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Energieberater im Interview über Einsparmöglichkeiten und falsche Mythen

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Von: Rebecca Weber

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Verbraucherzentrale Carsten Peters Energieberater
Energieberater Carsten Peters (li.) und Arnsbergs Klimaschutzmanager Sebastian Marcel Witte stellten das neue E-Lastenfahrrad der Verbraucherzentrale NRW vor. © Gaby Decker

Ob rasant steigende Kosten oder der Wunsch nach Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen – die Verbraucherzentrale (VZ) in Arnsberg erreichen derzeit immens viele Fragen rund um das Thema Energie.

Arnsberg - Im Interview spricht Energieberater Carsten Peters über die Anliegen der Bürger sowie mögliche Schritte und Tipps zum Energiesparen.

Mit welchen Fragen wenden sich Bürger derzeit in erster Linie an die Verbraucherzentrale?

Das sind zum einen viele energierechtliche Fragen, etwa ist der Preis so richtig? Darf das so sein? weil vielen Bürgern der Überblick fehlt. Bei mir in der Energieberatung gibt es viele gezielte Nachfragen nach Photovoltaik-Anlagen, um den Stromverbrauch durch den Einsatz von Solarstrom zu reduzieren, aber auch zum Thema Heizungsaustausch oder anderen Optimierungsmaßnahmen.

Das heißt der Aufklärungsbedarf hinsichtlich Photovoltaik und Co. ist nach wie vor groß?

Die Akzeptanz und die Nachfragen sind schon seit Längerem gewaltig. Bei den Anfragen geht es eher darum, was so eine Anlage kostet, was sie an Strom liefert, was man selbst verbrauchen und dann eben auch einsparen kann. Lohnt sich ein Speicher oder nicht? Wichtig ist dabei immer auch der Blick in die Zukunft – ob vielleicht demnächst auch noch eine Wärmepumpe einziehen wird, was sicherlich in vielen Häusern der Fall sein wird. Oder wie es mit einem E-Auto aussieht, die Frage ist ja inzwischen nicht mehr ob, sondern eher wann. Das sind alles Faktoren, die im Einzelfall mit berücksichtigt werden sollten.

Nun hat nicht jeder die Möglichkeit, sich eine PV-Anlage auf dem Dach installieren zu lassen. Welche Möglichkeiten haben zum Beispiel Mieter hinsichtlich Solarstrom?

Für sie könnte ein Stecker-Solargerät interessant sei. Im Prinzip ist es eine Mini-Solaranlage, die aber gar nicht so mini ist, denn sie liefert schon einen großen Beitrag. Man kann sie einfach in einer Außensteckdose, auf der Terrasse oder dem Garagendach oder als Mieter auf dem Balkon. Das Gerät beinhaltet Solarpaneele und einen Wechselrichter und kann zwischen 200 und 400 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen – je nach Ausrichtung und Größe. Einzige Voraussetzung ist, dass man die Mini-Anlage beim Netzbetreiber – in Arnsberg und Sundern ist es Westnetz – anmelden und ein zusätzlichen Zähler eingebaut werden muss, der misst wie viel Strom raus und rein geht. Das ist gesetzlich so geregelt. Ganz grob haben sich die Geräte in der Regel so zwischen acht und zwölf Jahren amortisiert

Angesichts der gestiegenen Preise gibt es derzeit sicherlich auch viele Anfragen konkret zum Thema Heizen, oder?

Definitv. Soll ich direkt eine Wärmepumpe einbauen, oder einen Pellet- oder Holzofen oder welche anderen Optimierungsmaßnahmen gibt es? sind Fragen, die uns erreichen. Beim Neubau ist es heute schon so, dass generell Wärmepumpen eingebaut werden. Bei Sanierungen wird häufig auf Wärmepumpe oder Holzfeuerung in Kombination mit Solarthermie umgestellt. Diese Modelle sind auch noch förderfähig. Solarthermie – für Wärme beziehungsweise Warmwasseraufbereitung – kann übrigens auch in Ergänzung zu einer vorhandenen Heizung genutzt und gefördert werden. Gerade in Bezug auf regenerative Heizungstechnik gibt es noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Konkrete Aussagen sind meist nur ein Einzelberatungen möglich.

Ist denn eine Umrüstung des Heizsystems – auch angesichts hoher Investitionskosten und langer Lieferzeiten – die einzige Lösung?

Nein, häufig unterschätzt wird das Thema Dämmung. Wenn man zum Beispiel noch eine relativ junge Heizung (bis circa 16 bis 18 Jahre) hat, kann man sich auch erstmal Gedanken machen, ob es ein altes Häuschen ist, dessen Fassade gedämmt werden könnte. Oder Fenster auszutauschen oder das Dach zu erneuern. Da gibt es viele Möglichkeiten und richtig gedämmt ist es viel behaglicher. Dass das Dämmen der Fassade Schimmel erzeugt ist übrigens ein Mythos, der so nicht stimmt.

Gibt es noch andere Mythen rund um Energie und Heizung?

Mein Eindruck ist, dass sich gerade um Wärmepumpe und Pellets zu viele Mythen ranken. ‘Eine Wärmepumpe muss unbedingt Fußbodenheizung haben’, zum Beispiel, das ist längst überholt. Ein gemeinsamer Mythos zwischen Photovoltaik und Wärmepumpe ist, dass vielfach erzählt wird, dass mit einer PV-Anlage kaum mehr Wärmepumpenstrom eingekauft werden muss. Das Problem ist nur: In Wintermonaten habe ich kaum Solarstrom. Daran kann dann auch ein Speicher nichts ändern.

E-Mobilität ist ein weiteres aktuelles Thema, nicht nur auf dem Kfz-Markt. So hat die Verbraucherzentrale jüngst ein ganz besonderes E-Mobil vorgestellt, das beim Aktionsstand in Neheim viele neugierige Blicke auf sich gezogen hat. Verraten Sie uns mehr darüber?

Das E-Lastenfahrrad ist eine Mischung aus E-Bike und Lastenfahrrad, welches aber auch die Möglichkeit zum Mitfahren bietet. Angetrieben wird es per Pedal mit E-Unterstützung. Darüber hinaus sind hinten am Lastenfahrrad und im Fahrgastraum Akkumulatoren angebracht, die sich mit Solarzellen auf dem Dach aufladen. Darüber kann man den E-Antrieb versorgen oder während der Fahrt zum Beispiel sein Tablet oder Handy aufladen. Es soll die Wende im Fahrzeugbereich symbolisieren. Ein Lastenfahrrad kann man gut für Einkäufe im näheren Umkreis nutzen, um Sprit zu sparen und mit E-Motor ist die Motivation dafür gleich nochmal höher. Noch umweltfreundlicher wird es, wenn man den Fahrradakku zu Hause mit Solarstrom auflädt. Auf diese Möglichkeiten der heutigen Technik wollen wir mit dem – mit Hilfe von Fördermitteln von der Verbraucherzentrale NRW entwickelten – „Demonstrationsgerät“ aufmerksam machen.

Vortrag in Sundern: Wärmepumpe: Vorteile und Fördermöglichkeiten

Welche Vorteile die Wärmepumpe gegenüber herkömmlichen Heiztechnologien hat und wie Verbraucher in Sundern günstige Fördermöglichkeiten nutzen können, erklärt Carsten Peters, Energieberater der Verbraucherzentrale Arnsberg, am Mittwoch, 19. Oktober ab 18 Uhr, in der Aula der Realschule Sundern in einem Seminar der VHS Sundern.

Die Teilnehmer erhalten außerdem Informationen zur Installation und Inbetriebnahme der Wärmepumpe und erfahren, wie Bestandsgebäude (Ein- und Mehrfamilienhäuser) fit gemacht werden können für die Heiztechnologie.

Nach einem Überblick zu Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen, finanzieller Förderung und der Planung der neuen Heizung, haben Interessierte die Möglichkeit, dem Energie-Experten der Verbraucherzentrale individuelle Fragen zu stellen.

Der Eintritt ist frei. Für die Teilnahme ist eine kurze Anmeldung bei der VHS-Sundern erforderlich: Tel. 02933/ 4070; Email: s.rohe@vhs-arnsberg-sundern.de.

Beratungsangebote der Verbraucherzentrale

Für Bürger aus Arnsberg: Beratung zu Solarstrom im Ersatzrathaus Goethestraße (ehemalige Realschule) und Altes Rathaus am (Alter Markt) jeweils an einem Dienstag im Monat: Termine per E-Mail unter arnsberg.energie@verbraucherzentrale.nrw
Terminbuchung: Video- oder Telefonberatung: https://www.verbraucherzentrale.nrw/termin-vereinbaren-68144
Hotline Energielotse: Tel. 0211/33 996 555 , Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr
Verbraucherzentrale Arnsberg – Energieberatung: Tel. 02932/51097-05
Hinweis: Aufgrund der extrem hohen Nachfrage kann es derzeit zu längeren Wartezeiten bis zur Rückmeldung beziehungsweise Beratung kommen.

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