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100 Tage Ukraine-Krieg: Weiterhin große Hilfsbereitschaft in der Stadt Arnsberg

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Von: Rebecca Weber

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Ukraine Hilfsbereitschaft Arnsberg Solidarität
Ob Schülerdemo oder ehrenamtliche Hilfe: Die Arnsberger stehen zusammen mit den Ukrainern. © Rebecca Weber / Archiv

Vor mehr als drei Monaten begann mit dem russischen Angriff der Krieg in der Ukraine. Millionen Menschen flüchteten seitdem aus Angst um ihr Leben vor den schweren Kämpfen und schrecklichen Zerstörungen aus ihrer Heimat – und einige kamen kurz danach in Arnsberg an.

Arnsberg - Die Stadt hatte sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um schnelle Hilfe zu ermöglichen. Wie ist die Situation in Arnsberg 100 Tage nach Beginn des Krieges? 

Zuwanderung

In der Stadt Arnsberg sind bis heute 786 Geflüchtete aus der Ukraine angekommen. Hiervon leben aktuell noch 672 Geflüchtete im Stadtgebiet. Waren es in den ersten beiden Märzwochen zusammen über 450 Menschen, kommen derzeit nur noch rund 15 Ukrainer pro Woche in Arnsberg an.

Unterbringung

Rund zwei Drittel der Menschen nutzen inzwischen privaten Wohnraum, 214 Geflüchtete wohnen in einer von mittlerweile 21 städtischen Unterkünften – darunter die fünf größeren Unterkünfte im Marienhospital, Rumbecker Holz, In den Oeren, Berliner Platz und Hammerweide, aber auch zahlreiche von der Stadt angemietete Wohnungen. „Diese zusätzlichen Kapazitäten sind erforderlich, um fehlenden Wohnraum zu kompensieren. Die Aufnahme von Geflüchteten in Gastfamilien ist in der Regel nur für einen vorübergehenden Zeitraum geeignet, um einer akuten Wohnungsnot zu begegnen“, erläutert Pressesprecher Frank Albrecht.

„Neben den seit Anfang März genutzten Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete wurde bislang ein weiteres Objekt vom Caritasverband für die Unterbringung von Geflüchteten als Gemeinschaftsunterkunft hergerichtet. Diese Einrichtung gewährt Barrierefreiheit. Weitere Objekte werden kurzfristig zur Unterbringung von Geflüchteten ebenfalls als Gemeinschaftsunterkünfte zur Verfügung stehen.“ Die künftige Entwicklung der Flüchtlingszuweisung sei aktuell nicht absehbar, die Stadt müsse aber im Falle einer erneut ansteigenden Zuwanderung – aus der Ukraine oder auch aus anderen Ländern – vorbereitet sein.

Kinderbetreuung

Insbesondere Frauen und Kinder flüchteten vor dem Krieg aus ihrer Heimat. Derzeit leben in Arnsberg 94 Kinder, die noch nicht das sechste Lebensjahr vollendet haben. Von diesen nehmen zwei Drittel verschiedene Angebote der Kinderbetreuung wahr. 171 Kinder sind im schulpflichtigen Alter. „Bislang wurden 97 Kinder den Schulen zugewiesen. Willkommensklassen wurden an fünf Grundschulen, drei weiterführenden Schulen und am Berufskolleg eingerichtet“, berichtet der Stadtsprecher weiter. In den Willkommensklassen werden kommunale Sprachlernbegleiter vom Internationalen Arbeitskreis und von der Berufsbildungsakademie eingesetzt.

Hilfsbereitschaft

Während einerseits natürlich die Sprache wichtig ist, um sich in einer völlig neuen Umgebung zurecht zu finden, sind es auf der anderen Seite die persönlichen Kontakte: „Die Hilfsbereitschaft der Arnsbergerinnen und Arnsberger ist, wie es auch in der Flüchtlingszuwanderung 2015/2016 der Fall war, überwältigend. Ohne bürgerschaftliches Engagement und ohne Patenschaften lassen sich die derzeitigen Herausforderungen nicht bewältigen“, sind sich die Verantwortlichen bei der Stadt einig.

Patenschaften

„Viele Einzelpersonen haben spontan ihre Unterstützung angeboten und konnten sich in vielen Fällen wirksam einbringen. Im Bereich von Patenschaften für Geflüchtete haben sich etwa 40 unterstützungswillige Personen bei der Stadt gemeldet, um in eine persönliche Patenschaft mit einer geflüchteten Person oder Familie vermittelt zu werden. Der Großteil davon hat inzwischen eine solche langfristige Begleitung aufgenommen und unterstützt nun bei allen Herausforderungen des Alltags in Arnsberg“, schildert Frank Albrecht.

Flüchtlingshilfe

Darüber hinaus seien die Flüchtlingsfreundeskreise in vielen Orten wieder in einem außerordentlichen Ausmaß aktiv. Sie unterstützen die Geflüchteten beim Ankommen und tragen dazu bei, dass Integration gelingen kann. Darunter ist auch die Flüchtlingshilfe Oeventrop. Rund 50 Ehrenamtler kümmern sich hier in den verschiedensten Themenfeldern um die derzeit rund 100 in Oeventrop lebenden Menschen aus der Ukraine. Gerd Stodollick resümiert: „Die Menschen sind sehr dankbar für Hilfen, die wir anbieten. Ob Ablenkung durch den Besuch einer Zirkusveranstaltung oder Tornister und Sportschuhe für die Schulkinder, die wir dank Spenden von Privatpersonen und Vereinen anschaffen konnten.“ Angesichts der traumatischen Erlebnisse würden die Menschen drei Monate nach ihrer Ankunft das Leben hier bewundernswert meistern, ergänzt Monika Kraas. „Viele haben sich eingefunden und das Gefühl, hier gut aufgenommen zu sein.“

Neben Kinderfreizeiten und anderen Veranstaltungen plant die Flüchtlingshilfe Oeventrop als nächstes ein regelmäßiges Treffen in der Caritas-Anlaufstelle in Oeventrop, um den Kontakt untereinander zu fördern und bei offenen Fragen beispielsweise zu den Themen Krankenversicherung oder Grundsicherung zu helfen. Ehrenamtliche, die hier unterstützen wollen, können sich gerne noch bei der Flüchtlingshilfe melden. https://www.fh-oeventrop.de/

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