„Angefangen hat alles bei der Haushaltsauflösung meiner Schwiegermutter. Ich fand eine Flasche 4711 ganz oben in der hinteren Ecke im Kleiderschrank, wohl verpackt im Original Karton. Auf dem Kartondeckel stand in ordentlichen Lettern ‚Weihnachten 1948 - Willi’. Das hat mich ganz schön berührt“, berichtet Wahlkölner Elmar Balkenhol vom Anfang seiner besonderen Sammelleidenschaft, die vor vier Jahren begann.
Der ehemalige Nuttlarer schwelgt in Gedanken und erzählt, dass seine Schwiegereltern 1948 in Thüringen lebten, also in der sowjetischen Besatzungszone. Da sei ein Geschenk aus dem Westen schon etwas ganz Besonderes gewesen. „Die Flasche 4711 war so besonders, dass meine Schwiegermutter das Geschenk nie geöffnet hat. Selbst als meine Schwiegereltern sich Anfang der 50er Jahre auf den Weg über die grüne Grenze ins Rheinland machten, fand diese Flasche einen Platz in dem wenigen Gepäck“, so Elmar Balkenhol beeindruckt. Er ergänzt mit einem Schmunzeln im Gesicht: „So eine Rarität konnte ich doch nicht entsorgen.“
Gepackt von nostalgischen Gefühlen sowie einer großen Portion Neugierde auf die Weltmarke 4711, machte sich der Kölner auf die Spur der Düfte und konnte so im Internet ein Schnäppchen landen. „Dort fand ich eine der ersten sogenannten ,Molanusflaschen’, die heute so typische 4711 Flaschenform von 1839. Eine Geschenkpackung zum 200-jährigen Jubiläum der Firma folgte. 4711 hatte die Verpackung ausschließlich an ihre Vertriebsmitarbeiter im Jahre 1998 ausgegeben“, ergänzt Balkenhol voller Stolz.
Danach war seine Sammelleidenschaft endgültig entfacht und das Internet, Auktionshäuser sowie Antiquitätengeschäfte und Flohmärkte wurden zu seinem täglichen „Jagdgebiet“. Der ehemalige Nuttlarer feilschte und verhandelte mit Händlern, Verkäufern und Erben: „Der Aufwand hat sich gelohnt. Ich habe immer mein Ziel erreicht und meine Düfte bekommen. Er grinst und ergänzt: „Wer mich kennt, der weiß, wie überzeugend und hartnäckig ich sein kann.“
Seine Sammlung wurde mit der Zeit immer größer: Viele Flaschen von ‚Rheingold, Tosca und Juchten’ – vielen heute gar nicht mehr bekannt – hat er seitdem in seinem großen Panzersafe platziert. Bis unter die Decke türmen sich mittlerweile neben den zahlreichen Fläschchen, Festschriften, Preislisten, Prospekte und jede Menge Tosca-Werbung. „Ein besonderes Highlight ist jedoch eine Menükarte. Diese galt als Tischkarte für die Mutter des damaligen Geschäftsführers, der sich im Jahr 1904 vermählte“, freut sich Balkenhol über das besondere Sammelstück.
Natürlich gehören auch – wie sollte es auch anders sein – die sehr seltenen Karnevalsorden der Firma Mühlens mit zur Sammlung, genau wie die Sessionsorden anderer Karnevalsvereine, sobald auf ihnen das Logo von 4711 zu erkennen ist. Denn Elmar Balkenhol hat nicht nur ein Faible für das berühmte Kölnisch Wasser, sondern natürlich als Wahlkölner auch für den Karneval.
„Ich denke, es sind inzwischen über 1.000 Exponate, die ich gesammelt habe. Vorher standen die Raritäten sicher verpackt in Kellern und Garagen in Köln. Als mir eine gute Freundin anbot, die Sammlung in ihrem Haus in Nuttlar im Tresor zu lagern, sagte ich sofort voller Begeisterung zu“, so der Düfte-Sammler.
„Vielleicht stelle ich demnächst die einzelnen Exponate in der neu gestalteten Schule in Nuttlar aus. Im Moment sammele ich aber erstmal weiter und freue mich über jeden Hinweis von Personen, die wie ich ganz oben in der hinteren Ecke im Kleiderschrank noch eine ganz besondere Flasche ‚4711 – Echt kölnisch Wasser’ finden“, so Elmar Balkenhol abschließend.