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Wie geht es mit dem „Ramsbecker Hof“ weiter?  - Hotelier Willem Bult berichtet

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Von: Claudia Metten

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Willem Bult
Hofft den „Ramsbecker Hof“ wiedereröffnen zu können: Hotelier Willem Bult. © Claudia Metten

Fast sieben Monate sind vergangen, seitdem sich der tragische Unfall mit enormem Sachschaden am 26. Juli 2022 in Bestwig-Ramsbeck ereignete. Ein Lkw war ungebremst in das Hotel „Ramsbecker Hof“ gefahren. Doch wie geht es nun mit dem Gastronomiebetrieb weiter und wie ist es Hotelier Willem Bult seit dem Unfall ergangen? 

Ramsbeck - Seit dem verheerenden Unfall lebt Hotelier Willem Bult mit seiner Frau Thuong Ly und den beiden Kindern Aitor und Jennifer im Landhotel am Schloss in Gevelinghausen – in nur einem Zimmer. Die Wohnsituation ist mehr als eingeschränkt, kein Kühlschrank, um die Nahrungsmittel aufzubewahren, keine Küche zum Kochen, nur ein Raum zum Leben. „Wir müssen täglich frische Lebensmittel einkaufen, da wir keinen Kühlschrank haben. Das Essen bereiten wir seit Monaten in der Mikrowelle zu“, schildert der Gastronom mit niederländischen Wurzeln die traurige Situation seiner Familie.

Gravierende Schäden am Gebäude

Willem Bult möchte den „Ramsbecker Hof“ gerne wiedereröffnen und weiterführen, doch dieser Wunsch scheint in weiter Ferne zu liegen. Nach dem Unfall sei nicht viel passiert, stellt er fest. Lediglich ein Gutachter und ein Ingenieur hätten das Hotel im August in Augenschein genommen. „Danach hieß es: Das Hotel muss mit Stützen versehen und winterfest gemacht werden. Bis dahin sei das Betreten wegen möglicher Einsturzgefahr verboten. Nachdem monatelang gar nichts passierte und die Heinrich-Lübcke-Straße weiter nur einspurig zu befahren war, wurden bei Kälteeinbruch Anfang Dezember die Maßnahmen ergriffen; sehr zur Freude der Anwohner, denn nun ist die Straße wieder beidseitig befahrbar“, erklärt Bult. Das Hotel wurde bis zum 9. Dezember an der Vorderfront zugemauert und mit Stützen versehen. „Nach Beendigung der Maßnahmen wurde das Betretungsverbot aufgehoben“, ergänzt er.

Ramsbecker Hof
Absperrung vor dem „Ramsbecker Hof“: Das Betretungsverbot wurde mittlerweile aufgehoben. © Claudia Metten

Die Schäden am Gebäude seien gravierend: Risse an der Vorderfront, vom Keller angefangen über das Erdgeschoss bis hinauf in die zweite Etage, wo die Familie bis zu dem Unfall lebte. Risse entlang der Fenster, zersplitterte Fliesen im Badezimmer, ein Fenster, das sich seit dem Unfall „verschoben“ habe, der Fußboden sei durch den Aufprall uneben. Dazu noch Schimmel auf dem Dachboden, der sich bis ins zweite Stockwerk auswirke. „Alles ist modrig, nass und feucht, so dass bereits das Wasser durch die Decke im Kinderzimmer tropft und sich die Tapete von den Wänden löst.“

Die Suche nach einer Wohnung

Willem Bult hat nach dem Unglück eine Abschlagzahlung von der Versicherung erhalten. Seitdem muss die vierköpfige Familie von dem Geld ihren Lebensunterhalt bestreiten. „Uns geht langsam die Luft aus, da seit Dezember auch das Existenzgründerdarlehen nach der Corona-Pause weiter getilgt werden muss.“

Alles ist modrig, nass und feucht, so dass bereits das Wasser durch die Decke im Kinderzimmer tropft und sich die Tapete von den Wänden löst.

Willem Bult, Hotelier

Um ihre Situation zu verbessern, habe die Familie in den vergangenen Monaten nach Wohnungen gesucht und sich auch einige angeschaut. „Die Versicherung hat die Wohnungen jedoch abgelehnt, mit der Begründung sie seien zu teuer und zu groß im Vergleich zu der Wohnung in unserem Hotel. Also müssen wir weiter beengt im Hotel in Gevelinghausen wohnen. Das zahlt die Versicherung nämlich, obwohl die Zimmermiete dort erheblich höher ist“, berichtet Willem Bult bestürzt.

Sohn in psychologischer Behandlung

Die Familie leidet unter der extremen Situation, insbesondere der zehnjährige Sohn. Aitor Bult erlebte den dramatischen Unfall, als er allein mit seinem Meerschweinchen im Zimmer direkt über der Unfallstelle war. Aus diesem Grund musste sich der kleine Junge bis zum 20. Dezember in psychologische Behandlung begeben, um das traumatische Erlebnis zu verarbeiten.

Fliesen Ramsbeck
Die zersplitterten Fliesen im Bad ist nur einer von vielen Schäden in dem Gebäude. © Claudia Metten

„Inzwischen will man uns sogar den Pachtvertrag kündigen. Unser Vermieter verlangt die ausgesetzte Pacht während der Corona-Pandemie in einer Summe zurück und möchte zudem den Pachtvertrag gegen eine Abschlagszahlung im gegenseitigen Einvernehmen auflösen, da er das Hotel verkaufen will“, so der holländische Hotelier.

Das sagt der Vermieter

„Das Hotel wird in den vorherigen Zustand gebracht. Die Renovierungsarbeiten werden vier bis sechs Monate dauern. Danach kann es wie vor dem Unfall weitergehen. Da sich Herr Bult bezüglich der Auflösung des Pachtvertrags nicht gemeldet hat, gehe ich davon aus, dass er das Hotel weiterführen wird“, betont hingegen Vermieter Waldemar Steinert und spendet dadurch etwas Zuversicht.

Ramsbecker Hof
Im Dachboden hat sich Schimmel gebildet, der sich weiter ausbreitet. © Claudia Metten

Das sagt der Anwalt von Willem Bult

Strafverteidiger Dieter Kaufmann, der Dortmunder Rechtsanwalt von Hotelier Willem Bult, äußert sich abschließend wie folgt: „Der Pächter ist zuständig dafür zu sorgen, dass das Pachtobjekt sich in einem ordnungsgemäßen, vertragsgemäßen Zustand befindet. Trotz offensichtlich bereits erhaltener Schadensersatzleistungen ist der alte Zustand des Hotels bisher noch nicht wiederhergestellt worden, so dass das Hotel als solches nicht betrieben werden kann. Der Pächter behält sich dementsprechend sämtliche Rechte ausdrücklich vor.“

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