert-Koch-Instituts (RKI) heißt es über die Vogelgrippe noch: „Die Übertragung von Vogelinfluenzaviren vom Tier auf den Menschen ist nicht sehr effektiv, das heißt, sie sind für den Menschen nicht sehr infektiös.“
Aktuell beobachten Experten also lediglich, dass sich das Virus offenbar versucht, weiter an Säugetiere anzupassen. Das kann zu großen Problemen führen. So weit ist es allerdings noch nicht. Für den Fall, dass die Vogelgrippe für die Menschen zukünftig ein größeres Thema wird, lesen sich die weiteren Ausführungen vom RKI allerdings beunruhigend: „Wenn eine solche Infektion jedoch stattfindet, kann es auch zu schweren Erkrankungen führen.“
Während die einen besorgt auf die Vogelgrippe schauen und andere mit Erkältungen zu kämpfen haben, laufen übrigens die restlichen Corona-Regeln nach und nach bis auf wenige Ausnahmen aus.