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Jugendgewalt in Arnsberg: Mit diesen Maßnahmen reagiert die Stadt

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Von: Rebecca Weber

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Nach der Schlägerei mit mehreren Beteiligten auf der Neheimer Marktplatte haben Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst ihre Präsenz vor Ort erhöht.
Nach der Schlägerei mit mehreren Beteiligten auf der Neheimer Marktplatte haben Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst ihre Präsenz vor Ort erhöht. © julius kolossa

Arnsberg/Neheim – Seit den Schlagzeilen über eine Massenschlägerei im April auf dem Neheimer Markt wird über das Thema (gefühlte) Sicherheit in der Stadt intensiv diskutiert. Die Stadt Arnsberg nahm dies nun zum Anlass, um sowohl über bereits bestehende Maßnahmen und Konzepte sowie über Geplantes zu informieren.

„Dass es Jugendliche in der Stadt gibt und sie sich hier aufhalten, ist grundsätzlich etwas Gutes. Es ist völlig normal, dass sie sich dort aufhalten, wo etwas los ist und eine gewisse Infrastruktur vorhanden ist. Es lässt sich auch nicht vermeiden, dass es mal lauter wird oder auch mal zu Auseinandersetzungen kommt“, machte Bürgermeister Ralf Paul Bittner klar. „Was wir aber nicht wollen ist, dass Situationen eskalieren, Menschen belästigt, bedroht oder angegangen werden und dass es zu Vermüllungen kommt.“ Man wolle als Stadt genau schauen, welche Auslöser und Ursachen und welche Lösungen und Alternativen es gebe. So haben sich nach den Vorfällen auf der Marktplatte eine Fachgruppe und eine Präventionsgruppe „Jugendgewalt“ gegründet, um die teilweise schon bestehende Arbeit zu intensivieren.

Wie Michael John, Leiter des Dezernats 3 (Jugend, Familie, Soziales, Integration), berichtete, gebe es deutschlandweit keine Steigerung der Jugendgewalt-Fallzahlen. „Was wir aber feststellen ist, dass die Zahl der besonders herausfordernden Jugendlichen zunimmt.“ Diesen wolle man sich besonders intensiv widmen – auf unterschiedlichen Wegen. So habe das Jugendamt beschlossen, dass etwa bei polizeilichen Meldungen zu nicht strafmündigen Tätern (unter 14 Jahren) gezielt der Kontakt zu den Eltern gesucht werde und ein Besuch des allgemeinen sozialen Dienstes stattfinde, bis hin zum Einschalten des Familiengerichtes.

Gleichzeitig solle verstärkt auf Freizeitangebote geschaut werden. „Es gibt eigentlich viele, aber manchmal erreicht man die Jugendlichen nicht“, so der Jugendamtsleiter. Derzeit erfolge eine Abstimmung von sportlichen und erlebnispädagogischen Angeboten auf die Zielgruppe.

Ein Baustein, der künftig noch weiter in den Fokus gerückt werden soll, ist die Zusammenarbeit mit den Schulen. Schon jetzt gebe es 21 Schulsozialarbeiter und teilweise sozialpädagogische Angebote im Offenen Ganztag. Ziel sei außerdem, so genannte gefährdete Jugendliche, die noch nicht selbst Täter sind, in ihrer schulischen und beruflichen Entwicklung zu unterstützen. „Sie sollen sich wertgeschätzt fühlen und spüren, dass sie selbst etwas können“, unterstrich Michael John, „damit sie gar nicht erst zum Intensivtäter werden.“

In Bezug auf die jüngsten Vorfälle sagte Olaf Wiesenberg, Leiter der Polizeiwache in Arnsberg, dass es, auch wenn in der Spitze bis zu 30 Personen an einem Ort festgestellt wurden, eine geringe einstellige Zahl von Intensivtätern gebe. Ihnen würden unter anderem Straftaten wie Körperverletzung, Diebstahl und Raubdelikte zugeschrieben. Die Strafverfahren laufen derzeit noch. „Wenn wir das Problem lösen wollen, geht das nur über Konzepte der Jugendarbeit“, so der Polizeihauptkommissar.

Neben Jugendamt und Polizei ist auch das Ordnungsamt intensiv in die Fachgruppe eingebunden. Ein wichtige Rolle spielt dabei der seit 2018 aufgebaute der Kommunale Ordnungsdienst (KOD). Wie Yvonne Heseler, Leiterin des Bereichs Sicherheit und Ordnung bei der Stadt Arnsberg, berichtete, wurde die Präsenz an den sogenannten Hotspots intensiviert. „Es geht dabei nicht nur um restriktives Vorgehen, sondern auch darum, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.“

Die Arbeit der Fachgruppen sowie die genannten Maßnahmen fließen mittelfristig in die Erarbeitung eines Konzepts „Gewaltprävention Jugend“, das bis 2024 vorliegen soll. Michael John fasste zusammen: „Man kann nicht einfach einen Schalter umlegen bei diesem Thema, es ist eher ein Marathonlauf. Aber wird sind dran und nehmen das ernst.“

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