Initiator spricht im Interview über Wanderroute „Klosterwirtschaft Rumbeck“ und Pläne für Klosterareal

In die Klostergeschichte eintauchen können Wanderer seit inzwischen rund dreieinhalb Jahren auf der Wanderroute „Klosterwirtschaft Rumbeck“, die am ehemaligen Kloster in Rumbeck startet. Der Weg kommt bei Wanderern gut an, weiß Initiator Wolfram Blanke.
Rumbeck –Pünktlich zum Start der Wandersaison zieht er im Interview mit Rebecca Weber Bilanz, verrät besondere Highlights am Weg und wirft einen Blick in die Zukunft. Denn auch am Kloster tut sich einiges.
Was zeichnet den Weg insgesamt aus?
„Auf knapp neun Kilometern sind die Wanderer inklusive Lesen der Informationen der Wanderbroschüre „Klosterwirtschaft Rumbeck“ für circa fünf Stunden unterwegs; immerhin hat man auch circa 200 Höhenmeter zu bewältigen. Der gut ausgezeichnete Weg führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit viel Laubwald, Wiesen und Bachtälern. Vielleicht sieht man ein Reh, eine Wildkatze oder einen Schwarzstorch. Viele Menschen äußern sich begeistert über die Informationen und Hintergründe zur Klostergeschichte beziehungsweise den Spuren, die die klösterliche Bewirtschaftung im Walde hinterlassen hat. Bereits die Anleitung zum Lesen der Landschaft ist für die meisten Waldbesucher hilfreich, sodass sie auch bei anderen Wanderungen in der Lage sind, unnatürliche Besonderheiten zu erkennen.“
„Lesen der Landschaft“ – was bedeutet das denn?
„Bei genauem Hinsehen lassen sich überall im „Landschaftsarchiv Wald“ Merkmale entdecken, die nicht natürlichen Ursprungs sind. Über viele Jahrhunderte hat der Wald Veränderungen bewahrt, die durch menschliche Nutzung der Natur verursacht sind. Vielleicht Löcher, Gräben und Hügel, vielleicht Steinhaufen, Mauerreste und Hohlwege, kleinräumig ortsfremde Vegetation oder ähnliches. Schnell drängt sich dann die Frage auf: Warum ist das hier? Wer hat das gemacht? Als Folge entstehen in unseren Köpfen lebendige Bilder der Vergangenheit.“
Was sind besondere Stationen am Weg?
„Jede Station für sich ist etwas Besonderes und illustriert einen anderen Bereich der Bewirtschaftung, die durch das Kloster oder die daraus folgende Besiedlung entstanden ist. Faszinierend und richtungsweisend ist immer wieder der schonende Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen, zum Beispiel mit Wasser. Im Mühlbachtal ist die als Bodendenkmal ausgewiesene Wassergewinnungsanlage mit Sammelgräben im Hang zu entdecken. Der Sammelteich dient heute als zeitgemäßes Feuchtbiotop. Außerdem ist das ausgeklügelte System der Wiesenbewässerung bemerkenswert. Es ging den Menschen früher aus gutem Grund darum, dass Wasser möglichst lange im Wald zurückzuhalten. So erfüllte es den Zweck der Feuchthaltung der Wiesen einerseits und der Vorratshaltung zum Mühlenbetrieb andererseits.“

Wie ist die Resonanz der Wanderer?
„Die Parkplätze sind regelmäßig mit Autos von Wanderern belegt. Die meisten Leute haben Rucksack und Wanderbroschüre bei sich. Wir freuen uns über Interesse und Wertschätzung, die über den Wanderweg hinaus auch das eigentliche Klostergelände umfasst. Die meisten Wanderer kommen anders aus dem Wald heraus, als sie hineingegangen sind. Und nach der Wanderung findet man die Wanderer oftmals bei Kaffee und Kuchen im ehemaligen Schafstall des Klostergutes.“
Inwiefern kann der Weg die Wanderer „verändern“?
„Nur wenn wir die Vergangenheit begreifen, können wir deren Wert ermessen und heute auf diesen Wurzeln leben. Für die Lösung mancher Probleme der Gegenwart ist ein Blick in die Vergangenheit hilfreich und anregend. Das steigende Interesse der Menschen am Erlebnis der Geschichte ist hier ein wesentlicher Motor der weiteren Entwicklungen.“
Auch am Kloster Rumbeck tut sich einiges. Was waren hier die ersten Schritte?
„Durch die großzügige Zuweisung von Fördermitteln war es möglich, mehrere Projekte anzugehen. Die Sichtbarmachung der Kornmühle mit einem Mühlrad sowie die Stabilisierung des Mühlengebäudes waren dabei erste wichtige Schritte. Inzwischen kann das Mühlrad ohne Fremdenergie durch ablaufendes Bachwasser betrieben werden. Die Gebäude des Klosters sollen durch eine ansprechende Beleuchtung in Szene gesetzt werden. Die dafür notwendige Infrastruktur wird gerade in vielen kleinen Schritten geschaffen. Der „Förderverein Dorf und Kloster Rumbeck e.V.“ möchte die Beleuchtung noch in diesem Sommer in Betrieb nehmen.“

Welche Neuerungen sind darüber hinaus geplant?
„Im Klostergelände ist das Leben der Vergangenheit kaum zu erkennen. Hier sind Stelen in Vorbereitung, die an verschiedenen Stellen Inhalte und Funktion erläutern. Die Führung der Besucher wird sich auch den Menschen erschließen, die durch starke Sehbehinderung bisher ausgrenzt waren. Wir arbeiten daran. Wie im Kloster Wedinghausen entsteht ein „Pocketguide“ (kleines bebildertes Heft), das weitere Informationen zu Vergangenheit und Gegenwart des Klosters liefert. Mit dem Erscheinen des Heftes ist ebenfalls im Sommer zu rechnen. Die Stadt Arnsberg arbeitet intensiv an dieser Inwertsetzung des Klosters Rumbeck mit. So wurde nicht nur die Ruinenmauer (Restmauer des abgebrannten Kornhauses) saniert, sondern auch die Bushaltestelle versetzt, damit der Gebäudekomplex in seiner Gesamtheit besser zu erkennen sind.“
Die Kulturlandschaft Wald wurde zum „Kulturdenkmal des Jahres 2023“ benannt. Was bedeutet das und wie können die Arnsberger Projekte (wie auch der bekannte Wanderweg „Kurfürstlicher Thiergarten) davon profitieren?
„Der Bundesverband Heimat und Umwelt (BHU) als Zusammenschluss der lokalen Heimatverbände hat mit dieser Benennung eine richtungsweisende Entscheidung getroffen. Die von vielen lokalen Akteuren inszenierten Spuren der Ortsgeschichte sind wertvolle Zeugen der Vergangenheit. Wo auch immer kleine „Zeitzeugen“ aufgefunden werden, gilt es diese zu sichern, damit die Geschichte vor Ort auch in Zukunft noch erlebbar ist. „Kulturdenkmal des Jahres 2023“ ist damit nicht nur eine Auszeichnung für bestehende kulturhistorische Wege, sondern soll auch als Anregung zu Schutz und Sichtbarmachung unserer Kulturgüter verstanden werden.“
Weitere Informationen gibt es unter https://www.foerderverein-rumbeck.de/Wanderweg_Klosterwirtschaft Die Wanderbroschüre „Klosterwirtschaft Rumbeck“ gibt es im Buchhandel und im Konvent-Kaffee