„Gehört werden ist wichtig“: So sollen Brilon und seine Dörfer barrierefreier werden

Für Menschen mit einer Behinderung gibt es auch in der heutigen Zeit immer noch viele Barrieren, die von der breiten Masse der Nichtbetroffenen gar nicht wahrgenommen werden. Nicht mit böser Absicht oder Gleichgültigkeit, sondern der Tatsache geschuldet, dass man die Barrieren einfach nicht erkennt, weil sie für einen selbst kein Problem darstellen.
Brilon – Um diesen Umstand zu minimieren, hat sich in der Hansestadt die „Briloner Interessenvertretung für Menschen mit Behinderung (BIV)“ schon vor einigen Jahren gegründet. Eine Schnittstelle, die genau bei diesen Themen ansetzt.
Ziele der BIV
„Auch wenn es sich in den letzten Jahren verbessert hat, sind noch nicht alle Ziele erreicht“, erklärt Heinz-Gerd Gehling, designierter neuer Vorsitzender des Vereins: „Es ist wichtig, gehört zu werden und vor allem Präsenz zu zeigen.“ Dies zu intensivieren und sich der Öffentlichkeit vorzustellen, ist ein erklärtes Ziel des neuen Vorstands der BIV: „Wir werden auf dem Marktplatz mit Infoständen zu finden sein, um zum einen Ansprechpartner zu sein, zum anderen aber auch interressierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu bieten, Mitglied in unserem Verein zu werden. Dabei geht es nicht nur um die Kernstadt, sondern um alle Ortschaften. Auch hier leben Menschen mit Behinderungen. Die Bürger vor Ort, egal ob mit oder ohne Behinderung, wissen am ehesten, wo etwas im Argen liegt. Genau dafür wollen wir als Ansprechpartner und Schnittstelle da sein.“
Neuer Vorstand
Heinz-Gerd Gehling weiß wovon er spricht. Seit 2014 im Rat der Stadt Brilon und Mitglied im Sozialausschuss hat ihn auch beruflich das Thema Betreuungsrecht im Bereich Krankenhäuser, Senioren- und Pflegeheimen 40 Jahre lang begleitet. Jetzt als Rentner bleibt er über die BIV in dem Thema aktiv. Mit Anne Schreckenberg verfügt der Verein über eine beruflich wie privat sehr erfahrene und engagierte stellvertretende Vorsitzende. Ebenso mit der Kassenwartin Claudia Artz und dem Schriftführer Stephan Schmidt. Mit Martin Gersthagen und Thorsten Rediger als Beisitzer ist der Vorstand des BIV auf einem guten Weg.
Beispiel: Waldfreibad
Als Beispiel, wie wichtig ein offenes Ohr und ein geschärfter Blick für die Belange von Menschen mit Behinderungen sind, bringt es Anne Schreckenberg auf den Punkt: „Wir haben ein tolles Waldfreibad in Gudenhagen. Aber es sollte auch möglich sein, dass Rollifahrer überhaupt auf das Gelände kommen. Wir haben es erkannt und die Gespräche mit der Stadt Brilon laufen. Genauso wichtig ist, dass die Stadt und die Dörfer barrierefrei sind. Mir liegt die Natur sehr am Herzen, aber ein Baum auf dem Bürgersteig, der ein Befahren mit einem Hilfsmittel unmöglich macht und ein Ausweichen auf die Fahrbahn erzwingt, darf nicht wichtiger sein als der Mensch. Hier müssen Lösungen gefunden werden.“
Dabei trifft sie bei Bürgermeister Dr. Christof Bartsch und Karin Wigge, Fachbereichsleiterin im Bereich Sozialwesen auf offene Ohren. „Das Thema Menschen mit Behinderung liegt uns sehr am Herzen“, unterstreicht Dr. Bartsch. „Es gibt viele Schnittstellen in den Bereichen Soziales, Hoch- und Tiefbau. Deshalb sind wir als Stadt Brilon auch Mitglied in diesem nicht eingetragenen Verein.“
Bänke zum Ausruhen
Claudia Artz, seit 2018 als Kassenwartin aktiv, hebt hervor: „Inklusion ist vielschichtig und nicht nur Rollstuhlfahrer zählen zu den Menschen mit Behinderung. Deshalb ist Inklusion als Menschenrecht zu sehen. Barrieren sind nicht nur Bordsteine.“ Weiter führt sie an, dass in Zusammenarbeit mit der Stadt neue Bänke aufgestellt werden, um ein Ausruhen bei Belastungen zu ermöglichen. Aber auch hier ist der Blick auf Menschen mit Behinderungen unumgänglich. „Eine Bank ist gut, aber besser ist es, wenn Bänke auch eine Aufstehhilfe in Form von Lehnen bietet“, so Claudia Artz.
Mitglied werden
Viele private und Firmeninitiativen unterstützen die BIV bereits. Um so wichtiger ist es, neue Mitglieder zu finden, die Ideen einbringen und auch neue Verbindungen schaffen können. Unter www.biv-brilon.de sind Informationen zu finden. „Wir bauen die Seite gerade neu auf und erweitern die Inhalte“, erklärt Anne Schreckenberg. „Uns ist es wichtig ein Verein für Menschen mit und ohne Behinderungen zu sein. Wir würden uns über Unterstützung bei der Pflege unseres Internetauftritts sehr freuen.“
Sportvereine
Eine weitere Anregung kommt von Claudia Artz: „Auch Sportvereine sind für uns wichtig, um es Menschen mit Behinderungen unterschiedlichster Art zu ermöglichen, ihren Hobbys und Ambitionen nachgehen zu können.“ Sicher gibt es noch viele Ansätze, die die Inklusion immer selbstverständlicher werden lassen. „Die BIV rundet das Thema hier in Brilon ab“, lobt Bürgermeister Bartsch das Engagement des Vereins. „Besser ist es, die Betroffenen zu befragen, als externe Gutachten teuer einzukaufen. Das ist gut so und so soll es bleiben.“