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Olpe, Kiew, Altenbüren: Aufreibende Woche für CDU-Chef Friedrich Merz

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Von: Silke Nieder, Sebastian Schulz

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Friedrich Merz, Bundesparteivorsitzender der CDU, bei seinem Wahlkampfauftritt in Altenbüren.
Friedrich Merz, Bundesparteivorsitzender der CDU, bei seinem Wahlkampfauftritt in Altenbüren. © Silke Nieder

Wie war es in Kiew? Diese Frage interessierte viele Menschen im Zusammenhang mit dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. Gut, dass er am Abend danach in Altenbüren auftrat.

Brilon-Altenbüren - Morgens noch in Kiew, abends ein öffentlicher Vortrag in der sehr gut besuchten Schützenhalle in Altenbüren, an den Tagen davor und danach etliche weitere Wahlkampfauftritte – kaum jemand stand in dieser Woche so in den Schlagzeilen wie der Hochsauerländer und CDU-Chef Friedrich Merz.

Insbesondere seine Reise in die ukrainische Hauptstadt am Dienstag sorgte für Aufsehen. Für Mittwochabend war dann der Auftritt in Altenbüren geplant. Sollte es dabei bleiben? Ja, es sollte.

„Heute Mittag bin ich aus Kiew zurückgekehrt und vorhin habe ich mit dem Bundeskanzler gesprochen“, erklärte er, als er wie schon länger geplant auf der Bühne der Altenbürener Schützenhalle stand. Über die Gespräche mit Präsident Wolodimir Selenskij und dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko, dem ehemaligen Champion, gab er dennoch nichts preis.

Dafür ließ er die Zuhörer teilhaben an dem, was er erlebt hat und wie die Reise zustande kam. Sie sei bereits – auf Einladung des ukrainischen Parlamentspräsidenten – für den 22. Februar geplant gewesen und wurde „kurz vorher“ abgesagt. Einen Tag zuvor und drei Tage vor dem Überfall auf die Ukraine erkannte Russland die Volksrepubliken Donezk und Lugansk im Donbass an. „Die Reise sollte so schnell wie möglich nachgeholt werden“, betonte Merz. Nachdem sich der Bundestag für die Lieferung schwerer Waffen ausgesprochen habe, sei „der jetzige Zeitpunkt passend“ gewesen. Passend war der Termin dann auch hinsichtlich der Landtagswahl in NRW im Wahlkreis des CDU-Landtagsabgeordneten Matthias Kerkhoff.

Die Landtagswahl, das Kopf- an Kopf-Rennen, das sich CDU und SPD derzeit in den Umfragen liefern, dürfte ein triftiger Grund sein, warum Merz derzeit so viel unterwegs ist. Erst am Montag hatte sich die CDU-Prominenz zu einer öffentlichen Kundgebung in der benachbarten Kreisstadt Olpe versammelt. Merz, Hendrik Wüst und Markus Söder auf einer Bühne – das war eine Ansage. Doch verstehen konnten die rund 1000 Zuhörer nicht wirklich viel, denn die Veranstaltung wurde massiv gestört von rund 50 Demonstranten, die sich offenbar über den Messengerdienst Telegram zum Stören verabredet hatten und mit Trillerpfeifen und Buhrufen für einen permanenten Lautstärkepegel sondergleichen sorgten.

In Altenbüren blieb zwei Tage danach alles ruhig – es war ja auch kein Marktplatz, sondern eine Schützenhalle, in der Friedrich Merz diesmal sprach. Die Polizei hatte sich zwar ebenso wie in Olpe am Veranstaltungsort postiert, hatte aber keinerlei Grund zum Eingreifen. So konnte der CDU-Chef in Ruhe berichten, was er in der Ukraine erlebt hat – dass sein Weg begleitet war von Raketenangriffen auf Umspannwerke oder dass ihn das ukrainische Militär begleitet habe. „Wir haben uns absolut sicher gefühlt und wir dürfen die Menschen dort nicht allein lassen“, appellierte Merz an die Bundesregierung. „Ich empfinde Trauer, Entsetzen und Wut, aber auch großen Respekt vor den Menschen. Sie sind unendlich dankbar, dass wir helfen.“

Merz pflichtet Bundeskanzler Olaf Scholz bei, dass wir eine Zeitenwende erleben. Die Jahre 1990 bis 2022 seien eine Episode, eine Zwischenphase, gewesen. Dem russischen Präsidenten Putin gehe es um Großmacht-Phantasien, was „schon bei der Annexion der Krim hätte auffallen können“. „In Frieden und in Freiheit zu leben ist nicht mehr selbstverständlich. Das erfordert Anstrengungen.“

Der Bundestagsabgeordnete sprach in diesem Zusammenhang und darüber hinaus über die Aufrüstung der Bundeswehr, über die Herausforderung der Klima- und Wirtschaftspolitik, die Inflation als „Taschendieb des kleinen Mannes“ und die – seiner Meinung nach – als Fehler verabschiedeten Pläne, die letzten drei Kernkraftwerke abzuschalten. „Fragen, die wir gemeinsam beantworten müssen, Regierung und Opposition.“ Denn, so Merz: „Wir haben eine eigene Meinung und folgen der Bundesregierung nicht einfach so.“

Starker Applaus brandete auf, als Friedrich Merz seine (freie) Rede beendete. In einem Wagen mit Münchener Kennzeichen fuhr der CDU-Chef im Anschluss vom Hof. – wohin, sagte er nicht. Sicher war nur: Es war und ist nicht der letzte Auftritt von Friedrich Merz auf dem Endspurt im Landtagswahlkampf.

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