Die Idee jedoch bleibt. Das Schulzentrum wird dem Campus einer Universität oder Hochschule ähneln. Bürgermeister Dr. Christof Bartsch: „Das ist eine historische Entscheidung für Brilon.“
Ausgangspunkt der Maßnahme bildete die Schadstoffbelastung durch PCB im Schulzentrum im Jahr 2018. Daraufhin wurden fünf Unterrichtsräume im Gymnasium Petrinum saniert und eine Machbarkeitsstudie für die Erstellung eines Sanierungs- und Modernisierungskonzeptes in Auftrag gegeben. Die Kosten wurden auf 29,7 Millionen Euro brutto beziffert. In der Sitzung des Rates am 24. März 2021 beschloss der Stadtrat die Umsetzung des Teilneubau-/Sanierungskonzeptes gemäß der vorliegenden Machbarkeitsstudie. Kritik kam schon damals von der Briloner Bürgerliste, welche die vier geplanten Neubaukörper wegen der Baukosten, wegen des Flächenbedarfs und wegen der laufenden Betriebskosten zu reduzieren versuchte. Dies lehnte die Ratsmehrheit damals ab. Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung, die erforderlichen Schritte für die europaweite Vergabe der Planungsleistungen für die Teilsanierung mit Teilrückbau und Teilneubau des Schulzentrums einzuleiten. Parallel dazu erfolgten umfangreiche Planungsabstimmungen in Beteiligungsprozessen, deren Ergebnisse im März 2022 den Planern an die Hand gegeben wurden.
Das neue Planungskonzept mit den damit verbundenen Investitions- und Finanzierungskosten wurde den Ratsmitgliedern Ende September vorgestellt, damals noch in nicht-öffentlicher Sitzung. Die Gesamtbaukosten betrugen 57,7 Millionen Euro brutto – Mehrkosten von 28 Mio. Euro im Vergleich zur Machbarkeitsstudie. Wegen des hohen Kreditvolumens wäre nun ein Zinsaufwand von mehr als 30 Mio. Euro hinzugekommen.
Der Rat beauftragte in dieser Sitzung die Verwaltung, durch eine erneute Variantenuntersuchung wesentliche Einsparungen vorzunehmen und sich auf die Umsetzung des Notwendigen – Schadstoffsanierung, funktionierende Schule, zeitgemäßer Unterricht – zu beschränken. Der Generalplaner wurde mit der Untersuchung von zwei Planungsalternativen beauftragt. Diese wurden durch die Planer aus schadstofftechnischer, pädagogischer, architektonischer und finanzieller Sicht kritisch hinterfragt und um eine weitere Planungsvariante C – als Kombination der Varianten A und B – ergänzt. Auf der letzten Stadtratssitzung wurden dem Rat die drei möglichen Planungsansätze mit Vor- und Nachteilen erläutert.
Eine wesentliche Änderung der Vorgaben an die Planer betraf die Zügigkeit der beiden Schulformen. Die Zügigkeit der Sekundarschule wird von zuvor 4 auf 3 Züge und im Petrinum von 3,5 auf nun 3 Züge reduziert.
Von den anderen beiden Alternativen unterscheidet sich diese Variante im Wesentlichen in der Anzahl an Neubauten und deren Geschossigkeit.
Das Petrinum, welches neben einem Teilrückbau des Erdgeschosses auch um das Obergeschoss rückgebaut wird, wird um einen dreigeschossigen Neubau für die Sekundarstufe 1 mit sechs Jahrgangsstufenclustern ergänzt. Der Funktionsbereich der Verwaltung gliedert sich als Anbau unmittelbar an die Pausenhalle an. Unter Einbeziehung der bestehenden Treppenhäuser wird der Bestand mit einer Holzkonstruktion aufgestockt und beherbergt als Oberstufenhaus die Sekundarstufe 2.
Dem gegenüber wird die Sekundarschule straßenseitig im Erdgeschoss um eine Gebäudeachse ergänzt, das Obergeschoss bei Integration der bestehenden Bausubstanz rückseitig erweitert und als Lernlandschaft entsprechend des pädagogischen Konzeptes ausgestaltet. Vor der Aula und als Verbindung zwischen den beiden Schulformen soll eine Bibliothek mit Selbstlernzentrum errichtet werden.
Die deutliche Reduktion der Anzahl zusätzlicher Baukörper im Vergleich zu Variante B ermöglicht die Gestaltung von großzügigen Freianlagen im Zugangsbereich der jeweiligen Schulen, vergleichbar mit einem Campus. Mit einem Lerncluster und einer Lernlandschaft wollten die Planer dem Arbeitstitel der Planung „Schulzentrum der Zukunft“ auch inhaltlich gerecht werden.
Inklusive des Risikozuschlags und Indizierung der Baukosten bis Baubeginn werden die Gesamtbaukosten nun auf etwa 44,2 Millionen Euro brutto beziffert. Bei Betrachtung der genannten Parameter zeichnete sich ab, dass die Weiterentwicklung der bisherigen Planung eine Vielzahl an Vorteilen und Optimierungen beinhaltet. Auch sei hier unter anderem mit erhöhten Fördermitteln und geringeren laufenden Unterhaltungskosten zu rechnen.
Im Hinblick auf die Entscheidungsfindung wies die Verwaltung auch darauf hin, dass – neben der außerordentlichen Belastung des städtischen Haushalts – ein gesetzlicher Handlungsbedarf durch die PCB-Belastung bestehe. In einem überwiegenden Anteil der belasteten Räume seien Raumluftkonzentrationen zwischen 300 und 3.000 ng PCB/m3 Luft nachgewiesen worden mit der Erfordernis zum mittelfristigen Handeln. Die Mittelfristigkeit sei juristisch nicht näher definiert, werde aber aus Kreisen der Schadstoffsachverständigen mit einer Zeitspanne von drei bis fünf Jahren bewertet. Da die Schadstoffbelastung bereits im Jahr 2018 festgestellt wurde, solle diese zeitliche Vorgabe im weiteren Entscheidungsprozess bedacht werden.
Zunächst wollten Bürgermeister und Stadtverwaltung noch keinen Beschluss fassen lassen. Ratsmitglied Stefan Scharfenbaum (Grüne) beantragte mit Unterstützung der BBL, dass noch in dieser Sitzung entschieden werden sollte, damit keine weitere Zeitverzögerung einträte. Nach einer Beratungspause für die Fraktionen entschied sich der Stadtrat ohne Gegenstimme für die Variante C, unter Berücksichtigung der Parameter „gesunde und moderne Schule, Kosten, Flächeneffizienz und Flächenversiegelung“.