Die Entscheidung, am Team-Extremlauf teilzunehmen, fiel natürlich nicht von heute auf morgen: „Durch den bereits im Januar 2022 begonnenen Trainingsplan war ich einfach super vorbereitet und konnte davon profitieren, bereits über 2.000 Kilometer und etliche Höhenmeter in den Beinen zu haben. Unsere Teilnahme beim Zugspitz-Ultratrail über 68 Kilometer im Juli 2022 hat uns schließlich noch einmal die letzten Grundlagen und vor allem die mentale Stärke gebracht, solch einen Etappenlauf anzutreten“, erzählt Neheimerin Yvonne Keßler.
Der Startschuss für den Transalpin Run fiel in Garmisch-Partenkirchen, die erste Etappe bis nach Österreich umfasste 43 Kilometer und rund 2100 Höhenmeter. Im Gepäck nicht nur ausreichend Getränke, Erste-Hilfe-Set und Regenjacke, sondern auch jede Menge Vorfreude und Aufregung. „Das Wetter war auf den ersten Etappen einfach perfekt und so konnten wir die wunderschöne Landschaft, das Bergpanorama und die unzähligen Trails richtig gut genießen“, erzählt die 37-jährige Athletin. „Als es bei der ein oder anderen Etappe zu gefährlich wurde aufgrund des aufkommenden Unwetters beziehungsweise zu viel Regen, wurde kurzerhand eine andere, kürzere Strecke ausgearbeitet. Hier kann man der Organisation ein großes Lob aussprechen; Sicherheit ging immer vor.“
So dürfen die Teilnehmer des Transalpine Runs auch nur in Zweier-Teams starten. „Auch auf den hochalpinen und anspruchsvollen Teilen der Strecke (zum Beispiel das Pitztaler Jöchl 2.996 Meter oder das Simmingjöchl 2.760 Meter) war immer ein Teil der Crew und/oder der Race Director Martin Hafenmair selbst vor Ort, um die Teilnehmer zu instruieren.“
Insgesamt 267 Teams aus 27 Nationen kämpften sich Etappe für Etappe über die Alpen in Richtung Italien. „Auf der sogenannten „Königsetappe“ an Tag drei (die längste mit 54 Kilometern) waren Lisa und ich sogar über neun Stunden gemeinsam unterwegs. Als wir diese beendet hatten, wussten wir, dass wir nun den Rest auch schaffen können. Ein gutes Gefühl.“ Und so war es dann auch: Nach dem letzten, mental sehr anspruchsvollen Tag erreichten beide das Ziel in Vals (Italien). „Höchst emotional, dankbar und stolz natürlich!“ Und überaus erfolgreich: In der Kategorie „Women“ kamen Yvonne Keßler und Lisa Nolte – auch dank der mentalen Unterstützung aus der Heimat und über die sozialen Medien – auf den fünften Rang. „Damit waren wir das beste deutsche Frauenteam (davor die USA und die Schweiz). Insgesamt sind wir als 123. Team in Italien angekommen und haben für alle acht Etappen insgesamt 43 Stunden und 20 Minuten benötigt.“
Das begeisterte Gesamtfazit der Neheimerin: „Persönlich bedeutet mir der Lauf wirklich sehr viel. Ich liebe die Berge und ganz besonders neue Herausforderungen. Ich glaube, solch ein Abenteuer besteht aus 50 Prozent Training und 50 Prozent mentaler Stärke. Es ist beeindruckend, welch unglaubliche Kraft die Natur einem gibt“, sagt die 37-jährige Athletin. „Ich kann dieses Abenteuer einfach jedem empfehlen, der viel und gerne in den Bergen läuft und nach einer neuen Herausforderung sucht. “