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Helfer mit Herz und Leidenschaft: Arzt aus dem Sauerland engagiert sich ehrenamtlich in Krisengebieten 

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Von: Daniela Weber

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Helfer Sauerland
Helfer mit Herz: Affan Ghafoor, Assistenzarzt am Klinikum Hochsauerland, hat im Erdbebengebiet humanitäre und medizinische Hilfe geleistet. © Klinikum Hochsauerland

Dort helfen, wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird – mit diesem persönlichen Antrieb ist der junge Assistenzarzt Affan Ghafoor schon seit einigen Jahren ehrenamtlich in den verschiedensten Krisengebieten auf der Welt tätig. Seine Einsätze führten ihn bereits nach Afrika, in die Ukraine und zuletzt in das Erdbebengebiet in der Türkei.

Hüsten/Hochsauerland – Dort helfen, wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird – mit diesem persönlichen Antrieb ist der junge Assistenzarzt Affan Ghafoor schon seit einigen Jahren ehrenamtlich in den verschiedensten Krisengebieten auf der Welt tätig. Seine Einsätze führten ihn bereits nach Afrika, in die Ukraine und zuletzt in das Erdbebengebiet in der Türkei.

Erster Einsatz in Togo

Wie fing alles an? Als der 31-Jährige Anfang 2018 kurz vor dem Abschluss seines Medizinstudiums stand, stellte er sich selbst eine entscheidende und auch wegweisende Frage: „Wie kann ich das, was ich gelernt habe, bestmöglich nutzen?“ Durch Kommilitonen und Freunde wurde er damals auf die internationalen Hilfsorganisation „Humanity First“ (siehe Infokasten) aufmerksam, die sich um Opfer von Katastrophen kümmert.

Humanity First

Humanity First wurde 1995 in Großbritannien durch die Ahmadiyya Muslim Jamaat als unabhängige NGO gegründet. Seit dem Jahr 2000 konzentiert sich die Organisation auf längerfristig angelegte Hilfsprojekte in den Bereichen Gesundheit, Schulbildung, Ausbildung, Wasserversorgung und Waisenbetreuung. Heute ist Humanity First in 52 Ländern auf sechs Kontinenten registriert. 

„Mein erster Einsatz für die Organisation führte mich nach Togo. Dort war ich etwas mehr als zwei Wochen“, erklärt Affan Ghafoor im Gespräch mit dem SauerlandKurier. Ein passendes Wort, das seine ersten Eindrücke in dem westafrikanischen Staat perfekt zusammenfasst, findet der Mediziner vom Klinikum Hochsauerland nicht: „Ich war erstaunt, aber auch geschockt, und vor allem dankbar, für die Möglichkeit im Ausland zu helfen“, beschreibt er seine Emotionen.

Wüste, Holzhütten, unbefestigte Straßen – der Kontrast zu seiner sauerländischen Heimat hätte nicht größer sein können. „Alles war komplett auf Null“, erinnert sich der 31-Jährige. Dennoch gab es für ihn keinen Grund, sich unsicher zu fühlen. Im Rahmen seines Praktischen Jahres hatte der damalige Student bereits den Berufsalltag im Krankenhaus kennengelernt und vor Ort in Togo arbeitete er in einem medizinischen Camp in einem Team von erfahrenen Ärzten. „Die Aufgaben wurden nach Ausbildungsstand aufgeteilt. Für mich war das natürlich eine interessante neue Herausforderung.“

Wo war Affan Ghafoor bereits?

Nach diesem Aufenthalt reiste Ghafoor noch weitere Male mit „Humanity First“ nach Afrika. Insgesamt sechs Mal war er bereits dort. Seine weiteren Einsatzorte waren in Benin, den Inselstaaten São Tomé und Madagaskar und Tschad. Nicht nur die Armut und die teils schlechte Infrastruktur in diesen Ländern waren für den jungen Mediziner eine komplett neue Erfahrung, auch auf medizinischer Ebene lernte er dazu. „Man wird in Afrika teilweise mit Krankheiten konfrontiert, die es in Deutschland kaum oder gar nicht gibt. Und wir hatten auch nur die nötigste medizinische Ausrüstung mit dabei. Man muss dort mit dem zurecht kommen, was man hat.“

Affan Sauerland
Affan Ghafoor ist seit einigen Jahren Mitglied der internationalen Hilfsorganisation „Humanity First“. © Klinikum Hochsauerland

Von den Krisengebieten in Afrika führte sein ehrenamtliches Engagement ihn in die Ukraine und kürzlich, nach dem verheerenden Erdbeben, in die Türkei. Dort ist Affan Ghafoor bewusst geworden, wie schnell sich der gewohnte Alltag durch eine Naturkatastrophe verändern kann – von jetzt auf gleich, ohne große Vorwarnung.

Der Flughafen ist sehr gut ausgebaut, aber im Erdbebengebiet sind die Innenstädte teilweise komplett zerstört. Viele Menschen leben nun – auch langfristig – in Zeltstädten. Ich habe selbst in einem der Zelte gelebt – zwischen den Menschen mit ihren sichtbaren und unsichtbaren Verletzungen.

Affan Ghafoor

„Der Flughafen ist sehr gut ausgebaut, aber im Erdbebengebiet sind die Innenstädte teilweise komplett zerstört. Viele Menschen leben nun – auch langfristig – in Zeltstädten. Ich habe selbst in einem der Zelte gelebt – zwischen den Menschen mit ihren sichtbaren und unsichtbaren Verletzungen“, blickt der Arzt auf den einwöchigen Dienst zurück, den er anstrengender als einen ganzen Monat empfand. Viele Menschen seien traumatisiert. Einige hätten Bruchverletzungen gehabt, weil sie aus Angst aus den Fenstern ihrer Häuser gesprungen seien. „Andere hatten sich Verbrühungen zugezogen durch Kochtöpfe, die durch das Beben umgekippt oder vom Herd heruntergefallen waren.“

Nachbeben hautnah miterlebt

In Antakya im Südosten der Türkei – dort verrichtete er seinen Dienst – erlebte der junge Arzt Panik und Schock hautnah mit, als ein starkes Nachbeben den Ort heimsuchte. „Wir haben versucht, die Menschen zu beruhigen. In dem Moment habe ich auch erst gar nicht so richtig realisiert, was da eigentlich vor sich geht, deswegen hatte ich selbst keine Angst. Aber rückblickend kann ich sagen, dass es ein sehr heftiges Nachbeben war.“

Zurück in den Alltag?

Doch wie kehrt man nach solchen Eindrücken zurück in den Alltag? Das sei nicht einfach: „Gedanklich ist man noch eine Weile in dem Krisengebiet und denkt an die Menschen dort zurück, die krank sind, teilweise alles verloren haben“, sagt Affan Ghafoor mit trauriger Stimme. Aber nicht nur das Leid und die Verzweiflung der Menschen bleiben bei dem sympathischen Mediziner in Erinnerung, sondern auch die schönen, bewegenden Momente. „Die Leute sind immer so dankbar. In der Türkei hatte ich zuletzt ein besonderes Erlebnis. Der Vater eines Mädchens, das wir behandelt hatten, kam jeden Tag zu uns, um uns selbst gebrühten Kaffee zu bringen. Einfach weil er so dankbar und glücklich war, dass wir seiner Tochter geholfen haben“, blickt er mit einem Lächeln zurück.

Nach seiner Facharztausbildung möchte Affan Ghafoor sein Engagement im Ausland noch ausbauen – und kann sich sogar einen längeren Aufenthalt außerhalb Deutschlands vorstellen, um bessere Einblicke in die Arbeit in anderen Ländern zu erhalten. Denn das seien Erfahrungen, die einen prägen und weiterbringen. „Man ist selbst sehr mitgenommen, wenn man das Leid vor Ort sieht. Aber der Aufenthalt und die Menschen dort geben einem auch viel zurück.“

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