Warum wird die Kirche in Alme zurückgebaut? Kritik von Bürgern

Die Informationsveranstaltung zum Kirchenrückbau in Alme des Erzbischöflichen Generalvikariates sollte am Mittwoch für eine bestmögliche Transparenz sorgen. Propst Dr. Reinhard Richter vom Pastoralverbund Brilon stellte darum direkt zu Beginn deutlich heraus, dass die zukunftsgewandte Veranstaltung ein guter Weg sei.
Alme – Rund 250 interessierte Bürger waren in der Almer Gemeindehalle erschienen, um der Immobilienstrategie vom Erzbistum Paderborn zu lauschen. Architekt Dirk Boländer und seine Kollegen erläuterten auf der zweistündigen Infoveranstaltung das Prozedere rund um den geplanten Rückbau der Kirche. Die Experten erklärten, dass drei Hauptfaktoren zwingend seien zu agieren, aufgrund zukünftig fehlender Gelder.
1. Kirche ist zu groß
Der Anzug sei zu groß, hieß es im Klartext. Langfristig gäbe es weniger Kirchensteuermittel für viele Quadratmeter und die Komplexität im Bereich Bauen sei für das Ehrenamt zu groß. Das Risiko müsse aus den Immobilien genommen werden, damit eine sinnvolle Nutzung auch weiterhin gegeben sei. Die Fläche sowie die Betreiberverantwortung sollte minimiert werden. Im Immobilienkonzept heißt es: „Es ist erkennbar, dass dauerhaft nicht alle heute vorhandenen Immobilien zu erhalten sind und eine Reduzierung notwendig ist.“
2. Kosten
Je länger Veränderungen hinausgezögert würden, desto weniger Geld sei im Topf. Insgesamt soll der Rückbau sowie die Erweiterung der Almer Kirche Gesamtkosten von 2.695.702 Euro beinhalten. Davon werden 2.231.229 Euro durch Fördergelder finanziert. Der Eigenanteil für die Kirchengemeinde beträgt 464.473 Euro. „Der Eigenanteil von 464.473 Euro ist vorhanden. Wir haben sogar etwas mehr, nämlich 550.000 Euro“, stellte Franz-Josef Sürig vom Kirchenvorstand deutlich heraus.
3. Mängel an der Kirche
Der Maßnahmenkatalog sei so groß, dass aufgrund von Durchfeuchtung der Keller und Sockel, Rissbildungen, abfallendem Putz, dem defekten Dach sowie zahlreichen weiteren Mängeln der Teilabriss mitsamt Rückbau vom Kirchenvorstand beschlossen und von Paderborn genehmigt worden sei. Das Erzbischöfliche Generalvikariat unterstütze den Rückbau aufgrund rückläufiger Kirchenbesucher, dem Erhalt der Sichtbarkeit der Kirche in der Fläche, der aktuellen Strategie sowie der Einsparung von Betriebskosten. Es heißt: „Besser proaktiv agieren, als zu spät reagieren.“ Eine komplette Sanierung der Kirche in Höhe von 1.900.000 Euro sei gemäß aktueller Förderrichtlinie nicht zu stemmen.

Insgesamt bedeutet der geplante Rückbau der Almer Kirche eine Reduzierung von 210 Quadratmeter. 72 bis 120 Kirchenbesucher werden zukünftig in dem neuen Gotteshaus Platz finden. Die aktuelle Planung beinhaltet zudem ausreichende Technik- und Lagerräume, die Wiederverwendung des „Almer Marmors“ aus dem Chor des 66er Anbaus, die Verwendung vorheriger Ausstattungen sowie die Berücksichtigung der bleiverglasten Fenster im Neubau.
Resümee der Almer Bürger zwiegespalten
Doch trotz stehender Finanzierung und einem fertigen Konzept mitsamt Bauzeichnung war das Resümee der Almer Bürger zwiegespalten. Vom „Verhökern der Orgel“ war die Rede, von steigenden Planungskosten oder auch von Respektlosigkeit gegenüber den Erbauern der Kirche. Ein Almer Bürger echauffierte sich dahingehend, dass man auch ein Gebäude kaputt sparen könne. Die Kirche sei eine Stahlbinderhalle, die nur trocken gelegt werden müsse. Ein anderer Besucher der Veranstaltung meinte: „Die Kirche muss nicht abgerissen werden. Lasst sie lieber verfallen und schickt das Geld ins Ahrtal. Die können mehr damit machen.“ Der Tenor der Einheimischen war deutlich, der Abriss sei der letzte Weg. „Viele Menschen in der Ukraine wären froh ein Dach über dem Kopf zu haben. Die Kirche ist schließlich ein sicherer Zufluchtsort“, hieß es beispielsweise.
Informationsveranstaltung des Architekten Dirk Bohländer
Eine weitere Informationsveranstaltung des Architekten Dirk Bohländer zum Kirchenrückbau in Alme findet am Dienstag, 18. April, um 17.30 Uhr im Thomas-Morus-Haus statt. An diesem Abend können Anregungen für die Gestaltung der Kirche eingebracht werden. Damit ein konstruktiver Austausch möglich sein kann, bittet Dirk Bohländer um eine Höchstteilnehmerzahl von 20 Personen. Sachkundige Bürger, die auch Interesse an einer liturgischen Gestaltung haben, sind zu diesem Abend eingeladen. Interessenten melden sich bitte über die Internetseite https://www.pastoralverbund-brilon.de/aktuelles/kirchenrueckbau-alme/architektenveranstaltung-18-04-2023/ an. Nach Erreichen der Höchstteilnehmerzahl können weitere Anmeldungen nicht berücksichtigt werden. Wer an dem Abend nicht teilnehmen kann, hat außerdem die Möglichkeit, seine Anregungen vorab an verwaltungsleitung@pastoralverbund-brilon.de zu senden.