In dem höchstdotierten Wettbewerb unter dem diesjährigen Motto „Unterricht besser machen“ wurde die Heinrich-Lübke-Schule von einer Jury aus Schulpraxis, Bildungswissenschaften und Bildungsverwaltung auf Basis umfangreicher Bewerbungsunterlagen ausgewählt. „Mit Stolz können wir auf die Ergebnisse der vergangenen Jahre intensiver Schulentwicklung blicken“, freuten sich Schuldirektorin Anja Strube und ihr Kollegium nach dem Schulbesuch der Bewertungskommission am vergangenen Montag und Dienstag. „Wir haben eine riesige Heterogenität in den Klassen mit unterschiedlichem Unterstützungsbedarf und Begabungen“, schilderte die Schulleiterin die Herausforderungen.
Frontalunterricht bei über 20 Schülern sei so nicht möglich und auch nicht mehr zeitgemäß. Also haben Nadine Bromisch, didaktische Leiterin der Schule, und ihre Kollegen in sieben Fächern Kompetenzraster auf verschiedenen Niveau- bzw. Erfolgsstufen erstellt, so dass ein umfassend individualisierter Unterricht ermöglicht wird. „Die Schülerinnen und Schüler stehen im Mittelpunkt unseres Handelns. Lernen wird von den Lernenden aus gedacht.“ So wie Bromisch das Konzept schilderte, ist es nicht verwunderlich, dass die Schüler gerne zur Schule gehen. „Die Lernenden suchen sich ihr Niveau und arbeiten in Teams zusammen. Stärkere werden zu Lernbegleitern, unterstützen, beraten und motivieren. Alle haben einen hohen Ehrgeiz.“ Und niemand verlässt die Schule ohne klare Ziele. „Kein Abschluss ohne Anschluss“ sei das Ziel, erklärte Barbara Falke, Abteilungsleiterin der Klassen 8 bis 10.
Juror Prof. Dr. Hermann Veith lobte das Engagement der Schule: „Kognitive als auch soziale Lernerfolge stärken die Persönlichkeit. Eigenständiges Lernen aktiviert diese Erfolge. Was ich hier gesehen habe, ist auch biografisch bedeutsam. Lernen mit Freude, um die Welt zu verstehen.“
Für die Juroren liegt der Fokus in diesem Jahr auf der Unterrichtsqualität – und dazu zählt nicht nur der Unterricht im Klassenzimmer. Prof. Dr. Stefan Brauckmann-Sajkiewicz brachte die eigentliche Frage, um die es geht, auf den Punkt: „Was macht diese Schule anders bzw. besser als andere?“ Maßstäbe sind das kollegiale Unterrichtsverständnis, die Unterrichtsentwicklung und die Unterrichtsgestaltung. Das Verfahren erfolgt nach klar definierten Kriterien. Gesucht wurden Schulen, in denen die Schüler ihr Lernen selbst in die Hand nehmen, die ein verständnisintensives und praxisorientiertes Lernen auch an außerschulischen Lernorten ermöglichen und die den Unterricht und die Arbeit von Lehrenden kontinuierlich verbessern. Prof. Dr. Brauckmann-Sajkiewicz weiß aus den Gesprächen mit den Schülern, dass unterschiedliche Begabungen für sie ganz selbstverständlich sind. Diese vorgelebte Grundhaltung sei sehr positiv zu bewerten.
Für die Gesamtbewertung führte das Juryteam Gespräche mit der Schulleitung, externen Partnern, Eltern und Schülern und dem Kollegium. Auch verschaffte es sich Eindrücke vom Unterricht in den modern abgeteilten Klassenräumen mit Differenzierungsmöglichkeiten und sehr guter digitaler Ausstattung, Lernbüros, Lernwerkstätten und den laufenden Projekten. Anregungsreiche Lernumgebungen, weg vom Klassenzimmer, Unterricht hautnah erleben – das funktioniert einerseits schulisch, andererseits mit vielen außerschulisch kooperierenden Akteuren wie der Stadtbibliothek, der Berufsbildungsberatung, weiterführenden Schulen und den ortsansässigen Betrieben.
Nach dem Besuch und der Entscheidung, wie die Heinrich-Lübke-Schule den hohen Anforderungen gerecht wird, schreibt die Kommission einen Bericht als Grundlage für das Auswahlgremium.
Das Gremium nominiert Anfang Juli die 15 Schulen, die im September zur Preisverleihung nach Berlin fahren dürfen. Neben dem Hauptpreis gibt es vier weitere Preise, die mit jeweils 30.000 Euro dotiert sind. Die weiteren Nominierten erhalten je 5.000 Euro.
Bundeskanzler Olaf Scholz wird die Preise am 28. September bei der feierlichen Preisverleihung persönlich übergeben.
Die Robert Bosch Stiftung GmbH vergibt den Deutschen Schulpreis seit 2006 gemeinsam mit der Heidehof Stiftung. Er ist der bekannteste, anspruchsvollste und höchstdotierte Preis für gute Schulen im Land. Bei der Entscheidung über die Preisträger bewertet die Jury sechs Qualitätsbereiche: „Unterrichtsqualität“, „Leistung“, „Umgang mit Vielfalt“, „Verantwortung“, „Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner“ und „Schule als lernende Institution“. Im Fokus steht in diesem Jahr der Bereich „Unterrichtsqualität“. Die Konzepte der Preisträgerschulen werden im Anschluss ausgewertet, aufbereitet und schließlich über Fortbildungen, Publikationen und die Online-Plattform „Das Deutsche Schulportal“ allen Schulen verfügbar gemacht. Ein Kreislauf, in dem sich gute Schulpraxis verstärkt und verbreitet. Die diesjährigen Bewerbungen kamen aus 14 Bundesländern und von fünf Deutschen Auslandsschulen.