Der bundesweite Aktionstag gegen Glücksspielsucht ist am heutigen Mittwoch, 29. September.
Im Hochsauerlandkreis gab es 2020 insgesamt 696 Geldspielgeräte, davon 583 in Spielhallen und 113 in der Gastronomie. Zwar ist die Zahl der verfügbaren Geldspielgeräte im Vergleich zum Jahr 2010 um 200 gesunken, gleichzeitig sind aber die Spielerverluste im Hochsauerlandkreis auf die Rekordhöhe von rund 16,4 Millionen auf etwa 21,8 Millionen Euro gestiegen. Das sind Zahlen aus der Datenbank der Landesfachstelle Glücksspielsucht NRW. Neben dem persönlichen Leid der Spieler und deren Angehörigen bedeutet dies darüber hinaus auch einen direkten Kaufkraftverlust für die Kommune.
Seit dem 1. Juli sind durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag 2021, den Staatsvertrag zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland GlüStV 2021, bislang illegale Glücksspiele im Internet bundesweit erlaubt. Dazu zählen beispielsweise Online-Automatenspiele und Online-Casinos. Fachleute wie Liliane Schafiyha-Canisius, Leiterin der Caritas Suchtberatungsstelle in Brilon und Jan Paul Bieniek, einer der leitenden Psychologen und zuständig für die Glücksspiel-Abteilung der Johannesbad Fachklinik Hochsauerland in Bad Fredeburg, sehen die Öffnung des Marktes für Online-Glücksspiele sehr kritisch, da Forschungsstudien zeigen, dass gerade diese Angebote besondere Suchtrisiken aufweisen.
„Glücksspiel im Internet ist rund um die Uhr von nahezu jedem Ort aus verfügbar. Zudem unterliegen Online-Glücksspiele keiner sozialen Kontrolle: Sie können weitgehend unbemerkt privat oder auch am Arbeitsplatz gespielt werden. Insbesondere Online-Casinospiele bergen das Risiko einer Suchtentwicklung, denn die schnelle Spielabfolge, die rasch wechselnden visuellen Reize und das Spielen um virtuelles Geld sind verlockend und können dazu führen, dass der Bezug zu den real entstehenden Geldverlusten verloren geht“, erklärt der Psychologe Jan Paul Bieniek.
Caritas-Suchttherapeutin Liliane Schafiyha-Canisius ergänzt: „Wer einmal in den Teufelskreis geraten ist, Geldverluste durch Glücksspiel wieder ausgleichen zu wollen, ist einer Glücksspielsucht nahe. Wenn der Spieleinsatz von der Kreditkarte abgebucht wird, geht schnell der Überblick über das bereits verspielte Geld verloren und die Hemmschwelle sinkt, immer weiter zu spielen. Die notwendige Selbstregulierung – regelmäßige Spielpausen zu machen und frühzeitig den Aus-Knopf zu finden – fällt insbesondere Problemspieler schwer. Weil viele alleine vor dem Bildschirm sitzen, gibt es meist auch niemanden, der oder die regulierend eingreifen könnte.“
Die Caritas-Suchtberatungsstellen helfen Menschen, die sich von der Thematik betroffen oder bedroht fühlen. Dort erhalten sie auch Informationen zu den neuen bundesweit geltenden und spielformübergreifenden Sperrmöglichkeiten. Das Beratungsangebot richtet sich dabei gleichermaßen an Betroffene wie auch Angehörige. Die Beratung ist kostenfrei, unverbindlich und unterliegt der Schweigepflicht. Auf Wunsch kann die Beratung auch anonym erfolgen.
Termine für die Caritas-Suchtberatung können für Brilon unter Tel. 02961/779 9770 und für Meschede unter Tel. 0291/99970 vereinbart werden. Die Experten beraten auch in Marsberg, Winterberg und Schmallenberg / Bad Fredeburg. Die Terminvereinbarung erfolgt ebenfalls über Brilon und Meschede. Die Kontaktaufnahme ist auch online unter l.schafiyha-canisius@caritas-brilon.de möglich.
Über die Behandlungsangebote für pathologische Glücksspieler informiert der Psychologe Jan Paul Bieniek unter der Tel. 02974/730 oder auf E-Mail-Anfrage unter Jan-Paul.Bieniek@johannesbad.com