Im Naturkindergarten Westenfeld ist die Diskussion um den Muttertag bislang kein Thema, wie Einrichtungsleiterin Margit Braukmann berichtet: „Unsere Bastelaktion ist eine Einladung an die Familien, die Teilnahme ist freiwillig und fast alle machen mit. Eine Änderung wurde bisher von der Elternseite nicht thematisiert, aber wenn es so wäre, würden wir natürlich reagieren.“ Dies unterstreicht Björn Allefeld, Leiter der Abteilung Bildung und Betreuung bei der Stadt Sundern: „Wir sind offen, das individuell zu hinterfragen.“ Bislang habe es den Wunsch danach aber noch nicht gegeben. „In unseren Jahresgesprächen in den Kindertagesstätten wird den Eltern die Terminplanung für das Jahr vorgestellt und auch über die Kitaräte können neue Ideen eingebracht werden“, verweist er auf Möglichkeiten zur Mitgestaltung.
Britta Koßmann aus der Beratungsstelle für Familien- und Lebensfragen, Paar- und Lebensberatung der Diakonie Ruhr-Hellweg in Arnsberg weiß von zwei Kindertagesstätten, die in diesem Jahr bewusst nicht mehr zu Mutter- und Vatertagsaktionen einladen, sondern stattdessen im Mai zum Beispiel einen Familientag ausrichten, zu dem Mütter, Väter, Großeltern und andere Betreuungspersonen eingeladen werden.
Grundsätzlich stelle sie in Gesprächen fest, dass der Muttertag heute stärker hinterfragt würde, unter anderem auch wegen seiner großen Bedeutung während der Nazi-Zeit. Aber auch die Bedeutung des Vatertags würde hinterfragt: „Wir haben viele alleinerziehende Mütter in unserer Beratung. Aktionen zum Vatertag können da aus der eigenen Lebenssituation heraus schwierig sein und die Mütter beschäftigen sich auch mit der Frage, wie das für das Kind ist, das vielleicht ohne Vaterfigur aufwächst.“
Natürlich sei es etwas Schönes, wenn Kindertagesstätten und Schulen auch die Eltern mit Aktivitäten mit einbeziehen. Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels würde ihr von den Eltern vielfach aber auch der Wunsch nach neuen Formaten zurückgespiegelt, zum Beispiel weil viele Mütter heutzutage auch selbst berufstätig seien.
„Familiengefüge verändern sich“, fasst Britta Koßmann zusammen. „Getrennt sein, in Patchwork-Familien leben oder mit gleichgeschlechtlichen Elternpaaren aufwachsen – aus vielen Kontexten heraus kann es Sinn machen, neue Formen zu finden, um Familien in ihrer Diversität zu feiern. Man sollte meiner Ansicht nach solche Aktionstage nicht ganz abschaffen, sondern das heutige Familienleben in seiner bunten Vielfalt feiern, sodass es auch in der Gesellschaft sichtbar wahrgenommen wird.“
Petra Blesel, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Arnsberg, sagt: „Aus Sicht der Gleichstellungsarbeit werden am Muttertag traditionelle Rollenbilder verankert, die wir aufbrechen wollen.“ Für sie persönlich habe der Muttertag aber auch eine Tradition, die sie als schützenswert erachtet. „Mütter organisieren jeden Tag Kinder, Pflege, Beruf und Ehrenamt. Das sollte und darf man auch wertschätzen. Ein ‘Elterntag’ würde der Gleichstellung von Müttern und Vätern entsprechen. Für mich spricht nichts dagegen, den Tag umzubenennen. Die Wertschätzung der geleisteten Arbeit wäre ebenso weiterhin gegeben.“