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Ein Jahr Krieg: Victoria Liese aus Brilon setzt sich für Ukrainer ein

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Von: Stefanie Schümmer

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Die 15-köpfige Gruppe aus Brilon machte sich auf den Weg zur Demo nach Dortmund. © Victoria Liese

Ein Jahr Krieg in der Ukraine, ein Jahr Leid, Angst, Zerstörung und Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat. Aber auch ein Jahr Solidarität und Hilfe. In vielen Großstädten setzten gestern zahlreiche Menschen ein Zeichen gegen den Krieg, zum Beispiel in Dortmund. Eine Gruppe aus Brilon machte sich ebenfalls auf den Weg.

Brilon – Organisiert wurde die Fahrt zu der Demo von Victoria Liese von der Ukraine-Hilfe in Brilon. Seit Jahren setzt sich die gebürtige Ukrainerin für Kinder und kranke Menschen in ihrem Heimatland ein. Seit Beginn des Krieges ist sie im Dauereinsatz – nicht nur für die Menschen in der Ukraine, auch als ehrenamtliche Dolmetscherin und Ansprechpartnerin der Caritas für Geflüchtete in Brilon. Bei ihrem wöchentlichen „Dialog zur Hilfe“ (jeden Dienstag um 17 Uhr im katholischen Pfarrzentrum in Brilon) entstand die Idee, zunächst nach Frankfurt zu fahren. „In letzter Moment haben wir für Dortmund entschieden“, berichtet Victoria Liese von der Ukraine-Hilfe Brilon. „Es war viel näher und nicht so teuer“, erklärt Victoria Liese, die die Zugtickets für die Geflüchteten aus der Ukraine aus eigener Tasche bezahlt hat.

„Alle hatten Tränen in Augen“

Tausende Menschen waren ein Jahr nach Kriegsbeginn auf den Friedensplatz in Dortmund gekommen. „Der Friedensplatz war voll – trotz schlechtem Wetter. Es war alles sehr gut vom Dortmunder Bürgermeister organisiert. Die ukrainischen Kinder haben sehr schön gesungen. Alle hatten Tränen in Augen“, fasst die Brilonerin das Erlebte zusammen. Besonders berührt habe sie ein weinendes Kind mit seiner Mutter auf der Bühne, dessen Vater zurzeit an der Front kämpft: „Das Kind hat nach seinem Vater geschrien. Da mussten wir alle weinen.“ 

Von Brilon zu den Kindern in der Ukraine: Victoria Liese präsentiert einen gespendeten Winteranzug, den jetzt ein Kleinkind in Dnipro trägt.
Von Brilon zu den Kindern in der Ukraine: Victoria Liese präsentiert einen gespendeten Winteranzug, den jetzt ein Kleinkind in Dnipro trägt. © Victoria Liese

„Die zwölf ukrainischen Menschen, die mich begleiten, sind sehr aktiv.“ Die Gruppe hat zum Beispiel ein Konzert in der Briloner Propsteikirche gegeben, bei dem 222 Euro an Spenden für die Ukraine-Hilfe zusammengekommen sind. „Wir bewegen was“, sagt die Brilonerin stolz.

Einsatz für Ukrainer

Wie geht es den Geflüchteten hier? „Sie haben sich sehr gut eingelebt“, berichtet Liese. „Trotzdem brauchen sie noch Hilfe zum Beispiel bei der Wohnungssuche oder Behördengängen.“ 20 bis 25 Menschen kommen regelmäßig zu den Gesprächsrunden. Die meisten von ihnen leben seit dem letzten Frühling/Sommer in Deutschland. Die Brilonerin hilft, wo sie kann – auch über die „Dialoge zur Hilfe“ hinaus. „Eine Frau war sehr lange krank und wusste nicht, wo sie Lebensmittel herbekommen sollte. Ich bin mit ihr zur Tafel gegangen und habe ihre Tüten voller Obst und Gemüse nach Hause getragen.“ Ein offenes Ohr hat sie auch für Sorgen und Ängste: „Die menschlichenSchicksale machen betroffen.“ Im ständigen Kontakt ist sie auch mit ihren Freunden und Bekannten in der Ukraine wie Marina Timtschenko. Die Ukrainerin wohnt in Dnipro und kümmert sich dort seit Jahren ehrenamtlich um ärmere Familien mit kranken Kindern (Kurier berichtete). „Dnipro wurde sehr oft bombardiert. Da wurden Menschen umgebracht. In den Nachrichten wurde gezeigt, wie ein ganzes Haus mit Menschen und Kindern ruiniert wurde. Das ist Wahnsinn“, ist Victoria Liese immer noch fassungslos. „Marina lebt und hilft den Kindern weiter.“

Nächster Hilfstransport

Die Menschen in der Ukraine möchte Liese natürlich auch weiter unterstützen. Zusammen mit der Briloner Apothekerin Astrid Pfitzner setzt sie sich für kranke und arme Kinder und Menschen ein. Der letzte Hilfstransport brachte die Spenden vor einem Monat in die Ukraine. „Die Menschen dort sind sehr dankbar.“ Der nächste ist schon in rund zwei Wochen geplant. „Diesmal werden hauptsächlich Medikamente in die dortigen Krankenhäuser gebracht. Wir wollten sie nicht mit dem Lastwagen schicken, denn die Medikamente sind sehr empfindlich. Dafür kommt jetzt extra ein kleiner Bus.“

Arzneimittel werden in den Krankenhäusern dringend benötigt. Nicht nur die Auswirkungen des Krieges, sondern auch das fehlende Gesundheitssystem bekommen gerade ärmere Patienten zu spüren. „Im Gegensatz zu Deutschland erhalten sie kein Geld vom Staat für ihre Behandlung. Besonders machen wir uns Sorgen um die Kinder in den Krankenhäusern, auch um Neugeborene“, so die engagierte Brilonerin weiter.

Neben Geldspenden können auch weiterhin kleine Geschenke für die Kinder abgegeben werden. „Allerdings nehmen die Krankenhäuser aus hygienischen Gründen nur neue Sachen an. Wir freuen uns aber auch sehr über selbstgenähte und -gestrickte Kleidung. Für uns ist es sehr berührend zu sehen, wie viel die Menschen aus Brilon und der Umgebung spenden.“

Spenden

können weiterhin bei Astrid Pfitzner in der St.-Engelbert-Apotheke, Friedrichstraße 4, abgegeben werden. „Wir freuen uns sehr über die große Hilfsbereitschaft“, sind beide Brilonerinnen dankbar.

Von Brilon zu den Kindern in der Ukraine: Victoria Liese präsentiert einen gespendeten Winteranzug, den jetzt ein Kleinkind in Dnipro trägt.
Von Brilon zu den Kindern in der Ukraine: Victoria Liese präsentiert einen gespendeten Winteranzug, den jetzt ein Kleinkind in Dnipro trägt. © Victoria Liese

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