So etwa am Arnsberger Gymnasium Laurentianum, wo seit dieser Woche schulpflichtige Kinder im Altersbereich der Sekundarstufe I in enger Abstimmung mit der Stadt Arnsberg, der Schulaufsicht beim HSK und dem Kommunalen Integrationszentrum betreut werden. „Unsere Schülerinnen und Schüler gehen sehr offen auf die Kinder zu und das gilt ganz besonders für unsere russischstämmigen Schülerinnen und Schüler. Sie helfen wo sie können, übersetzen, organisieren, übernehmen Wege. In der Krise zeigt sich der Charakter – die Herzlichkeit unserer Schulgemeinschaft macht uns sehr stolz“, berichtet Verena Verspohl, stellvertretende Schulleiterin am Laurentianum. Sie schildert auch, wie es den geflüchteten Kindern in der Betreuung geht: „Wir merken natürlich, was sie erlebt haben und es entstehen emotionale Situationen. Aber genau deswegen war es uns so wichtig, schnell ein Angebot zu erstellen: Sie bekommen Ablenkung, Kontakte, können einfach mal abschalten und gleichzeitig haben die Eltern, meist Mütter, etwas Zeit für sich und Organisationen.“
Das Programm steht noch nicht im Fokus. Hier geht es erst einmal um die Herzen, ums Ankommen, um Geborgenheit.
Das Alt-Arnsberger Gymnasium war wie in 2015 auch durch seine Nähe zum Wohnheim am Marienhospital initiativ geworden. Die Kinder erhalten dort unter anderem Sprachunterricht. „Wir haben ein buntes Programm erstellt, die Kolleginnen und Kollegen unterrichten über Sport bis hin zu Mathematik eigentlich alles. Darunter ist natürlich auch Deutschlernen – die Kinder wollen das auch. Aber das Programm steht noch nicht im Fokus. Hier geht es erst einmal um die Herzen, ums Ankommen, um Geborgenheit. Alles weitere kommt dann von ganz allein“, so Verena Verspohl.
Dieses Programm zu ermöglichen sei nicht zuletzt in Zeiten, in denen das Kollegium durch die Pandemie bereits sehr gefordert ist, ein enormer Kraftakt. Den Einsatz der Lehrer weiß die Schulleitung sehr zu schätzen. „Unser Kollegium hat sich freiwillig angeboten, Unterrichtsstunden ‘zu spenden’. Aus den möglichen Stunden haben wir dann einen kleinen Stundenplan für die neuen Kinder gebastelt.“
In der ersten Woche hatte die Sekundarschule am Eichholz kurzfristig 16 Kinder im Alter von vier bis elf Jahren, die aus den Kriegsgebieten der Ukraine mit ihren Müttern geflohen waren, in der Schule betreut. Schon lange seien geflüchtete Kinder zum Beispiel aus Syrien Mitglieder der Schulgemeinschaft, so die Sekundarschule. „Schüler aus verschiedenen Herkunftsländern, die in Schule Freunde haben, lachen und Schulabschlüsse anstreben.“ So sei die Schülerschaft auch jetzt sehr hilfsbereit auf die Kinder und deren Familien zugegangen, um sie in dieser Zeit durch vielfältige Ideen unterstützend zu begleiten.
Inzwischen sind nach Angaben der Stadtverwaltung - Stand Donnerstag - rund 170 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in Arnsberg angekommen, darunter alleine 55 Kinder unter sechs Jahren. Für die Zuweisung der aus der Ukraine geflüchteten Kinder im schulfähigen Alter zu den Schulen in Arnsberg ist die Untere Schulaufsicht beim Hochsauerlandkreis zuständig. Die Stadt Arnsberg und das Kommunalen Integrationszentrum (KI) unterstützen die Erfordernisse für die Begleitung und Betreuung der Kinder. Dabei werden die geflüchteten Kinder aus allen städtischen wie privaten Unterbringungen gleichermaßen berücksichtigt.
Wie der Pressesprecher der Stadt Arnsberg, Frank Albrecht, berichtet, finden für Schüler zwischen 11 und 18 Jahren kleinere Einstufungsübungen statt, um sie ihrem Lernstand nach auf geplante und im Aufbau befindliche schulische Sprachfördergruppen an weiterführenden Schulen zu verteilen. Für Schulkinder im Primarbereich bereiten die Stadt Arnsberg und das KI derzeit ebenfalls die Bildung einer Sprachfördergruppe vor. Dazu werde in der nächsten Woche zwischen Schulaufsichten und Schulen das genaue Verfahren abgestimmt. Insgesamt setzen Stadt Arnsberg und KI (wie bereits 2015) stark auf das Zusammenwirken von Sprachlernbegleitern und DAZ-Lehrern (Deutsch als Zweitsprache), die in den Schulen die Sprachfördergruppen personell unterstützen.
Parallel dazu werde derzeit auch die Betreuung der Kinder im Alter zwischen null und sechs Jahren aufgebaut. Trotz fehlender Betreuungsplätze würden in ganz Arnsberg verschiedene Angebote initiiert. „Eine trägerübergreifende Lösung für alle Kinder aus der Ukraine wird derzeit forciert – getreu dem Motto: ‘Viele Schultern für die ukrainischen Kinder und Mütter’“, berichtet Esther von Kuczkowski, Leitung der städtischen Koordinierungsstelle für sonstige Unterstützungsangebote (KsA) Ukrainehilfe. „Eine Abstimmung mit allen Kita-Trägern in Arnsberg hat bereits gezeigt: Grundsätzlich wollen alle helfen und unterstützen. In einem ersten Schritt sollen die Kinder erstmal die Möglichkeit bekommen, anzukommen und den laufenden Betrieb von Kindertageseinrichtungen durch direkte Einbindung kennenzulernen. Hier werden dann auch die Mütter willkommen geheißen, und jegliche Art von aufkommenden Fragen beim Ankommen können direkt vor Ort beantwortet werden. Das Jugendamt wird hier koordinierend und als Ratgeber und Unterstützer für Fragen und Hilfsangebote aktiv.“
Ziel aller Maßnahmen sei die dauerhafte Inklusion aller Kinder in die Arnsberger-Betreuungslandschaft und das Ermöglichen einer sicheren Lebensführung aller Familienangehörigen, die nun in Deutschland ankommen. Unterstützt wird die Umsetzung durch eine Finanzplanung für das Kindergartenjahr 2022/23, die ein zusätzliches Betreuungsplatzpotential von 160 Betreuungsplätzen vorsieht.