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Interview: Smart-City-Manager über digitales Arnsberg und Bürgerbeteiligung 

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Smart-City-Manager Arnsberg Lars Morgenbrod
Der Smart-City-Manager der Stadt Arnsberg, Lars Morgenbrod, spricht über Perspektiven und Möglichkeiten, die sich hinter dem Begriff „Smart City“ verstecken. © Stadt Arnsberg

Die Stadt Arnsberg hat sich auf den Weg in die Zukunft gemacht, die ihren Bürger vielfältige Gestaltungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten an den Entwicklungsprozessen in Arnsberg geben will. „Smart City“ heißt das Zauberwort dafür, das die Entwicklungsprozesse zu einer demokratischen, nachhaltigen und klimaneutralen Kommune begleiten will. Auch Beteiligungsprozesse gehören dazu.

Arnsberg - Das Referat „Smartes Digitales Arnsberg“ der Stadt Arnsberg mit Esther von Kuczkowski, Lars Morgenbrod und Sebastian Josten plant und koordiniert verschiedene Smart-City-Projekte in Arnsberg.

Über den Begriff „Smart City“ und die nachhaltigen Möglichkeiten für die Stadt spricht Smart-City-Manager Lars Morgenbrod im Interview:

Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „Smart City“?
Im Rahmen von „Smart City“ stellen wir uns die Frage, wie wir Technologien für eine nachhaltige Entwicklung hier in Arnsberg einsetzen können. Ganz besonders im Fokus stehen dabei digitale Technologien. Wir stellen dies gerne in die Reihe: Smartphone, Smart Home, Smart City. Vom privaten Umfeld in das öffentliche Leben: Wie können wir Innovationen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger einsetzen? Fest steht: Der digitale Wandel nimmt großen Einfluss auf all unsere Lebens- und Arbeitsbereiche. Durch die Corona-Pandemie wird dies noch verstärkt. Anstatt jedoch den digitalen Wandel einfach nur geschehen zu lassen, wollen wir in Arnsberg den Wandel gestalten. Wir sehen smarte Technologien als Werkzeuge um nachhaltiger, das heißt für uns auch transparenter, vernetzter, ökologischer und sozial inklusiver zu werden. Technologie soll aber nur da eingesetzt werden, wo sie dem Menschen dient.

Gibt es schon Beispiele für „Smart City“ in der Stadt Arnsberg?
Ja, die gibt es. Als Beispiel möchte ich unsere intelligente Straßenbeleuchtung auf dem neuen Radexpressweg Jahnallee in Neheim nennen, die nur dann leuchtet, wenn jemand auf dieser Straße fährt oder geht. Dies spart Energie und reduziert die Lichtverschmutzung. Über unser städtisches Online-Serviceportal bieten wir über 80 Services digital an, weitere werden folgen. Derzeit arbeiten wir an einem Stadtlabor. Hier wollen wir gemeinsam mit Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern digitale Technologien wie Augmented Reality oder 3-D Druck testen. Und wir wollen über unsere gemeinsame digitale Zukunft diskutieren.

Über „Smart City“ sollen jetzt ja auch Bürger der Stadt Arnsberg eingebunden werden. Wie soll das konkret aussehen?
Wir nutzen hier die neue Arnsberger Online-Beteiligungsplattform. Unter www.beteiligung.arnsberg.de gelangt man zum Portal adhocracy plus. Dort legt man sich ein Benutzerkonto an und kann dann direkt mitdiskutieren. Gerne mit dem eigenen Namen, es geht aber auch über ein Pseudonym. Zum einen möchten wir erfahren wo wir in Arnsberg aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger jetzt schon gut sind und wo nicht. Also: Wo drückt der Schuh? Wie zufrieden sind sie mit unserem Serviceportal? Wie bewerten Sie die digitale Infrastruktur? Wie souverän gehen wir mit unseren Daten um? Zum anderen wollen wir gemeinsam ein Bild der Zukunft zeichnen. Wie soll Arnsberg in Zukunft, sagen wir im Jahr 2030, aussehen? Was wollen wir bis dahin erreicht haben? Hierzu haben wir Aussagen formuliert, die bewertet und kommentiert werden können. Dazu gibt es die Möglichkeit konkrete Projektideen einzureichen.

Und zu welchen Themenfeldern genau wollen Sie auf der Beteiligungsplattform die Stimmungen und Meinungen der Bürger einsammeln?
Insgesamt haben wir die Vielzahl an Themen zu sieben Handlungsfeldern zusammengefasst, was – zugegeben – immer noch viel ist. Wir können uns die Smart City Arnsberg wie folgt vorstellen: bürgernah & gemeinsam stark, bildungsbegeistert & neugierig, produktiv & innovativ, klimaneutral & umweltfreundlich, gesund & bewegt, mobil & vernetzt sowie lebenswert & liebenswert. Dahinter verbergen sich sehr viele Themen, die wir aber auf der Beteiligungsplattform auch benennen.

Wenn sich möglichst viele Menschen aus der Stadt Arnsberg beteiligt haben, wo werden die Antworten gesammelt und was passiert damit (Stichwort Datenschutz)?
Die Plattform ist „Open Source“. Das heißt der Quellcode der Software ist offen für alle zugänglich, was tatsächlich sicherer ist. Ein anderes bekanntes Beispiel für solch ein Softwareangebot ist der bei vielen beliebte Browser Mozilla Firefox. Die Daten landen auf europäischen Servern, die mit der strengen europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) konform sind. Dies war uns bei der Auswahl der Plattform sehr wichtig. Ausgewertet werden die Informationen ausschließlich bei der Stadt Arnsberg. Unser Anspruch ist, alle Akteure fortlaufend über den Prozess zu informieren. Über unsere städtischen Webseiten, Social Media Kanäle und die neue Beteiligungsplattform.

Wie geht es denn danach mit „Smart City“ weiter? Hat die Stadt Arnsberg schon smarte Pläne für die Zukunft?
Bis Ende Oktober möchten wir eine abgestimmte Smart City Strategie aufstellen und politisch beschließen lassen. Darin wollen wir aufzeigen, wie wir uns eine smarte Stadt Arnsberg 2030 vorstellen. Also welchen Themen wollen wir uns verstärkt widmen? Welche Maßnahmen und Projekte stoßen wir an? Was tun wir für die Digitale Mündigkeit unserer Bürger? Wie nutzen wir unsere Daten gemeinwohlorientiert? Im Rahmen des Smart City Projekts haben wir noch bis Ende 2026 Zeit, um Projekte umzusetzen. Wenn uns die Bürgerinnen und Bürger Problem- oder Aufgabenstellungen benennen, die wir dringend angehen sollen – wir sprechen in diesem Zusammenhang von Anwendungsfällen – dann entwickeln wir dazu smarte Lösungen. Das geht natürlich mit oder ohne Hilfe von digitalen Technologien. Häufig geht es darum, den Menschen das Leben zu vereinfachen, ihre Autonomie zu stärken oder Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben in Arnsberg zu ermöglichen.

Was hat eigentlich der Bürger aus Arnsberg ganz konkret vom Prozess rund um „Smart City“?
Wir verstehen den Smart City Prozess als Einladung an der Zukunft unserer schönen Stadt mitzuarbeiten. Konkret geschieht das über neue Beteiligungsmöglichkeiten, Projekte oder Initiativen. Ich möchte ein Beispiel aus dem Arbeitsbereich geben, das gerade sehr präsent ist. Die Frage ist: Wie wollen wir zukünftig zusammenarbeiten? Viele Menschen arbeiten seit einem Jahr teilweise oder sogar ganz im Homeoffice. Die digitalen Möglichkeiten eröffnen völlig neue Arbeitsformen. Dies hat Auswirkungen auf Arbeitszeitmodelle, auf die Verfügbarkeit von technischen Ressourcen, auf Büromieten, auf den Verkehr, auf Fragen von Führung und Arbeitsteilung. Im Zuge dessen werden wir uns auch damit auseinandersetzen, welche Strukturen und welche Fähigkeiten wir zukünftig benötigen. Wie also können wir lernen – besser noch als bisher – mit Veränderungen umzugehen? Wie schon Heraklit 500 v. Chr. sagte: „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“

Jeder kann mitmachen: beteiligung.arnsberg.de aufrufen - als Nutzer registrieren - abstimmen und mitdiskutieren

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