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Nächste Bäckerei im Sauerland stellt Betrieb ein

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Von: Rebecca Weber

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Bäckerei Neheim Schließung
Die Bäckerei Greshake in Neheim hat den Betrieb noch vor Weihnachten eingestellt. © Daniela Weber

Die schlechten Nachrichten aus der Bäckereibranche reißen nicht ab: Im Dezember hat die Bäckerei Greshake in Neheim ihren Betrieb eingestellt. Und eine weitere Bäckerei kündigt diesen Schritt für die nächsten Monate an.

Arnsberg - Während Greshake laut Aushang im Hauptgeschäft den Betrieb aus gesundheitlichen Gründen noch vor Weihnachten geschlossen hat, bereitet an anderer Stelle die wirtschaftliche Gesamtsituation weiter Sorgen.

Steigende Lebensmittelpreise, extrem hohe Kosten für Strom und Gas und die Lieferkettenproblematik belasten fast alle Betriebe landesweit. Das Bäckerhandwerk aber bekommt dies ganz besonders zu spüren, vor allem, weil die steigenden Kosten nicht komplett an die Kunden weitergegeben werden können. So auch die Bäckerei Tuschmann.

„Man kann nicht arbeiten und kein Geld verdienen“, findet Theo Tuschmann aus Bruchhausen deutliche Worte. Die Entscheidung für die anstehende Schließung des 1882 gegründeten Familienbetriebs sei natürlich nicht leicht gefallen, aber es gebe keine Alternative, erläutert der Konditormeister. Der gesamte Kostenapparat sei für den kleinen Betrieb mit Sitz in Bruchhausen nicht mehr zu stemmen, die Unterstützungen oder die Energiekostendeckelung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Darüber hinaus sei es abgesehen von den Kosten schwer, überhaupt Personal zu finden. Daher würden ab der kommenden Woche auch die Öffnungszeiten der Bäckerei reduziert. Zum 31. März plant Theo Tuschmann dann schweren Herzens den Betrieb zu schließen.

Die schwierige Gesamtsituation in Verbindung mit der Kaufzurückhaltung der Kunden zwang im Herbst schon die Bäckerei Greve aus Herdringen in die Knie, sie musste Insolvenz anmelden. Ende Oktober hieß es, dass ein Investor gesucht und zusammen mit dem Insolvenzverwalter an einem Restrukturierungskonzept gearbeitet werde.

„Die Lage ist dramatisch, viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand“, hatte Innungsobermeister Peter Junker schon da hervorgehoben. Zum Jahresende hat auch er seinen traditionsreichen Handwerksbetrieb geschlossen – allerdings aus Altersgründen. Junker, der vorerst Obermeister der Innung bleibt, weiß, dass der Kostenapparat und die Suche nach Fachkräften die Betriebe weiterhin belasten. Aber inzwischen gebe es auch leichte Hoffnungsschimmer: „Die Materialpreise sinken inzwischen immerhin leicht. Was die Energiepreise angeht sind wir in der Zwickmühle. Manche haben noch zu ziemlich hohen Konditionen abgeschlossen, mittlerweile ist der Gaspreis aber wieder gefallen. Aber wer abgeschlossen hat, kommt nicht so schnell wieder raus aus dem Vertrag. Dass der Preis so schnell wieder runter geht, da hat ja keiner mit gerechnet. Das ist die große Belastung der Betriebe. Die Deckelung hilft den Betrieben aber etwas.“

Chancen sieht er künftig insbesondere für kleinere Betriebe in der Spezialisierung. „Es gibt zum Beispiel einen Betrieb, der sich komplett auf Dinkel spezialisiert hat. Dann kann man sich auch rein auf Brot spezialisieren. Wenn das herausragende Qualität und Spezialsorten sind, die sich am Markt etablieren, hat man gute Chancen. Es gibt sehr viele Brotliebhaber. Ein Faktor ist auch die Lage. Betriebe zum Beispiel an Durchgangsstraßen setzen noch stärker auf den Snack-Bereich.“

Auch wenn klar sei, dass auch die Kunden mit ihrem Budget kalkulieren müssten, am Ende gehe es nicht ohne sie: „Wir sind alle auf die Kunden angewiesen. Ich glaube, wenn die Qualität stimmt und der Preis nachvollziehbar ist, dass sie den Bäckereien auch treu bleiben werden.“

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