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Kreisoberst im Interview: So schwierig ist die Situation für die Schützenvereine

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Von: Stefanie Nöcker

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Dietrich-Wilhelm Dönneweg, Kreisoberst des Arnsberger Kreisschützenbundes, spricht im Interview über die aktuelle Situation.
Dietrich-Wilhelm Dönneweg, der Kreisoberst des Arnsberger Kreisschützenbundes, spricht im Interview über die aktuelle Situation (für Vollbild oben rechts klicken). © Privat

Kein Vogelschießen, keine Festzüge, kein Beisammensein – Schützenvereine und Fans der Traditionsveranstaltung müssen erneut ganz stark sein. Bereits das zweite Jahr in Folge sind die Vereine aufgrund von Corona wohl gezwungen, ihre Schützenfeste abzusagen.

Arnsberg – Und bereits jetzt steht fest, dass das Bundesschützenfest 2022 im Kreis Olpe nicht stattfinden wird. Im Interview spricht Dietrich-Wilhelm Dönneweg, Kreisoberst des Arnsberger Kreisschützenbundes, über die aktuelle Situation.

Herr Dönneweg, wie blicken Sie auf die diesjährige Schützenfestsaison und welche Chancen sehen Sie für die Feste in der zweiten Saisonhälfte?

Im Moment sieht es so aus, dass der Großteil der Vereine im Kreisschützenbund Arnsberg die Schützenfeste und Veranstaltungen abgesagt hat – jedenfalls was das erste Halbjahr betrifft. Im zweiten Halbjahr sieht es so aus, dass wir auch keine Schützenfeste feiern werden. Aber wir werden andere Dinge tun, damit wir die Mitglieder bei Laune halten. Wir werden Veranstaltungen machen, den Schützen etwas vorbei bringen oder sie in Videokonferenzen unterrichten, wie denn das Schützenfestjahr hätte aussehen können. Jeder Verein macht für sich irgendetwas, sodass wir auf jeden Fall für die Schützenbrüder präsent bleiben. 

Die Feste finden also voraussichtlich das zweite Jahr in Folge nicht statt. Wie ist da die Gefühlslage? 

Wir sind traurig und enttäuscht. Nicht nur ich, sondern der gesamte Vorstand, die Schützenvereine und Vorstände, dass wir dieses Jahr wieder nichts machen können. Wir stehen mit dem Rücken an der Wand. Wir müssen auch unsere Jungschützen bei Laune halten. Und da geht aktuell überhaupt nichts. Das ist eigentlich schon ein großes Trauerspiel – nicht nur für die Schützenvereine, sondern für alle Vereine. Es gibt mittlerweile zudem schon welche, die sagen, dass wir auch 2022 nicht feiern können. Wir verlieren im Grunde völlig den Kontakt zu unseren Mitbürgern. 

Welche wirtschaftlichen Folgen haben die Ausfälle der Schützenfeste?

Es gibt Vereine, die haben ein gutes Finanzpolster. Es gibt aber auch welche, die haben eben kein gutes Finanzpolster, keine großen Sponsoren und sind eigentlich auf die Veranstaltungen, die sie im Laufe des Jahres neben dem Schützenfest ausrichten, angewiesen. Es sind durch die Schützenhallen weiterhin Kosten da. Aus dieser Sicht wird es natürlich immer kritischer. Das muss man ganz ehrlich so sagen. Für diese kleinen Vereine wird es sehr schwierig werden, zu überleben.

Welche Perspektiven gibt es gerade für diese Vereine?

Es gibt vom Land NRW einen sogenannten Fördertopf, aus dem man Mittel beantragen kann. Diese Beantragung ist jedoch sehr aufwendig, da benötigt man schon Hilfe vom Steuerberater. Im Moment kann man bis zu 10.000 Euro erhalten, zwei Drittel davon müssen zurückgezahlt werden. Diese Gelder sind zweckgebunden. Große Vereine beantragen das, weil sie einen Steuerberater im Hintergrund haben. Aber bei den kleinen Vereinen ist das sehr schwierig. Diese müssen mit aller Macht versuchen, sich irgendwie über Wasser zu halten. Das ist zwar grausam, aber leider Gottes so.

Inwieweit steht der Kreisschützenbund mit Rat und Tat zur Seite?

Wir haben in dem vergangenen Jahr auf unsere Mitgliederbeiträge verzichtet. Für den gesamten Kreisschützenbund sind das 7.000 Euro. Davon müssen wir ein Drittel abführen – an den Sauerländer Schützenbund. Auch er hat diese Beiträge im vergangenen Jahr erlassen. Das ist zwar ein Tropfen auf den heißen Stein. In einer Solidaritätsgemeinschaft sollte man das aber machen. In diesem Jahr haben wir dergleichen noch nicht gemacht, weil wir noch nicht wissen, wie es weitergeht. Alle hoffen darauf, dass 2022 doch wieder etwas läuft, um die Kosten dann auffangen zu können.

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