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Umfrage „Vitale Innenstädte“: So schneiden Brilon und Meschede ab

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Von: Silke Nieder, Claudia Metten

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Vitale Innenstädte Brilon Umfrage Bewertung
Freuen sich über die guten Bewertungen der Innenstadtbesucher in Brilon: (v.l.) Jörg Schlüter, Oliver Dülme, Thomas Frye, Bürgermeister Dr. Christof Bartsch, Thomas Mester und Stephan Britten. © Silke Nieder

Bei der deutschlandweiten Umfrage „Vitale Innenstädte 2022 – Die Innenstadt im Spiegel der Besuchermeinung“ wurden bereits zum fünften Mal Innenstadtbesucher zu ihren Einkaufsgewohnheiten und der Attraktivität der Innenstadt befragt. Brilon beteiligte sich – nach der Premiere 2020 – zum zweiten Mal an der von der IHK Arnsberg durchgeführten Umfrage, Meschede zum vierten Mal.

Brilon/Meschede – Thomas Frye, Geschäftsbereichsleiter der IHK Arnsberg, und Stephan Britten, IHK-Handelsreferent aus Arnsberg, stellte am Mittwoch den Kooperationspartnern in Brilon und Meschede (Wirtschaftsförderungen und Stadtmarketingorganisatoren) die Ergebnisse vor. Insgesamt schnitt Brilon mit einer guten Schulnote ab, wenngleich einige Ergebnisse etwas erstaunlich waren. Mit der Note „Drei plus“ bestätigt sich in Meschede der Weg des Umbaus und zeigt künftige Bedarfe.

Umfrage „Vitale Innenstädte“: Gutes Ergebnis für Brilon

Bis in den November hinein fanden die Befragungen von Passanten in der Briloner Innenstadt statt. Eigentlich waren sie für einen Donnerstag und einen Samstag im September geplant, doch für eine repräsentative Stichprobe reichten die beiden Tage nicht aus. Insgesamt wurden 408 Personen in Brilon befragt, schilderte Geschäftsbereichsleiter Thomas Frye.

Bei der aktuellen Erhebung kamen 80,3 Prozent (2020: 70 Prozent) der Befragten aus Brilon selbst. Der Ortsgrößendurchschnitt liegt bei 66 Prozent. Mit im Durchschnitt 41 Jahren waren die Interviewten deutlich jünger als vor zwei Jahren (2020: 50 Jahre).

Die interviewten Besucher beurteilten die Innenstadt insgesamt mit guten Noten in Bezug auf die meisten Beurteilungskriterien und gaben als Gesamteindruck – unabhängig von den einzelnen Kriterien – die Schulnote 2,3 (2020: 2,4). „Dieses Ergebnis ist sehr erfreulich. Brilon hat es auch unter schwierigen Rahmenbedingungen wie Coronaeinschränkungen und Kaufzurückhaltung geschafft, bei auswärtigen, und vor allem bei einheimischen Innenstadtbesuchern einen positiven Eindruck zu hinterlassen.“ Doch sei der Einzelhandel nicht mehr Garant für eine Innenstadt, denn die Bedürfnisse seien sehr nutzungsgemischt, berichtete IHK-Handelsreferent Stephan Britten in Anbetracht der Ergebnisse.

Gute Noten erhält Brilon unter anderem für sein Gastronomieangebot (1,6), seine Veranstaltungen wie Stadtfeste, Weihnachtsmarkt und verkaufsoffene Sonntage (1,7) und seine Lebendigkeit/Vitalität (1,9). Der Vorstand von „Prima Brilon“, allen voran Vorsitzender Christian Leiße, freut sich über dieses Zeugnis der Innenstadtbesucher: „Die Bewertung zeigt uns, dass wir mit unserem Engagement und unseren Aktivitäten auf dem richtigen Weg sind und dies sowohl von den Besuchern als auch den Einwohnern Brilons gewürdigt wird.“

Umfrage „Vitale Innenstädte“: Wo ist noch „Luft nach oben“?

Doch es gibt auch Bereiche in der Wahrnehmung der Innenstadtbesucher, die „Luft nach oben“ lassen. So werden der Erlebniswert (Neues entdecken, inspirieren lassen, Spaß haben), die Touristische Attraktivität/ Sehenswürdigkeiten sowie das Freizeit- und Kulturangebot (zum Beispiel Kino, Theater, Museen, Sport, Spiel, Musik) lediglich mit einer „Drei plus“ bewertet. Für Stephan Britten ist dies nicht ungewöhnlich, da sich die 80 Prozent der Einheimischen an die Leistungen gewöhnt haben könnten. Thomas Mester (Leiter „Brilon Kultour“) weist hier darauf hin, dass Brilon mit dem Museum „Haus Hövener“ und dem Theaterangebot im Bürgerzentrum bei der Kultur einiges zu bieten habe. „Hier ergeben sich Ansätze, das bereits vorhandene Angebot intensiver zu vermarkten.“

Die Beweggründe für einen Besuch in der Briloner Innenstadt sind vielfältig und im Vergleich zum Ortsgrößendurchschnitt bei Weitem nicht so einzelhandelszentriert. Hauptgrund ist mit 44,7 Prozent Essen und Trinken, gefolgt von Wohnen (38,5 Prozent), Verweilen/Sightseeing (34,4 Prozent) und mit 33,1 Prozent – erst an vierter Stelle – das Einkaufen. Das Gros an Befragten kam mit dem Auto (52 Prozent, 2020: 62 Prozent). Lediglich 6,5 Prozent fahren mit dem Rad in die Innenstadt. Damit liegt Brilon rund 10 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt. Britten: „Der Hochsauerlandkreis ist ländlich geprägt. Es ist gut und sinnvoll, die Erreichbarkeit der Innenstadt auch für Radfahrer und Bus- und Bahnfahrer attraktiver zu gestalten, allerdings sollte dies nicht zu Lasten der umsatzstarken Pkw-Nutzer geschehen.“

„Brilon hat es geschafft, trotz angespannter energetischer und geopolitischer Lage, attraktiv zu sein und zu bleiben. Die Besucher haben der Stadt ein Lob ausgestellt“, lautete das positive Fazit der IHK-Beauftragten. Die Kunden wüssten das gute Zusammenspiel der Wirtschaftsförderung mit dem Gewerbeverein Prima Brilon sowie der Stadtverwaltung zu schätzen.

„Brilon ist eine Stadt mit vielfältigem Angebot und kurzen Wegen und eben nicht nur eine reine Einkaufsstadt, auch wenn der Einzelhandel in Zukunft weiterhin eine relevante Bedeutung für die Attraktivität Brilons haben muss“, ordnet Bürgermeister Christof Bartsch die Zahlen ein.

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Sind zufrieden mit der Befragung in Meschede: (v.l) Klaus Wahle, Christoph Weber, Christina Wolff, Stephan Britten, André Wiese und Thomas Freye. © Claudia Metten

Umfrage „Vitale Innenstädte“: „Befriedigendes“ Ergebnis für Meschede

Mit 72 Prozent der Befragten war der Anteil der Kunden mit Wohnsitz in Meschede deutlich höher als 2020. Auch lag der Altersdurchschnitt von fast 51 Jahren deutlich höher als vor zwei Jahren (44,9 Jahre). Dies bestätigt den Eindruck der Befragen vor Ort, dass immer weniger Besucher der Innenstadt bereit seien, sich an Umfragen zu beteiligen. Der häufigste Anlass (50 Prozent) die Stadt zu besuchen, ist laut Umfrage nach wie vor das Einkaufen. Dabei ist weiterhin mit 58 Prozent das Verkehrsmittel der Wahl der Pkw. Vergleichsweise hoch liegt auch der Anteil der Fußgänger mit 29 Prozent.

Umfrage „Vitale Innenstädte“: Wo punktet Meschede?

Im Detail erhält Meschede in nahezu allen abgefragten Bereichen eine „befriedigende“ Bewertung. Das gilt für die Mobilität und Erreichbarkeit (Autofreundlichkeit, Parkmöglichkeiten, Fahrradfreundlichkeit, Mobilität mit Bus und Bahn). „Die Maßnahmen in der Ruhrstraße haben die Innenstadt aufgewertet. Es ist eine deutliche Steigerung der Aufenthaltsqualität zu verzeichnen. Trotzdem besteht noch Luft nach oben im Bezug auf den Erlebniswert, touristische Attraktionen oder die Lebendigkeit“, betonte Stephan Britten.

Eine 2,3 erhielt die Stadt für Fußgängerfreundlichkeit, Verweilmöglichkeiten sowie Wege und Plätze. Die gute Bewertung wurde den städtebaulichen Entwicklungen der letzten Jahre, wie die Öffnung der Henne sowie die Neugestaltung und Modernisierung der Fußgängerbereiche, zugeordnet. Im Bezug auf Aufenthaltsqualität, Ambiente und Flair attestierten die Befragten Meschede eine 2,8. Ähnlich fiel die Einschätzung im Bereich Veranstaltungen, Gastronomie-, Freizeit- und Kulturangebot aus. „Unter Corona hat vieles leider nicht stattfinden können und auch das kulturelle Angebot in der Stadthalle benötigt seine Zeit, um wieder hochgefahren zu werden. Gezielte Befragungen zur Weiterentwicklung der Stadtfeste zeigen aber auch, dass diese gerade auch von jüngeren Menschen positiv wahrgenommen und angenommen werden.“, erklärte Christina Wolff, Geschäftsführerin Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung.

Umfrage „Vitale Innenstädte“: Wo gibt es noch Handlungsbedarf?

Deutlich negativer fällt die Einschätzung für das Angebot von Unterhaltungselektronik (4,2) und Lebensmitteln (4,8) aus. So wird Handlungsbedarf bei „Geschäften für die tägliche Versorgung“ mit 78,1 Prozent der Bereich genannt, der stärker in die Innenstadt gehöre und ausgebaut werden sollte. „Ein Discounter und ein Vollsortimenter haben die Innenstadt verlassen. Eine Nachbelegung der Flächen oder die Neuansiedlung eines Lebensmittelgeschäftes an anderer Stelle gestaltet sich schwierig. Die Stadt bemüht sich aber intensiv darum, wieder ein attraktives Angebot zu schaffen“, so Klaus Wahle, Fachbereich Planung und Bauordnung.

Christina Wolff führte aus, dass sich Meschede an dem NRW-Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte beteilige. Bislang konnten für vier Objekte neue Nutzungen gefunden werden. André Wiese, Erster Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Meschede aktiv“, betonte die Relevanz des „Stärkungspaktes Meschede“ und sprach sich dafür aus, die entstandenen Ideen weiterzuführen. Das abschließende Resümee von Meschedes Bürgermeister Christoph Weber lautete: „Bei allen Herausforderungen ist es erfreulich, dass die in den letzten Jahren erreichten positiven Entwicklungen von den Besuchern wahrgenommen wurden. Daran gilt es anzuknüpfen und gemeinsam mit allen innenstadtrelevanten Akteuren kontinuierlich nach Lösungen für eine attraktive Mescheder Innenstadt zu suchen.“

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