Dass viele Kunden derzeit sehr auf Vorrat einkaufen, hat auch Hildegard Krippendorf, Angestellte des Dorfladen Hagen, festgestellt: „Auch bei uns sind, aufgrund der Lieferengpässe, vor allem Produkte wie Mehl, Raps- und Sonnenblumenöl sowie aber auch wieder Toilettenpapier komplett oder nahezu ausverkauft. Bei den Nudeln etwa sind wir aber derzeit noch ganz gut bestückt. Wenn wir den ein oder anderen Restbestand geliefert bekommen, können wir uns noch glücklich schätzen. Das betrifft aber auch viele weitere Artikel in unserem Sortiment. Aufgrund des Rohstoffmangels sind viele Produkte zudem teurer geworden.“ Positiv hebt sie hervor: „Unsere Kunden zeigen sehr viel Verständnis und Akzeptanz. Auch wenn es darum geht, dass gewisse Produkte jeweils nur in begrenzten Mengen pro Käufer zu erhalten sind.“
Es sei zwar nicht so heftig wie in den Supermärkten, aber auch in seinen beiden Bioläden in Arnsberg und Neheim beobachtet Thomas Wälter, dass bestimmte Sorten Mehl und das günstigste Sonnenblumeöl ausverkauft sind. Sehr extrem sei die Nachfrage nach Getreide (ganzes Korn). „Das hat sich gut verfünffacht.“ Völlig „leergefegt“ sei zudem der Markt für Getreidemühlen im Handbetrieb. „Das sind alles kleine Handwerksbetriebe, die diese Mühlen herstellen. Wenn dann wieder Ware kommt, ist sie innerhalb von zwei Tagen wieder weg.“
Beobachtet habe er aber auch: „Unsere Stammkunden kaufen weitgehend vernünftig ihre ganz normalen Vorratsmengen ein, um Brot zu backen.“ Es seien doch überwiegend neue Kunden, die zu Hamsterkäufen neigen würden.
Zwar geht Thomas Wälter davon aus, dass sich die extreme Nachfrage in den nächsten Wochen wieder normalisieren werde – dies sei auch nach dem Hamsterkäufen im ersten Lockdown so gewesen – aber er macht schon jetzt deutlich, dass die gestiegenen Transportkosten und die Rohstoffknappheit sich in den Preisen niederschlagen würden. Der Preis für Getreide sei bereits leicht gestiegen.
Bei Mehl, Speiseöl oder Kartoffeln gibt es genug Alternativen.
Die Verbraucherzentrale in Arnsberg sagt zur Thematik: Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat deutliche Auswirkungen auf die Versorgung mit Energie und Nahrungsmitteln – nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Welt. Das verunsichert viele Menschen. Eine Nahrungsmittelknappheit sei in Deutschland jedoch nicht zu befürchten. „Bei Mehl, Speiseöl oder Kartoffeln gibt es genug Alternativen oder einen ausreichenden heimischen Anbau“, so Petra Golly von der Arnsberger Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW. Sie rät dringend von Hamsterkäufen ab, „denn sie erzeugen künstliche Engpässe, die wiederum die Preise nach oben treiben“.