Mittlerweile ist es 10.45 Uhr. Michaela begibt sich in die Hände von Make-Up-Artist Annika, die behutsam Puder aufträgt und die Augenpartie der Blondine schwarz schminkt Die Schmallenbergerin sitzt ruhig auf einem Hocker, fast regungslos, wirkt konzentriert. Stück für Stück verwandelt sie sich in „Centiliter Mary“. Als sie erfährt, welches „I-Tüpfelchen“ Mary erhalten soll, verzieht sie ihr Gesicht und beginnt lauthals zu lachen. „Ein Bart?“, fragt sie irritiert. „Aber ich spiele doch eine Frau.“
20 Minuten dauert das Schminken. Zum Schluss klebt sie sich selbst den braunen Bart über die Lippen. „Hoffentlich fällt der nicht ab“, sagt sie schmunzelnd. „Nun erhalte ich noch mein Kostüm und mache mir dann noch Zöpfe links und rechts. Dann bin ich bereit für meine Taten.“ Die Schmallenbergerin zieht eine kurze, weiße Bluse an und schlüpft danach in ein grün-beiges Dirndl. Als besonderen Hingucker lässt sie sich noch „Knut“ – ein Frettchen aus Kunstfell – wie eine Schärpe anlegen. „Knut hat mich auch schon im vergangenen Jahr begleitet. Er gehört irgendwie schon zu mir an diesen besonderen Fort-Fear-Tagen.“ Die Zeit rast, 12 Uhr ist es nun schon. Jetzt heißt es warten. Erst in knapp drei Stunden darf sich „Centiliter Mary“ mit ihren rund 90 Erschrecker-Kollegen dem gespannten Publikum präsentieren. Die Anspannung steigt.
Kurz vor 16 Uhr, die Tür des Saloons öffnet sich. Die 33-Jährige atmet noch einmal tief durch und stolziert aus dem Gebäude hinaus. Sie lächelt kurz, man merkt förmlich, wie die Anspannung von ihr abfällt. Sie zieht die Mundwinkel nach unten, links und rechts neben ihr tummeln sich Zombies und andere verruchte Gestalten.
„Centiliter Mary“ wandert mit der Masse an den schaulustigen Besuchern vorbei. Sie erreicht die Maze „The Mine“, ihren Arbeitsplatz. In der Mine ist es dunkel, sie tastet sich vor, läuft langsam bis tief in das Innere der Maze. Nach etlichen Kurven sieht sie ein helles Licht – die angestrahlte Bar, der einzige angeleuchtete Punkt in der sonst düsteren Mine. Sie schnappt sich eine der Flaschen aus der Bar und stellt sich rechts in die Ecke. Ein bisschen versteckt, schließlich will sie ja nicht sofort erkannt werden. Die ersten Horrorfans wagen sich hinein.
„Na, wie wäre es mit einem Drink“, sagt sie mit tiefer Stimme, während sie plötzlich – leicht taumelnd – aus ihrer Ecke herauskommt. Ihr Blick ist stechend. „Es ist einfach ein unbeschreibliches Erlebnis, Menschen zu erschrecken, vor allem auch diejenigen, die von sich selbst behaupten, dass sie sich nicht so schnell fürchten. Es ist ein besonderer Kick“. Diesen Kick erlebt sie an diesem Tag unzählige Male, rund vier Stunden lang. Gegen 22 Uhr verlässt sie die Mine und geht in Richtung Saloon. Sie zieht ihr Kostüm aus und schminkt sich ab. In ihre Rolle darf sie noch dreimal schlüpfen. „Ich kann es schon kaum erwarten“, sagt sie mit einem schelmischen Grinsen.
Wer die rund 90 Scare-Actor in Aktion sehen möchte, hat noch an insgesamt drei Tagen die Gelegenheit dazu. Am heutigen Samstag, 29. Oktober, und am Sonntag, 30. Oktober, und am Montag, 31. Oktober, (Halloween) öffnet der Park regulär um 10 Uhr und ist bis etwa 22 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter www.fortfun.de/fortfear.