1. SauerlandKurier
  2. HSK
  3. Brilon

Mountainbike-Tourismus boomt – TrailGround wird ausgebaut

Erstellt:

Von: Silke Nieder

Kommentare

TrailGround Ortsrand Brilon
Der 17 Kilometer lange TrailGround am Ortsrand von Brilon soll um rund 23 Kilometer ausgebaut werden. © BWT

Der Fahrrad- und Mountainbike-Tourismus boomt. Daher soll der TrailGround am Ortsrand von Brilon um 23 Kilometer ausgebaut werden. Was geplant ist.

Brilon – Seit sieben Jahren zieht der 17 Kilometer lange TrailGround am Ortsrand von Brilon zahlreiche Urlaubsgäste, Tagesgäste und einheimische Radfahrer und Mountainbiker an.

Die Trails am Hängeberg, Bilstein und Plattenberg bieten neben Fahrvergnügen einen Blick über das Sauerland und die Briloner Hochfläche.

Briloner Rat befürwortet den Ausbau des vorhandenen TrailGrounds

Weil der Fahrrad- und insbesondere der Mountainbike-Tourismus boomt und dieser Trend laut Experten anhalten wird, befürwortete der Rat der Stadt Brilon auf seiner letzten Sitzung mehrheitlich einen Ausbau des vorhandenen TrailGrounds um rund 23 Kilometer. Das Gebiet umfasst den Bereich Pulvermühe bis zur hessischen Landesgrenze und Brilon-Wald bis Huckeshohl.

Die touristischen Übernachtungszahlen in Brilon haben sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Diese positive Entwicklung und die hervorragenden Zukunftsaussichten basieren einzig und allein auf dem Outdoor-Tourismus. Insbesondere beim (E-)Mountainbiking rechnen Experten mit deutlichen Steigerungen.

Kapazitätsgrenzen

Die Kapazitäten der jetzigen touristischen Outdoor-Infrastruktur reichen weder qualitativ noch quantitativ aus, um den gesteigerten Übernachtungszahlen gerecht zu werden. Das Gastgewerbe reagierte auf diese Entwicklung bereits mit einem realisierten und geplanten Ausbau des Bettenangebotes. Ein Ausbau der Outdoor-Infrastruktur sei laut Verwaltung zwingend erforderlich, um mit dem Ausbau des Beherbergungsangebotes „Schritt zu halten“.

Wie der Gewerbeverein Prima Brilon bei einer aktuellen Umfrage ermittelte, betrage der Umsatz, der über Touristen erzielt wird, etwa 20 bis 40 Prozent. Die Stadt Brilon rechnet bei einem Ausbau des TrailGrounds mit einer Steigerung der direkten jährlichen Einnahmen durch Kurbeiträge und Kurorthilfen von derzeit etwa 265.000 Euro auf rund 520.000 Euro.

Der nordhessische Landkreis Waldeck-Frankenberg (Raum Willingen, Diemelsee) plant derzeit umfangreiche Aus- und Neubauten für mehrere TrailGrounds (Investitionssumme: 20 Millionen Euro). Da diese Trails voraussichtlich direkt an und auf der Briloner Grenze verlaufen, könnten sie mit den Briloner Trails verbunden werden. Bürgermeister Dr. Christof Bartsch sieht hier das Hauptargument für den Ausbau: „Wir dürfen den Rad- und Mountainbike-Tourismus nicht an Brilon vorbeigehen lassen.“

Würde Brilon den TrailGround nicht erweitern, bestünde einerseits die Gefahr, dass Brilon seine Bedeutung verliert und andererseits könnten viele Tausende Mountainbiker unkontrolliert und ungelenkt auf dem Briloner Boden fahren und eventuell für Konflikte zwischen Wanderern und Radfahrern sowie Forst und Jagd (das Wild wird gestört) führen. Insbesondere die attraktiven Wanderwege (Rothaarsteig, Briloner Kammweg) mit ihrem hohen Anteil schmaler Wege würden zukünftig noch stärker von den Mountainbikern genutzt. Auch würden Brilon und seine Betriebe vom Ausbau auf hessischer Seite keinen wirtschaftlichen Nutzen haben.

Kosten & Förderung

Für den geplanten Ausbau rechnet die Stadt mit Gesamtkosten in Höhe von rund 720.000 Euro netto (knapp 860.000 Euro brutto) sowie mit jährlichen Unterhaltskosten von netto 35.000 Euro (TrailGround alt und Ausbau). Die Förderquote betrage laut Infrastrukturrichtlinie zwischen 60 und 95 Prozent, wobei die Verwaltung – nach Rücksprache mit der Bezirksregierung – von der höchsten Förderquote ausgeht, wenn der Förderbescheid noch im Jahr 2023 erfolgt.

Parkplatzsituation

Für den flüchtigen Betrachter fallen nur die parkenden Autos am TrailGround ins Auge. Während Urlaubsgäste und Einheimische in der Regel von dem Beherbergungsbetrieb oder von der eigenen Wohnung mit dem Bike zum TrailGround fahren, können die Tagesgäste zahlreiche Parkmöglichkeiten nutzen.

Umweltaspekt

Tourismusexperten und Naturschutzverbände bewerten Mountainbiking als nachhaltiges, sanftes Tourismusangebot. Nach den Investitionen in Willingen und Diemelsee werde ein erheblicher Teil der Gäste das Briloner Gebiet ohne jegliche Lenkung/Beschränkung befahren, denn das jetzige Netz von rund 50 Kilometern außerhalb des vorhandenen TrailGrounds unterliege dem freien Waldbetretungsrecht, schildern BWT und Verwaltung. Eine gelenkte Linienführung in einem räumlich eng begrenzten Gebiet wäre –wie beim jetzigen TrailGround – von Mitte/Ende März bis Anfang November möglich und nur tagsüber. Zudem werden die Wanderwege entlastet. Das Wild gewöhnt sich laut Experten an diese Strecken, so dass die Verbissschäden an der Anlage reduziert werden. In Absprache mit allen Nutzern (Forst, Naturschutz, Jagd, Tourismus) wird ein Wegemanagement vorgenommen. Zusammengefasst seien die Schäden durch die Erweiterung des TrailGrounds im Wald gering. Auf der anderen Seite hätten Brilon und seine Wirtschaft einen hohen finanziellen Gewinn.

Die meisten Ratsmitglieder aller Fraktionen befürworteten den Ausbau des TrailGrounds. „Gesunde Waldgebiete werden nicht zerstört“, argumentierte Lisa Blom (Grüne) und bat die Verwaltung, auch den Radweg am Hölsterloh von Brilon zum TrailGround auszubauen. Einige Ratsmitglieder meinten, man müsse nicht jeden Hype mitgehen. Die Natur habe in den letzten Jahren so sehr gelitten und käme zu kurz. 21 Ratsmitglieder stimmten für den Grundsatzbeschluss, einen Förderantrag für den Ausbau des TrailGround zu stellen und mit allen Beteiligten eine gute Lösung zu finden. Neun Ratsmitglieder stimmten dagegen. Es gab keine Enthaltung.

Auch interessant

Kommentare