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Stipendiat aus Chicago informiert sich über Leben im Alter – weltweit und in Arnsberg

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Von: Gaby Decker

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Die Fahrt mit der Rikscha war ein besonderes Erlebnis für Luis Cordero. Luis Cordero aus Chicago (Mitte) tauschte sich in Arnsberg mit Vertretern der Fachstelle Zukunft Alter aus, um mehr über das Leben und die Pflege der Senioren zu erfahren.
Die Fahrt mit der Rikscha war ein besonderes Erlebnis für Luis Cordero. Luis Cordero aus Chicago (Mitte) tauschte sich in Arnsberg mit Vertretern der Fachstelle Zukunft Alter aus, um mehr über das Leben und die Pflege der Senioren zu erfahren. © Gaby decker

Älteren Menschen die bestmögliche Pflege zukommen zu lassen, ihnen mit Würde, Respekt und Freundlichkeit zu begegnen, muss eine Selbstverständlichkeit sein. Überall auf der Welt gibt es alte Menschen – doch der Umgang mit ihnen und der Ansatz zu Pflege unterscheiden sich häufig. Der aus Chicago stammende Luis Cordero befasst sich intensiv mit dem Leben im Alter in unterschiedlichen Regionen der Welt. Vor einigen Tagen besuchte er Arnsberg, um sich über Pflegeformen vor Ort zu informieren.

Arnsberg – In den Vereinigten Staaten hat er im vergangenen Jahr den Bachelor of Science mit Auszeichnung am Davidson College abgeschlossen. Zur weiteren Forschung bekam er ein Stipendium der Thomas J. Watson Foundation. Dafür hatte Cordero ein Projekt vorgeschlagen, dass ihn in zehn Staaten führen sollte, um dort dem Thema „Ältere Erwachsene“ näher zu kommen und die Unterschiede wahrzunehmen.

Im Mai 2022 begann seine Reise, die ihn durch viele Länder führen und ihm die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Pflege im Alter aufzeigen sollte. Dazu gehören Ecuador, Peru, Argentinien, Brasilien, Costa Rica, Spanien, Frankreich, Nepal und Australien. Luis Cordero ist die Begeisterung anzusehen, mit der er diese Arbeit betreibt und über die er jetzt auch in Arnsberg in der Fachstelle Zukunft Alter sprach.

Martin Polenz von der Fachstelle Zukunft Alter erzählt, wie es dazu kam: „Er hat uns einfach gegoogelt“, lacht Polenz. Er ist bei seiner Recherche auf Arnsberg gestoßen, hat hier angerufen und wir haben verabredet, dass er zu uns kommt. Und wir freuen uns sehr, dass jemand kommt, der schon soviel von der Arbeit mit alten Menschen gesehen hat.“

Luis Cordero spricht Englisch und Spanisch. So ist es notwendig, dass Martin Polenz den schnellen Redefluss übersetzt, was auch hervorragend klappt. „Es ist nötig, auf der ganzen Welt Betreuungsmodelle zu entwickeln. In den meisten Ländern, die ich besucht habe, ist Altersdiskriminierung und Einsamkeit ein großes Thema. Es gibt auch viele Unterschiede darin, ob die Senioren zu Hause gepflegt werden oder in Heime kommen. So ist die Pflege in Lateinamerika sehr familienorientiert. Hier würde man als Angehöriger schief angeschaut, wenn man zum Beispiel seine Eltern in ein Heim geben würde. Sie selbst zu Hause zu pflegen, ist eigentlich unabdingbar. Es gibt dort auch Heime, aber die sind, genau wie in den USA, sehr teuer.“

In den USA und in Europa werde sehr auf technische Unterstützung gesetzt. „Es ist nicht mal so sehr der kleine niedliche Roboter, der unterhalten soll, es sind eher die Sensoren, die verschiedene Funktionen bei den Menschen überwachen können.“ Hier liegt neben vielen anderen Dingen das besondere Interesse von Cordero. Martin Polenz fragt nach, wie man sich das vorstellen müsse, wenn er ein Heim betritt? „Das hängt auch so ein wenig von der Kultur des Landes ab. In Lateinamerika durfte ich gleich mitmachen. Zum Beispiel einem alten Herrn eine Handmassage geben. Was wahrscheinlich hier in Europa nicht so leicht möglich ist. Wir haben dort auch zusammen getanzt. Einfach so, ohne das es vorher irgendwie verabredet war.“

Der Stipendiat, der nach seinem Studium Arzt mit Spezialisierung auf Geriatrie werden will, kann auch über Australien berichten. „Auf der einen Seite werden hier die sozialen Roboter zur Pflege herangezogen. Auf der anderen Seite wird die Nachbarschaft auch wie selbstverständlich mit ins (Pflege) Boot geholt.“

Auch in Arnsberg erhielt Luis Cordero interessante Einblick – zum Beispiel bei einer Fahrt mit der Rikscha, die hier der Verein Dreh-Momente für ältere Menschen ermöglicht. „Es war ihm aber nicht so ganz wohl dabei“, erinnert sich Martin Polenz. Luis Cordero erklärt: „Zunächst muss ich sagen, dass ich nirgendwo so etwas wie hier vorgefunden habe. Eine Fachstelle extra für die älteren Menschen war mir total neu, aber sehr beeindruckend. Bei den Senioren in St. Anna habe ich mit den Menschen reden können und gemerkt, dass sie sich wohl fühlen. Ich verlasse Arnsberg mit einem besseren Verständnis dafür, wie eine Stadt älteren Menschen auf lokaler Ebene besser helfen kann. Zum Beispiel, indem man sie auf ihre Möglichkeiten im Alter aufmerksam macht und ihnen die Möglichkeit gibt, an bestimmten Aktivitäten teilzunehmen. Außerdem soll eine Gemeinschaft für den Austausch zwischen den Generationen aufgebaut werden. Arnsberg hat einige spannende Projekte, die das Altern in dieser Stadt zum Besseren verändern, und Länder auf der ganzen Welt können von der Arbeit die sie alle hier leisten, profitieren.“

Im Juni wird Luis Cordero wieder in seiner Heimat Chicago zurück sein.

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