1. SauerlandKurier
  2. HSK
  3. Brilon

Sterbebegleiter beim Hospizverein: So sieht die herausfordernde Arbeit aus

Erstellt:

Von: Manfred Eigner

Kommentare

Der Vorstand und die Ehrenamtlichen des Briloner Hospizverein begrüßten die neuen Mitstreiter, die ab sofort die Aufgaben des Vereins unterstützen.
Der Vorstand und die Ehrenamtlichen des Briloner Hospizvereins begrüßten die neuen Mitstreiter, die ab sofort die Aufgaben des Vereins unterstützen. © Manfred Eigner

Die meisten Menschen wünschen sich, auch ihre letzte Lebensphase selbstbestimmt zu gestalten. „Wir haben Zeit für Gespräche, aufmerksames Zuhören, stilles Anteilnehmen und Mittragen einer schweren Situation. Als geschulte, ehrenamtliche Hospizmitarbeiter unterliegen wir der Schweigepflicht. Unsere Begleitung ist kostenfrei, unabhängig von Religion, Weltanschauung und Nationalität“ – So stellt sich der Briloner Hospizverein auf seiner Internetseite vor.

Brilon – Die katholische und evangelische Kirche gründeten zusammen im Jahr 1998 in Brilon einen ambulanten Hospizverein. Ein engagierter Personenkreis setzt sich gemeinsam für den Hospizgedanken ein, der bis heute gelebt wird. Dem Hospizgedanken zugrunde liegt der Wunsch, Schwerstkranken und Sterbenden Lebensqualität zu ermöglichen – bis zum Ende. Eine wichtige und anspruchsvolle Aufgabe, die Menschen braucht, um diese Aufgabe zu leisten.

Nach einjähriger Ausbildung haben am Dienstag sieben neue ehrenamtliche Sterbebegleiter ihr Zertifikat erhalten, dass sie bereit sind, ihre neue Aufgaben zu übernehmen. „Das ist nichts, was man so im Vorbeigehen machen kann“, hebt Rainer Müller, Pfarrer im Ruhestand und Mitglied des Hospizvereins, hervor. „Ein Jahr Ausbildung, in dem man lernt, einfach nur da zu sein, Zeit für den Menschen zu haben, zuzuhören, Gespräche zu führen. Und sich dabei bewusst zu machen, was ausgelöst wird und was im Kopf vorgeht. Ein wichtiger Dienst, den wir anbieten und der immer mehr nachgefragt wird.“ Dann ergänzt Rainer Müller: „Wir brauchen keine Profis, wir brauchen Menschen, die Menschen bedienen und begleiten. Im Mittelpunkt steht immer der sterbende Mensch. Es ist ein langer Weg, um die innere Sicherheit und Stabilität zu erlangen und es bleibt immer eine Herausforderung.“

Als Karin Winkel-Lennemann, Ausbilderin und Dozentin für Sterbe- und Trauerbegleitung, die Zertifikate an die sieben neuen Ehrenamtler überreicht, wird deutlich, wie emotional das Jahr Schulung gewesen ist, die Teilnehmer sichtlich geprägt hat und gute Beziehungen untereinander entstanden sind.

Voll des Dankes über die Bereitschaft zeigte sich auch Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch. „Der Dienst, den Sie leisten, ist ein Dienst an den Menschen – und damit an uns allen“, unterstrich das Stadtoberhaupt bei der Feierstunde im Katholischen Pfarrzentrum: „Respekt, denn wer sich dieser Aufgabe stellt, reflektiert es auch für einen selbst, dass das Leben für jeden von uns endlich ist.“

24-jährige Sterbebegleiterin im Interview

Was bewegt eine junge Frau, sich in der Hospiz ehrenamtlich zu engagieren? Die 24-jährige Brilonerin Linda Horsch, die jetzt ehrenamtlich als zertifizierte Fachkraft die Arbeit des Hospizvereins Brilon unterstützt, sprach mit Manfred Eigner.

Frau Horsch, wie ist die Entscheidung gereift, ehrenamtlich diese sicher nicht einfache Aufgabe zu übernehmen?

Ich wollte schon immer etwas ehrenamtlich in dem Bereich der Sterbebegleitung machen und habe im Internet etwas über diese Aufgabe gelesen. Ich interessiere mich für dieses Thema – deshalb ist diese Entscheidung mir nicht schwer gefallen. Die Ausbildung hat mich bestärkt, auch später beruflich in diesem Bereich tätig zu sein.

Was lernt man bei der Ausbildung zur Sterbebegleiterin?

Über den Kontakt im Internet und eine Informationsveranstaltung fing es an. Ein Kennenlerntag mit dem Thema „Warum und die Ziele“ hat sich angeschlossen. Der Seminarstart zur einjährigen Ausbildung war der nächste Schritt. An verschiedenen Samstagen bildeten Praktika und Ausflüge in ein Hospiz, zu einem Bestattungsunternehmen sowie auf eine Palliativstation den Unterricht. Pflegepersonal hat uns dabei aus dem Alltag berichtet. Es waren ganz neue Erfahrungen.

Gab es im Laufe dieser Ausbildung Zweifel an der Entscheidung?

Zweifel nicht – aber die Sorge, etwas falsch zu machen. Diese wurde aber durch die Bestätigung erfahrener Kolleginnen und Kollegen ausgeräumt. Ich habe gemerkt, dass viel durch Intuition automatisch richtig gemacht wird.

Wie geht es jetzt nach der Zertifikatsübergabe weiter?

Ich bekomme eine Supervision und dann lasse ich alles, was mich erwartet, auf mich zukommen.

Vielen Dank für das Gespräch! Gibt es noch etwas, was Sie an unsere Leser richten möchten?

Ja, diese Aufgabe ist ein wichtiges Ehrenamt. Haben Sie keine Scheu und trauen Sie sich, auch so etwas zu machen. Unterstützung wird immer gebraucht.

Linda Horsch Sterbebegleiterin Hospizverein Brilon
Linda Horsch erhielt jetzt ihr Zertifikat zur bestandenen Qualifikation als Sterbebegleiterin. © Manfred Eigner

Auch interessant

Kommentare