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Ein Jahr nach dem Hochwasser: So ist die Lage in Arnsberg und Sundern

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Von: Rebecca Weber

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Hachen Hochwasser
Ein verheerendes Bild: Die Hachener Straße und Teile des Ortskerns wurden komplett überflutet. © Privat

Über die Ufer getretene Bäche, vollgelaufene Keller und Gebäude, überflutete Firmengelände und Sportplätze in der Region – die Bilder des Starkregen- und Hochwasserereignisses im Juli 2021 sind bei vielen Menschen auch ein Jahr danach noch präsent. Wie sieht es heute, ein Jahr danach, in Arnsberg und Sundern aus?

Arnsberg/Sundern - In der Stadt Sundern dauern die Arbeiten zur Beseitigung der Schäden bis heute weiter an.

Zunächst wurden unter anderem die städtischen Brückenkörper freigeräumt, um diese Nadelöhrbereiche zu entschärfen. „Aktuell läuft vor allem noch die größere Baumaßnahme zur Beseitigung der Schäden im Bereich der Papierfabrik in Sundern. Daneben werden zahlreiche kleinere Schadensstellen im gesamten Stadtgebiet weiterhin abgearbeitet. Durch die erfolgte Priorisierung der Maßnahmen sind viele der großen Baumaßnahmen inzwischen abgeschlossen“, berichtet Lars Ohlig, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und öffentliche Infrastruktur.

Sundern will Retentionsflächen schaffen

Gleichzeitig wurde geschaut, wie im Zuge der Beseitigung der entstandenen Schäden innerhalb der Flussbereich Retentionsraum geschaffen werden könne. Hier seien in vielen Fällen Grunderwerbsverhandlungen erforderlich, die aktuell in Teilen laufen. Hinzu kämen dann weitere Planungen und Abstimmungen mit Fördergeber und städtischem Haushalt, führt Ohlig weiter aus. „Leider ist die Schaffung von Retentionsraum ein längerer Prozess, der nicht innerhalb eines Jahres umzusetzen ist.“

Einen Arbeitskreis „Hochwasser“ gebe es in Sundern übrigens bereits seit dem Starkregenereignis 2007. Die Erkenntnisse aus der Hochwasserlage von Juli 2021 seien in Bezug auf Zuständigkeiten, Kommunikation, Verbesserung der Datenlage in die entsprechende Alarmablaufplanung eingearbeitet worden. Informationen zu Hochwasser und Starkregen aktualisiert die Stadtverwaltung auf ihrer Homepage regelmäßig. So sind hier etwa eine Starkregenkarte für Sundern oder Links etwa zum Leitfaden zu Vor- und Nachsorge bei Hochwasser zu finden.

Aktuelle Pläne der Stadt Arnsberg

Arnsberg ist bei der Hochwasserkatastrophe am 14./15. Juli 2021 vergleichsweise glimpflich davongekommen. „Bei der Stadt Arnsberg sind 35 Anträge auf Soforthilfe von privaten Haushalten bewilligt worden. Acht Anträge von Gewerbebetrieben auf Soforthilfe wurden direkt vom Land ausgezahlt“, berichtet Pressesprecherin Ramona Eifert auf Kurier-Anfrage.

Aus Sicht der Stadt Arnsberg war die Überflutung des Sportplatzes Müschede der größte Schaden durch das Hochwasser. Der Kunstrasenplatz muss komplett erneuert werden. Um für diese Baumaßnahme eine Förderung durch das Land NRW zu erhalten, sei es erforderlich sicherzustellen, dass der Platz bei einem ähnlichen Hochwasser nicht wieder zerstört wird. Daher werde derzeit an entsprechenden Maßnahmen gearbeitet, die auch eine Renaturierung der Röhr in dem Bereich beinhalten sollen.

An der Ruhr hatte die in den vergangenen Jahren an vielen Stellen erfolgte Renaturierung dafür gesorgt, dass die Situation in Arnsberg nicht noch schlimmer war. Aktuell befinden sich zwei technische Hochwasserschutzplanungen in Arnsberg an der Hansastraße und in Unterhüsten im wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren, heißt es weiter von der Stadt.

Die Verwaltung, insbesondere die Feuerwehr, suche derzeit zudem nach Möglichkeiten, wie die Datenlage zur Wettervorhersage verbessert und wie die Bevölkerung zukünftig schneller informiert werden könne. Dieses Thema soll auch in das Projekt Smart City eingebunden werden.

Im Herbst 2021 wurde eine Starkregengefahrenkarte für das Stadtgebiet veröffentlicht. „Aktuell ist die flächenhafte und objektbezogene Risikoanalyse fertiggestellt worden. Diese Daten werden der Stadtverwaltung kurzfristig zur Verfügung gestellt“, so die Pressesprecherin. Sie sollen unter anderem im Herbst in Arbeitskreisen Thema sein.

DRK startet zwei Hilfsprojekte

Den vielen betroffenen Bürgern stand im Juli 2021 und in der Zeit danach unter anderem das Rote Kreuz zur Seite. Die Helfer sortierten und vermittelten unter anderem große Mengen an gespendeten Hilfsgütern. Und die Hochwasserhilfe dauert bis heute an: So wurden im Gebiet Westfalen-Lippe mit Hilfe der Spendengelder, die im Zusammenhang mit der Flut eingingen, zwei langfristige Projekte auf den Weg gebracht: Die Wiederaufbauhilfe im Quartier, bei der es unter anderem um die Beantragung von Fördergeldern geht sowie die „Herz- und Seelenhilfe“, die Betroffene psychische und emotional stärken soll.

„Die ersten Herz- und Seelenmenschen werden Ende August in der Region ausgebildet. Sie sollen ansprechbar sein, vermitteln und Hemmschwellen senken, damit Betroffene den Mut finden, sich Hilfe zu suchen“, schildert Christoph Decker, lokaler Projektverantwortlicher für die Herz- und Seelenhilfe. Aus der Geschäftsstelle Arnsberg ist er unter anderem für den HSK und den Kreis Olpe zuständig.

Ein ganz konkretes Projekt soll demnächst außerdem in Hachen entstehen: „Hier ist ein offener Bürgertreff geplant, der voraussichtlich nach den Sommerferien eröffnet werden soll“, kündigt Christoph Decker an. Hier soll es um den Austausch, aber auch um Prävention und „alltagstaugliche Katastrophenhilfe“ (zum Beispiel wie kocht man bei einem Stromausfall?) gehen.

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