Mithilfe der Kontakte von Young Caritas kam eine bunte Gruppe zusammen, die, bei aller Verschiedenheit, eines einte: Die Freude an der Musik und an der Bewegung. „Musik ist alles für mich – ohne Musik kann ich nicht leben“, erklärte ein Tänzer mit Nachdruck. Am Nachmittag gab es zunächst eine Einheit für Familien, die aufgrund des schönen Wetters im Freien stattfinden konnte. Im Anschluss waren die Erwachsenen eingeladen.
Nach einigen Aufwärmübungen wurde mit bunten Tüchern getanzt und danach eine kleine Choreografie einstudiert. Ob erfahrene Tänzer – einige Ensemble-Mitglieder tanzen schon über 20 Jahre – oder Neulinge, alle folgten aufmerksam den Anweisungen von Trainerin Sonja Schumacher und probierten die Bewegungsabläufe voller Hingabe. Was am Anfang noch etwas chaotisch aussah, nahm nach einigen Minuten beinahe die Gestalt professionellen Bühnentanzes an. Beim Spiegeltanz galt es, die Bewegungen des Gegenübers möglichst zeitgleich zu kopieren – auch das funktionierte bald erstaunlich gut.
Ein Tänzer aus Brilon war so begeistert, dass er spontan die Idee äußerte, man könne doch bei „Brilon blüht auf“ (10. April) auftreten. Den Tänzern – und dem Thema Inklusion insgesamt – wäre es nur zu gönnen, wenn sie eine größere Bühne bekämen.
Alle dürfen sich einbringen, sich ausprobieren und ihre Talente präsentieren. Es gibt keine Barrieren, die nicht überwunden werden können.
„Das inklusive Tanztheater-Ensemble besteht derzeit aus insgesamt 24 Künstlerinnen und Künstlern. Unsere Stücke entstehen und leben aus der Gruppe heraus. Alle dürfen sich einbringen, sich ausprobieren und ihre Talente präsentieren. Es gibt keine Barrieren, die nicht überwunden werden können“, erklärt Sonja Schumacher. Die Sozialpädagogin gründete 2016 das Tanztheater „Lichtgestalten“, mit einigen Tänzern arbeitet sie schon mehr als 20 Jahre.
Die Aktionswoche hatte am Montag – dem Welttag des Downsyndroms – mit einer städteübergreifenden „Bunte-Socken-Aktion“ begonnen, bei der dazu aufgerufen worden war, zwei verschiedene bunte Socken als Zeichen für die Einzigartigkeit jedes Einzelnen und für mehr Vielfalt in unserer Gesellschaft zu fotografieren und einzureichen. Die Fotos wurden dann zu einer Collage und einem Video verarbeitet, die online in den sozialen Medien (Facebook, Instagram) geteilt wurden.
Es folgte eine Straßenkunst-Aktion, bei der mit Kreide Graffiti-Statements auf das Pflaster gesprüht wurden. Auch diese Aktion fand städteübergreifend parallel in Brilon, Bergisch Gladbach und Köln statt. Am Freitag gab es eine offene Gesprächsrunde zum Thema Inklusion, zu der neben Vertretern aus den Bereichen Politik, Kultur und Freizeit alle Briloner eingeladen waren.
Zum Abschluss der Aktionswoche werden am heutigen Samstag und auch am morgigen Sonntag während der regulären Öffnungszeiten inklusive Führungen durch die Ausstellung „Menschen, die wir sind“ im Haus Hövener angeboten.
Die Aktionswoche ist ein Gemeinschaftsprojekt des Tanztheaters „Lichtgestalten“ und der Fotografin Heide Prange. Sie wurde unterstützt durch die Young Caritas Brilon und durch den Lionsclub Brilon-Marsberg. Aktionswoche und Fotoausstellung (SauerlandKurier berichtete von der Eröffnung) sind integrale Bestandteile des Engagements der Fotografin Heide Prange, für ein Recht auf Individualität und ein Plädoyer für die Vielfalt des Lebens.
„Ein Mensch mit Behinderung wird immer noch schnell über seine Behinderung definiert und darauf reduziert. Die Lichtgestalten sind eine Gemeinschaft, die darüber hinausgeht, in der Geist und Kreativität ein Zusammenspiel aller ist, in der das Wir vor dem Ich kommt, ohne das Ich auszuschließen“, fasst es Heide Prange zusammen. Die Fotoausstellung ist noch bis zum 24. April im Haus Hövener zu sehen. Bilder der Aktionswoche gibt es auf Facebook: Tanztheater-Lichtgestalten und Instagram: tanztheater_lichtgestalten.