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Auto in den Gegenverkehr gelenkt: Ex-Mann bestreitet Mordabsicht

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Unfall Brilon
Versuchter Mord vermutet: Auf der B251 zwischen Brilon und Willingen waren im März zwei Autos kollidiert. © Feuerwehr Willingen/Facebook

Der Prozess gegen einen 53-Jährigen, der wegen versuchten Mordes angeklagt ist, wurde in dieser Woche im Landgericht Arnsberg fortgesetzt. Am zweiten Verhandlungstag äußerte sich erstmals der Angeklagte aus Brilon zum Zusammenstoß mit dem Fahrzeug seiner Ex-Frau.

Brilon-Wald/Arnsberg - Die Anklage wirft ihm vor, sein Auto am 7. März auf der Bundesstraße 251 zwischen Brilon-Wald und Willingen absichtlich in den Gegenverkehr gelenkt zu haben, um seine Ex-Frau und seinen damals fünf Jahre alten Sohn zu töten. „Ich kann es mir nicht erklären. Ich war quasi nicht dabei“, erklärte der Angeklagte nach einer umfassenden Rekonstruktion der Ereignisse jenes Tages.

Schilderung des Angeklagten

Dazu gehörte auch die Schilderung, wie er kurz vor der Kollision die auffällige Farbe des Autos seiner Frau im fernen Gegenverkehr wahrgenommen hatte: „Ich sah sie ankommen, habe versucht zu bremsen mit den Füßen und keine Pedale gefunden.“ Ansonsten schilderte der Angeklagte die Kollision als eine Art großes schwarzes Loch: Er wisse nicht, wie es dazu gekommen sei. Der Vorsitzende Richter Petja Pagel hielt ihm noch einmal den Vorwurf der Anklage vor Augen, dass er sein Auto „mit Absicht in den Gegenverkehr gesteuert“ habe. Das bestritt der 53-Jährige mit einem ausdrücklichen „Nein!“ Ihm sei aufgrund schwerer Schlafstörungen immer mal wieder schwarz vor Augen geworden, und er habe regelrechte Zusammenbrüche gehabt, erklärte er.

Ich habe sie beleidigt und bedroht.

Angeklagter

Der „Blackout“ vor der Kollision sei aber nicht von dieser Art gewesen. Möglicherweise habe ihn ein „Sekundenschlaf“ übermannt. „Ich weiß nicht, ob ich Nachtschicht hatte.“ Der Vorsitzende fasste diese Angaben zusammen: „Das hört sich so an, als wenn das ein tragischer Unfall gewesen wäre.“

Beziehung des Paares

Was war bis zu diesem Zusammenstoß passiert, bei dem die Ex-Frau des Angeklagten schwer verletzt wurde? Der Angeklagte erzählte, wie er seine Partnerin kennengelernt hatte und wie die beiden sich ein gemeinsames Kind gewünscht hatten. Irgendwann kamen jedoch Misstrauen, Eifersucht und Gewalt ins Spiel. „Bis wann waren Sie ein Paar?“, wollte der Vorsitzende wissen. „Bis ich ihr Handy in die Hand gekriegt und ihre SMS gelesen habe“, antwortete der 53-Jährige.

Danach hatte er seiner Frau eine angebliche Affäre mit einem anderen Mann unterstellt. Sie wies das angeblich zurück, er schuf Fakten: „Ich bin jetzt weg.“ Danach habe er nur noch Interesse für den gemeinsamen Sohn gehabt, erklärte er. Auch am Tag des Zusammenstoßes war er auf der Fährte, beobachtete seinen Sohn in Brilon und überholte schon vor dem späteren Zusammenstoß seine Frau, ihren Begleiter und seinen Sohn auf der Landstraße.

Morddrohung nach der Trennung?

Was hatte er zum Scheitern der Beziehung beigetragen, und wie verhielt er sich nach der Trennung? „Ich habe sie beleidigt und bedroht“, gab der Angeklagte zu. Der Vorsitzende hielt ihm eine Morddrohung vor: „Ich schlitz’ dir die Kehle auf!“ Der Angeklagte bestritt solche Nachrichten nicht, die offenbar auch seinen Sohn betrafen: „Wenn ich ihr Morddrohungen oder irgendwelchen Dreck schickte, war ich besoffen.“

Ex-Frau immer noch beeinträchtigt

Der heutige Begleiter der Ex-Frau des Angeklagten bestätigte vor Gericht die Einschätzung des Kraftfahrzeug-Sachverständigen: „Hätte er uns frontal getroffen, hätte er uns wahrscheinlich alle umgebracht.“ Der Zeuge war von einem absichtlichen Handeln überzeugt: „Der hat aktiv rübergezogen.“ Er wurde ebenfalls verletzt und war einen Monat lang krankgeschrieben. Der Fünfjährige hatte gerade einen neuen Kindersitz bekommen und blieb körperlich unverletzt. Am schlimmsten waren die Folgen für die Ex-Frau des Angeklagten, die am Steuer gesessen hatte: Sie sei immer noch „sehr beeinträchtigt“, berichtete ihr Begleiter. Erst jetzt könne sie sich wieder „ohne Rollstuhl und Krücken“ bewegen.

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