Auf jeden Fall habe ich einen ganz bunten Blumenstrauß an Waldfee-Erfahrungen sammeln können. Ich glaube, trotz der Corona-Einschränkungen sogar tatsächlich mehr als viele andere Waldfeen.
Stimmt, zu Beginn Ihrer Waldfeen-Zeit war noch die Hochzeit des Coronavirus mit all seinen Einschränkungen. Wie war das für Sie?
Das ist doch mein großer Vorteil, meine große Chance gewesen, weil trotz Corona immer mal wieder was ging. Und ich hatte ganz viel Zeit, in soziale Einrichtungen wie Kindergärten und Altersheime zu gehen, da die größeren Stadtfeste nicht stattgefunden haben. So konnte man seinen Fokus auf die kleineren Dinge legen. Und ich hoffe, dass das so weiter gepflegt wird.
In den letzten Monaten ist wieder Normalität eingekehrt. Was war plötzlich für Sie speziell als Waldfee wieder möglich?
Als die großen Veranstaltungen nachgeholt wurden, war man als Waldfee auch mehr gefragt. Da war ich dann aber schon so lange in meiner Rolle drin. Das Kleid war für mich wie eine zweite Haut (lacht). Das war dann so mit Leichtigkeit! Ich hatte den Vorteil, dass ich so einen soften Einstieg hatte, mich an die Rolle gewöhnen konnte. Als dann die großen Veranstaltungen kamen, war ich selbstsicher und gar nicht mehr so aufgeregt. Das war für mich zum Vorteil.
Gab es sonst noch Vorteile bzw. positive Aspekte von Corona?
Das Team und ich waren viel persönlicher unterwegs – auch ganz viel auf den Dörfern, was ich immer ganz wichtig finde, was ich mir auch für die nächsten Auftritte der Waldfee wünschen würde.
Was war denn Ihre Hauptaufgabe als Waldfee?
Die Hauptaufgabe ist natürlich, die Stadt Brilon als Symbolfigur zu repräsentieren, weil wir hier den größten kommunalen Waldbesitz haben. Fragen Sie mich nicht, wie viel Hektar. Da möchte ich jetzt auch nichts Falsches sagen (lacht). Deshalb gibt es jedenfalls eine Waldfee in Brilon. Darüber hinaus hat die Waldfee noch ganz viele andere Aufgaben. Der werbliche Charakter soll gar nicht in den Vordergrund gestellt werden, auch wenn ich im Marketing arbeite. Die Waldfee ist schon die USP von Brilon, also das Alleinstellungsmerkmal. Es geht auch darum, die soziale Aufgabe zu erfüllen.
Was bedeutet das?
In der heutigen Zeit sprechen wir alle von Nachhaltigkeit. Wir wollen nachhaltig sein. Aber wer erklärt das denn eigentlich unseren Kleinsten? Ich glaube, wenn man gerade bei den Kindern anfängt, das Thema zu vermitteln, hat das eine ganz tolle Wirkung. Sie können sich wahnsinnig viel merken in so jungen Jahren und das prägt sie. Da bin ich fest von überzeugt. Ich war in Kindergärten und das war eine ganz tolle Erfahrung. Ich glaube, die Kinder werden sich noch lange daran erinnern, dass sie eine Waldfee besucht hat. Wir haben über den Wald gesprochen, warum er krank ist und wie wir den Wald retten können, wie man sich im Wald zu verhalten hat und wie wir darauf achten können, dass unser ökologischer Fußabdruck nicht so groß ist... Zusammen haben wir Bäume gepflanzt und die Koordinaten dazu aufgeschrieben, dass wir sie auch bewachen können. Die soziale Aufgabe zu erfüllen, ist auch wichtig.
Weshalb haben Sie sich damals als Waldfee beworben?
Also das ist die meistgestellte Frage (lacht). Jeder weiß eigentlich, dass ich das immer schon machen wollte. Ich kenne die erste Waldfee Kirsten Loer (geb. Karte) schon ganz lange. Als sie damals 2004 Waldfee war, habe ich mich Karneval als Waldfee verkleidet und seitdem alle Autogrammkarten gesammelt. Bei „Brilon blüht auf“ stand ich immer vor der Rathaustreppe – für mich war immer klar: Das möchte ich auch einmal machen. Es war nicht so, dass ich im Mittelpunkt stehen wollte. Die Sache an sich hat mich gereizt.
Haben Sie sich die „Arbeit“ denn so vorgestellt?
Ja, genauso habe ich mir das eigentlich auch vorgestellt. Meine Erwartungen wurden sogar noch weit übertroffen, weil man in dieser Rolle ganz tolle Erfahrungen und sehr nette Bekanntschaften macht. Man lernt so viele nette Menschen kennen. Also es ist ein Traum! Für mich war es genau das Richtige.
Wenn Sie auf die Zeit zurückblicken, was war Ihr schönstes Erlebnis?
Das waren die Hansetage in Neuss. Das war einfach toll! Diese Hansegemeinschaft, die Hansefamilie kennenzulernen, war richtig schön. Mit dem Team nach Neuss zu fahren und, dass dann ein paar Briloner mit dem Bus nachkamen – da war richtig coole Stimmung! Was ich als weiteres Highlight betiteln würde, wäre das Meilerfest in Hoppecke. Das war richtig cool, da ich auch mit anpacken durfte. Ein toller, lauer Sommerabend! Die Nachtwächter haben mich auch gefragt, ob ich dieses Jahr mit zum alljährliche Rosenfest nach Buckow fahren möchte. Leider bin ich verhindert und kann nicht mit. Sehr schade! Da entstehen richtige Freundschaften.
Gab es auch weniger schöne Erlebnisse? Oder anders gefragt: Hat das Waldfeen-Sein auch Nachteile?
Nachteile würde ich jetzt nicht sagen. Das Einzige, was jetzt nach fast drei Jahren auffällt, ist, dass ich als Waldfee schon bekannt bin. Man wird öfter darauf angesprochen, auch beruflich. Das ist aber kein Nachteil! Ich habe das Amt gelebt. Ich kam da sehr gut mit klar. Mich hat das nicht gestört.
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie an Sonntag denken? Wie ist es, nach dieser schon langen Zeit den Feenstab weiterzureichen?
Das ist schon komisch. Ich habe mich tatsächlich schon ein bisschen gewehrt, dieses Kleid abzugeben. Das hatte ich drei Jahre vermehrt hier zu Hause in meinem Schrank hängen. Ich kam gut damit klar, es selber anzuziehen. Und ich wusste genau, welche Schnur ich festziehen muss, wie fest es sitzen muss, welche Schuhe ich für welche Jahreszeit anziehen kann... Deswegen bin ich schon ein wenig wehmütig, was das angeht, weil das Kleid so schön ist (lacht). Aber ich hatte so viel Zeit. Ich konnte so tief einatmen und so tief ausatmen. Es war mit keiner Hektik verbunden. Also ich gebe den Feenstab sehr gerne weiter und freue mich sehr auf die neue Waldfee. Ich wünsche ihr, dass sie eine genauso schöne Zeit erleben darf wie ich.
Worauf kann sich die neue Waldfee besonders freuen?
Ein Jahr ist natürlich etwas kompakter. Das heißt aber gar nichts. Keiner kann es schlechter machen, keiner besser. Jeder macht das einfach auf seine Weise. Da gibt es nichts, was man da richtig und falsch machen kann. Eine Waldfee wird erst eine Waldfee, wenn sie in diesem Kleid steckt und sie interpretiert, einfach der Waldfee ein Gesicht gibt. Das macht jeder anders und das ist auch völlig in Ordnung. Jeder darf seinen eigenen Weg gehen.
Haben Sie trotzdem noch einen Tipp für sie?
Ich würde mir immer jemanden dazu holen, der guckt, ob das Kleid sitzt. Allerdings ist bei den meisten Auftritten Annette Walter, die Waldfeen-Mama, mit dabei. Deshalb ist mein einziger Tipp: Einfach machen! Waldfee zu sein ist eine tolle Aufgabe, eine Ehre. Sie soll es einfach genießen!
Bei der Verabschiedung von Zoe Tilly und der Präsentation der 18. Briloner Waldfee kann jeder am morgigen Sonntag, 23. April, um 15 Uhr am Rathaus dabei sein.