Verzichten und doch gewinnen: Klimagerechtigkeit rückt in der Fastenzeit 2021 in den Fokus

Süßigkeiten, Klima, Internet – das Fasten ist vielfältig. 40 Tage lang wird zwischen Aschermittwoch und Ostern gefastet, das ist neben anderen Bräuchen ein fester Bestandteil dieser Zeit. Die eigentlich religiöse Tradition hat sich heute mitunter zum Lifestyle gewandelt.
Arnsberg – Dabei fällt auf: Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen bei der älteren und jüngeren Generation.
Die Fastenzeit ist die Vorbereitung auf Ostern. Da sind sich der 83-jährige Manfred Mörchen aus Müschede und die 19-jährige Alina Kugel aus Voßwinkel einig.
Jung versus Alt
„Gläubige verzichten auf Dinge, die ihnen lieb sind und auf die sie eigentlich nicht verzichten möchten“, fügt Alina Kugel an. In ihrer Kindheit habe sie in der Fastenzeit auf Süßigkeiten verzichtet. Ihre Eltern hätten ihr hierzu nichts vorgegeben. „Es kam eher von meiner Schule aus, da ich ein katholisches Gymnasium besuchte.“ Mittlerweile faste sie zwar eigentlich nicht mehr, aber habe sich in diesem Jahr vorgenommen, auf Genussmittel zu verzichten. „Das mache ich für mein eigenes Gewissen“, so die 19-Jährige.
Für Manfred Mörchen hat die Fastenzeit indes an Bedeutung verloren. „Die Fastenzeit spielt für mich keine Rolle mehr. Ich esse normal weiter.“ Damals – in den 50er bis 60er Jahren – habe er zwar auch auf Süßes verzichtet, dies lebten ihm seine Eltern aber auch „streng“ vor. „Damals war einfach alles strenger. Ich bin heute nicht mehr so kirchengebunden“, unterstreicht der 83-Jährige.
Motto: „So viel du brauchst“
Andere Themen wie „Social-Media-Fasten“ oder „Klimafasten“ sind eher bei der jüngeren Generation präsent. Die Kirchen beider Konfessionen rufen in diesem Jahr zum Klimafasten – eine Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit – auf. Das Motto lautet: „So viel du brauchst“.
Die Initiatoren möchten dazu anregen, den eigenen Alltag auf Klimagerechtigkeit zu überdenken. Klimaschutz erfordere Verzicht, sei aber ein Gewinn, wenn es gelinge, das eigene Leben klimafreundlicher zu gestalten. „Mit dieser Fastenaktion stellen wir uns in die christliche Tradition, die in der Zeit vor Ostern des Leidens gedenkt und bewusst Verzicht übt, um frei zu werden für neue Gedanken und andere Verhaltensweisen.“
„Kaffee für zwei Euro mehr kaufen“
Auch Alina Kugel kann sich vorstellen, hier mitzumachen. „Es gibt ja ‘normale’ und Fair-Trade-Produkte. Die fair gehandelten Produkte sind um einiges nachhaltiger, da kann ich mir auch schon vorstellen den Kaffee für zwei Euro mehr zu kaufen.“
Ihrer Ansicht nach kann die Fastenzeit auch zum Nachdenken anregen, um etwas im eigenen Leben zu verändern. Die Fastenzeit könne dabei auch ein Startpunkt sein.
„So etwas wie Klimafasten sollte man auf Dauer machen“
„Ich finde, so etwas wie Klimafasten sollte man auf Dauer machen, nicht nur in den vier Wochen der Fastenzeit.“ Dann sei es nur für das eigene Gewissen, wirke „gezwungen“ und der Effekt sei ohnehin nicht gegeben. „Ich nehme mir dann lieber vor, mehr auf regionale oder Fair-Trade-Produkte zu achten und denke dreimal darüber nach, was ich wo und in welcher Verpackung kaufe.“
Beim Klimafasten geht es auch um das „bewusste Digital-Sein“, zum Beispiel die eigene Onlinezeit zu reduzieren, oder sich den Ressourcenverbrauch der digitalen Welt vor Augen zu führen. Das findet Alina Kugel ebenfalls richtig gut. Da sei sie auch dabei.
„Das war mal alles cool und lustig, aber mittlerweile machen die sozialen Medien auch viel kaputt.“ Beispielhaft nennt sie das Thema „Cyber-Mobbing“.
Ich denke, die Welt wäre schon ein Stück besser, wenn Social Media weniger präsent wäre.
Und weiter: „Es stört mich ja manchmal selbst, wenn ich viel am Handy bin.“ Die Voßwinkelerin hat mitunter das Gefühl, dass sie sich zu viel von den Medien beeinflussen lasse. „Ich denke, die Welt wäre schon ein Stück besser, wenn Social Media weniger präsent wäre“, fasst die 19-Jährige zusammen.
Auch jetzt noch mitmachen
Interessierte können noch beim Klimafasten mitmachen. Jede Woche steht unter einem anderen Thema – beispielsweise vegetarische Ernährung oder Mobilität. Der Austausch über die persönlichen Fasten-Erfahrungen ist unter anderem mit dem Hashtag #klimafasten über Facebook und Instagram (@sovieldubrauchst) möglich.
Weitere Infos gibt es im Internet unter www.klimafasten.de und evangelisch-in-westfalen.de