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Lohnt sich die Mutterkuhhaltung noch? - Ein Landwirt berichtet

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Von: Daniela Weber, Claudia Metten

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Mutterkuh Eslohe
Liebe zu seinem Beruf und seinen Tieren: Landwirt Christian Otto aus Eslohe betreibt seit nunmehr 30 Jahren einen Hof in Eslohe-Wenholthausen. © Claudia Metten

Er legt seine linke Hand sanft auf die Stirn einer seiner Kühe und streichelt das braune, stattliche Tier. Landwirt Christian Otto betreibt seit nunmehr 30 Jahren einen Hof in Eslohe-Wenholthausen mit insgesamt 24 Mutterkühen und ihren Kälbchen und Zuchtbullen. Wenn man den Landwirt im Umgang mit seinen Tieren beobachtet, merkt man ihm seine Liebe zu seinem Beruf sofort an. Doch Mutterkuhhalter wie Otto müssen im Alltag mit vielen Problemen zurechtkommen.

Hochsauerland/Eslohe - Allein die Weidetierhaltung mit verschiedenen Herdenverbänden stelle einen hohen Aufwand dar, so Otto. Landwirte, die Mutterkühe halten, müssten ihre Herden beispielsweise an den unterschiedlichen Weideorten zusätzlich mit Wasser und Futter versorgen. Grund dafür sei der Klimawandel.

Vorteil der Weidetierhaltung

Die Weidehaltung bringe aber für die Umwelt durchaus viele Vorteile: „Durch die gängige Weidehaltung wird ein arten- und blütenreiches Dauergrünland gefördert und trägt somit zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. Eine intensive Düngung ist entbehrlich, da das Grünland mittels der Ausscheidungen der Mutterkühe ausreichend gedüngt ist. Die Mutterkuhhaltung ist aus ökologischer Sicht eine jahrhundertealte natürliche Kreislaufwirtschaft.“

Welche Herausforderungen gibt es?

Doch gestiegene Preise und Pachtpreise auf Rekordniveau machen dem Landwirt schwer zu schaffen. Ottos Tiere grasen von April bis November meist auf Weiden in Hanglagen. „Die Belastungen werden immer größer. Unsere Mutterkuhhaltung wird auf benachteiligte Flächen zurückgedrängt, da gute Flächen nicht mehr zu bezahlen sind“, beklagt der Esloher mit ernstem Blick.

Er ergänzt: „Die Mutterkuhhaltung ist wirtschaftlich so nicht mehr zu betreiben. Ökologie und Ökonomie passen hier nicht zusammen. Die ökologische Leistung sowie das Produkt sollten als separate Leistung honoriert werden, da sonst unsere Existenzen bedroht sind und durch die hohen Auflagen nicht mehr kostendeckend zu arbeiten ist.“

Mutterkuh Futter
Lassen es sich schmecken: Zwei der insgesamt 24 Mutterkühe auf dem Hof in Eslohe. © Claudia Metten

Der Esloher Landwirt wünscht sich darum auch mehr Bewusstsein in der Gastronomie. „Unser Rindfleisch ist vorzüglich. Es ist besser als das Fleisch aus Argentinien, das nach 180 Tagen in Feedlot Haltung (Fressplatz für Rinder zum Mästen) zollfrei in die EU eingeführt wird.“

Appell an Bürger und Gastronomie

Heimische, qualitativ hochwertige Produkte aus der Region für die Region, eine ausgewogene Sauerländer Kulturlandschaft sowie die geschlossene Kreislaufwirtschaft seien laut Christian Otto das perfekte Fundament für eine gesunde Ernährung. Dem kann auch Thomas Wiese, Vorsitzender vom Verein Mutterkuhhalter NRW, nur zustimmen: „Wir brauchen mehr Menschen, die regionales Rindfleisch aus Weidetierhaltung essen. Denn so können wir das Klima erhalten und den Kohlenstoff dort einbinden, wo er hingehört, ins Grünland der Erde.“

Als Vereinsvorsitzender weiß Wiese genau, wie es derzeit um die Landwirte bestellt ist, die sich auf Mutterkuhhaltung spezialisiert haben. Denn das Beispiel von Landwirt Christian Otto ist nur eines von vielen.

Viele Berufskollegen stehen kurz vorm Aufhören, man buttert nur noch rein und zahlt drauf. Wir brauchen finanzielle Unterstützung durch die Politik. Halten wir die Kulturlandschaft nicht weiterhin offen, wirkt sich das auf den gesamten Tourismus in der hiesigen Region aus.

Thomas Wiese, Vorsitzender vom Verein Mutterkuhhalter NRW

Die rund 500 Mutterkuhhalter aus dem Hochsauerlandkreis haben Angst vor der Zukunft. „Viele Berufskollegen stehen kurz vorm Aufhören, man buttert nur noch rein und zahlt drauf. Wir brauchen finanzielle Unterstützung durch die Politik. Halten wir die Kulturlandschaft nicht weiterhin offen, wirkt sich das auf den gesamten Tourismus in der hiesigen Region aus“, mahnt Wiese.

Er appelliert daher stellvertretend für alle Mutterkuhhalter an die Poltitik: „Parteiübergreifend erwarten wir von den Politikern, dass nach den vielen Lippenbekenntnissen nun auch jetzt endlich Taten folgen. Unser Verein sucht Fördermitgliedschaften, Patenschaften und weitere Personen, die uns in unserer Arbeit unterstützen. Für den Erhalt der Mutterkuhhaltung und somit der Kulturlandschaft ist dringend eine bessere Unterstützung erforderlich.“

Der Verein Mutterkuhhaltung NRW

Der Verein „Mutterkuhhalter NRW“ ist neben dem Arbeitskreis Mutterkuh ein neu gegründeter eingetragener Verein, der einmal mehr die Bedeutung der Mutterkuhhaltung und den Stellenwert innerhalb der Landwirtschaft auf NRW Ebene unterstreicht. Der Verein setzt sich für die Weidetierhaltung in Nordrhein-Westfalen ein, betreibt Aufklärung über die Mutterkuhhaltung, deren Auswirkungen auf das Tierwohl, den Artenschutz und das Landschaftsbild und zur Imageverbesserung.

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