1. SauerlandKurier
  2. HSK
  3. Arnsberg

Offenes Ohr in Krisenzeiten: Beratungsstelle der Diakonie Ruhr-Hellweg unterstützt wohnungslose Menschen

Erstellt:

Von: Daniela Weber

Kommentare

Lebensmitteltüte Beratungsstelle Arnsberg ruhender Café Betrieb ausgleichen
Mit den Lebensmitteltüten möchte die Beratungsstelle für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten den ruhenden Café-Betrieb ausgleichen. © Daniela Weber

Menschen zu beraten, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind oder denen der Verlust der Wohnung droht, das hat sich die Beratungsstelle für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten der Diakonie Ruhr-Hellweg auf die Fahne geschrieben. Auch in Zeiten der Corona-Pandemie unterstützen Julia Mühling, Leiterin der Beratungsstelle, und ihr Team Betroffene.

Arnsberg – Kleine Papiertütchen mit Zitronentee, Taschentüchern und Kartoffelknödeln reihen sich auf den Tischen im Café der Beratungsstelle für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten in Arnsberg. Dort wo sich sonst Betroffene, Mitarbeiter und interessierte Menschen zum Frühstücken treffen, ist in Zeiten von Corona Stille eingekehrt.

Mit den Lebensmitteltüten, finanziert durch private Spenden und Zuwendungen des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, soll der ruhende Café-Betrieb ausgeglichen und den Betroffenen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert werden. „In den Tüten befinden sich Dinge für das alltägliche Leben, aber auch mal etwas Besonderes. Die Dankbarkeit der Menschen ist groß“, freut sich Julia Mühling.

„Jeder ist Willkommen“

Aufgrund der geltenden Schutzmaßnahmen sind die Türen der Beratungsstelle zurzeit nicht permanent geöffnet, sondern, um die Zahl der Hilfesuchenden zu regulieren, geschlossen. Dennoch zählt weiterhin: „Jeder ist Willkommen“.

„Während die Bundesregierung sagt: ,Bleiben Sie zuhause!‘, ist dieses besonders für Wohnungslose eine große Herausforderung, denn die, die kein Dach über den Kopf haben, können nicht zu Hause bleiben und auch der Zugang zu einer sanitären Versorgung ist oft nur eingeschränkt möglich“, gibt Mühling zu Bedenken. Daher seien im vergangenen Jahr auch noch mehr Menschen vorübergehend in eine Notunterkunft vermittelt worden.

Vielfältige Gründe

Ob psychische Erkrankungen oder eine Suchtproblematik, die Gründe dafür, dass Menschen ihre Wohnung verlieren oder der Verlust droht, sind vielfältig: „Ein klassisches Beispiel ist: Erst war der Partner weg, dann kam der Alkohol, dann war der Job Weg und nun ist die Wohnung in Gefahr.“ Bei jungen Menschen sei oft eine nicht mehr auszuhaltende Situation im Elternhaus ausschlaggebend für den Weg in die Obdachlosigkeit. „Ein Hamsterrad, in dem die Betroffenen steckenbleiben, denn für viele ist eine Rückkehr ins vorherige Leben schwierig. Wer nicht selber in der Lage ist, sich Hilfe zu holen, fällt durch das Sieb im Sozialstaat“, bringt es die Sozialpädagogin auf den Punkt.

In den vergangenen Monaten sei die Anzahl derjenigen, die Unterstützung suchen, gestiegen. Grund dafür sei auch der eingestellte Publikumsverkehr in vielen Behörden: „Die Menschen kommen zu uns, um Hilfe beim Ausfüllen von Formularen zu erhalten. Aber auch fehlende Sozialkontakte führen die Menschen zu uns. Es tut ihnen gut, mit jemandem zu reden“.

Keine Anmeldung nötig

Wichtig ist den Beratern, dass Betroffene „aus freien Stücken“ Hilfe suchen. Denn: Gezwungen werden soll niemand. Montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr haben die Berater ein offenes Ohr und zwar, trotz Pandemie, nach wie vor ohne Anmeldung: „Probleme kommen spontan, die kann man nicht planen.“

Julia Mühling Leiterin der Beratungsstelle Menschen untersützen
Die Leiterin der Beratungsstelle, Julia Mühling, und ihr Team möchte wohnungslose Menschen auf ihrem persönlichen Weg unterstützen. © Daniela Weber

Uns ist es wichtig alle Menschen, die unsere Hilfe möchten, zu beraten und sie auf ihrem persönlichen Weg zu unterstützen.

Leiterin Julia Mühling

Zukünftig möchten Julia Mühling und ihr Team ihr Angebot um ein „Mobiles Büro“ erweitern. Mit einem Bulli sollen auch Betroffene außerhalb von Arnsberg erreicht werden. „Uns ist es wichtig alle Menschen, die unsere Hilfe möchten, zu beraten und sie auf ihrem persönlichen Weg zu unterstützen“, so die Leiterin abschließend.

Hintergrund

Die Beratungsstelle unterstützt bei der Sicherung des Lebensunterhaltes, dem Erhalt der Wohnung, der Suche nach einer neuen Wohnung und der materiellen Existenzsicherung. Außerdem stellt die Beratungsstelle eine postalische Erreichbarkeit und eine vorübergehende Kontoführung zur Verfügung. Infos unter www.diakonie-ruhr-hellweg.de.

Auch interessant

Kommentare