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Mit „Highheels“ aufs Motorrad - „Kurze Bikerinnen“ im Sauerland unterwegs

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Von: Claudia Metten

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Kurze Bikerin
Große Leidenschaft: Vroni Neumann aus Petersborn tourt mit ihrer Truppe „Kurze Bikerin“ durch das Sauerland. © Claudia Metten

Am rechten Fuß trägt Vroni Neumann Highheels und am linken schwarze, breite Motorradstiefel: Was auf den ersten Blick lustig aussieht, soll eigentlich nur einen kleinen Trick veranschaulichen, mit dem die 53-jährige Petersbornerin sich das Motorradfahren erleichtert. Die Stiefel – auch liebevoll „Zauberstiefel“ genannt – besitzen eine innenliegende Erhöhung, so ein bisschen wie ein Schuh mit Absatz, nur versteckt in einem Motorradstiefel. Denn Vroni Neumann gehört mit einer Körpergröße von 1,605 Metern zu den „Kleinen“ auf den großen Maschinen und hat es deswegen nicht immer leicht.

Hochsauerland/Petersborn - Trotz der besonderen Motorradstiefel haben Bikerinnen wie Vroni Schwierigkeiten, überhaupt den Boden zu berühren. „Wir kleinen Motorradfahrerinnen müssen immer gucken, wo wir parken wegen Pfützen, Bodenwellen, Vertiefungen beziehungsweise Erhöhungen. Langbeinige fahren Schotterparkplätze rauf und runter. Wir können uns dort mit einem Bein kaum halten“, betont die passionierte Bikerin.

Der Beginn einer Leidenschaft

Doch wie kam Vroni Neumann eigentlich zum Motorradfahren? „Mit 16 Jahren habe ich meinen Mopedführerschein gemacht, damit ich von Petersborn aus zu meinem Ausbildungsplatz nach Brilon im Hotel fahren konnte“, berichtet sie über den Anfang ihrer Leidenschaft. „Damit war der Grundstein gelegt, denn in unserer Familie fahren fast alle Motorrad.“ Erst 2015 machte sie den Führerschein für die großen Maschinen.

Nach dem großen Führerschein habe ich erst richtig Blut geleckt, bin 10.000 bis 12.000 Kilometer pro Jahr gefahren. Anfangs allein, doch dann lernte ich die Gruppe ,Kurze Bikerin’ kennen.

Vroni Neumann

„Nach dem großen Führerschein habe ich erst richtig Blut geleckt, bin 10.000 bis 12.000 Kilometer pro Jahr gefahren. Anfangs allein, doch dann lernte ich die Gruppe ,Kurze Bikerin’ kennen“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Denn endlich hatte sie weitere Bikerinnen mit einer maximalen Körpergröße von 1,60 Meter gefunden, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten wie sie selbst: Der Meilenstein einer neuen Ära begann, denn aus der kleinen Gruppe, die anfangs nur fünf Damen beinhaltete, entwickelte sich eine große Mädels-Truppe. Mit Stand 31. August 2022 haben sich inzwischen 1.547 Bikerinnen mit kurzen Beinen der Facebookgruppe angeschlossen.

Jährliche Ausfahrten

„2019 war unser erstes Treffen am Edersee, danach ging es so richtig los. Wir treffen uns jetzt jährlich zu großen Ausfahrten mit unterschiedlichen Ansprüchen“, ergänzt Vroni Neumann, die zusammen mit einigen anderen Bikerinnen Admin der Gruppe ist und die Touren plant, an denen immer mindestens 20 bis 25 Motorradfahrerinnen mit kurzen Beinen teilnehmen.

Kosten für die Ausstattung

Vroni Neumann selbst fährt eine Suzuki GSX1250FA, tiefergelegt und mit abgepolsterter Sitzbank, ihre Kollegin – mit einer Größe von nur 1,43 Meter – eine Kawasaki Z900. Ein teurer Spaß für die Bikerinnen mit den kurzen Beinen Der Umbau der Maschine, das Abpolstern der Sitzbank, angepasste Helme sowie die Umarbeitung der Lederkombis und die speziellen Markenhandschuhe hinterlassen schnell ein tiefes Loch im Geldbeutel. „Die Kosten liegen dabei zwischen 500 und 3.500 Euro. Allein die ,Zauberstiefel’ kosten ab 350 Euro aufwärts“, betont die Petersbornerin.

Wir freuen uns riesig auf die Ausfahrten in der wunderschönen Sauerländer Landschaft, viele Teilnehmerinnen und jede Menge Spaß

Vroni Neumann

An diesem Wochenende wird die 53-Jährige wieder ihre „Zauberstiefel“ anziehen, denn es geht wieder auf große Tour. Am heutigen Samstag und am morgigen Sonntag treffen sich die kurzen Bikerinnen wieder aus ganz Deutschland, Europa und anderen Kontinenten zur inzwischen dritten großen Ausfahrt, die am Landgasthof Gruß in Brilon startet. Dabei werden alle einheitlich mit einem schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift „Kurze Bikerin – Power of Women“ gekleidet sein.

Mit ihren Maschinen starten sie zu insgesamt drei unterschiedlichen Touren je nach Motivation, Ausdauer und Kraft. Nach den Touren sitzen die Motorradfahrerinnen dann in geselliger Runde zusammen, um für neue Probleme Lösungen „auszutüfteln“. „Wir freuen uns riesig auf die Ausfahrten in der wunderschönen Sauerländer Landschaft, viele Teilnehmerinnen und jede Menge Spaß“, so Vroni Neumann abschließend.

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