Um dem entgegenzuwirken und einen klimaresistenten „Wald der Zukunft“ aufzubauen, haben sich Experten aus Forstwirtschaft, Tourismus, Umweltbildung und ÖPNV zu einem überregionalen Arbeitskreis zusammengeschlossen. Mithilfe eines strategischen Regionalkonzeptes soll die Wiederaufforstung im Naturpark Diemelsee, darunter auch im Briloner Stadtwald, vorangetrieben werden.
„Wir haben ein Gesamtkonzept, bestehend aus mehreren Projektbausteinen, entwickelt“, erklärt Karl Briehl, Projektkoordinator „Wandel von Tourismus und Wald - Naturpark Diemelsee 2030“. Ziel des Projekts – einen fließenden Übergang zwischen nachhaltiger Forstwirtschaft und Natur-Tourismus erzeugen. Wie das aussehen soll? „Wir wollen den Wald durch Wiederaufforstung nicht nur zukunftssicher aufstellen, sondern diesen auch anhand verschiedener Erlebnisstationen erfahrbar machen“, so Briehl. Angelehnt an die UN-Nachhaltigkeitsziele wurden mehrere Arbeitspakete geschnürt, an deren Umsetzung bereits seit August 2021 bis Ende dieses Jahres gearbeitet werde. Einen ersten Einblick geben die Experten des Arbeitskreises auf einer Tour durch den Briloner Stadtforst.
Wie der Wald von morgen aussehen kann, wird am Beispiel einer Waldversuchsfläche nahe Brilon-Wald deutlich – hier wurden in dieser Woche rund 4.000 Bäume durch die Schmallenberger Baumschule Gilsbach gepflanzt. „Wir bauen hier auf mehreren Hektar Fläche mit verschiedenen Strukturen einen Mischwald auf. Dabei wollen wir auf klimaresiliente und heimische Baumarten wie Eiche, Erle oder Weißtanne setzen“, erklärt Maurice Körner, Revierleiter im Stadtforst Brilon. Ein Hektar werde hierbei als reine Aufforstungsfläche genutzt, ein weiterer Hektar sei „Sukzessionsfläche“ – dort wachse der Wald in seiner natürlichen Form nach, ohne dass neue Bäume gepflanzt werden.
Neben der Wiederaufforstung wolle das Projektteam aber auch den Tourismus beleben und den Lebensraum „Wald“ für Einheimische und Gäste attraktiv gestalten. „Wir wollen einen pfleglichen Umgang mit der Natur fördern und die Aufforstungsflächen mit dem Rad- und Wandertourismus vor Ort vernetzen“, so Maurice Körner. Umgesetzt werde dies anhand eines 30 Kilometer langen „Radwegs der Nachhaltigkeit“. Die Route mitsamt zehn Erlebnisstationen soll noch in diesem Jahr realisiert werden und das Projekt „Zukunftswald“ sinnvoll ergänzen.
Als Exempel für „gelenkten Radtourismus“ diene künftig der „Briloner Pfad der Nachhaltigkeit“, dessen Planung bereits abgeschlossen sei. Eine Station bilde auch die Aufforstungsfläche bei Brilon-Wald, so Karl Briehl.
„Geplant ist der Bau eines sogenannten ‘View Points’, sprich einer Aussichtsplattform zwischen Aufforstungs- und Sukzessionsfläche. Außerdem wird ein Trampelpfad angelegt, auf dem man den Zukunftswald selbst beschreiten kann“, führt Briehl das Konzept weiter aus. An den interaktiven Umweltbildungsstationen sollen Besucher die Entwicklung des Waldes beobachten können und für die Herausforderungen des Klimawandels sensibilisiert werden.
Hin mit dem Rad, zurück mit dem ÖPNV – so die Idee der Initiatoren aus Forstwirtschaft und Naturpark. Der „Pfad der Nachhaltigkeit“ soll künftig zwischen dem Briloner und Bredelarer Bahnhof verlaufen, um eine Anbindung an den ÖPNV zu gewährleisten. Man wolle damit nicht nur den Individualverkehr reduzieren, sondern auch den Radtourismus in der Region vernetzen.
Die „View Points“ an den Aufforstungsflächen sowie die Lehr- und Erlebnispfade sollen neben dem touristischen Mehrwert ebenso zur Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen beitragen, erklärt Projektkoordinator Karl Briehl. Ergänzend dazu habe man ein „Umweltmobil“ in Betrieb genommen. Damit wollen die Initiatoren vom Naturpark Diemelsee künftig Schulen und Kindertagesstätten gezielt anfahren, um dort Umweltbildung vor Ort anzubieten und das Projekt auch an nachwachsende Generationen heranzutragen.
Für die Umsetzung der Wiederaufforstungsaktion und der weiteren Projektbausteine erhielt der Naturpark Diemelsee Fördermittel in Höhe von 704.000 Euro, gestellt von den Bundesministerien für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) sowie Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Der Eigenanteil des Naturparks beläuft sich auf 78.000 Euro.