„Noch viele Klinken putzen“

Seit der Gründungversammlung des Orgelvereins „PRO“ am 19. Mai 2008 sind sechs Jahre vergangen. Die Diagnose lautete: „Bleifraß und eine Korrosionserscheinung“. Inzwischen sind die Schäden noch größer geworden.
Vorsitzender Dr. Norbert Kühn hätte zur Mitgliederversammlung im Pfarrheim Reiste gerne mehr Teilnehmer begrüßt. Er berichtete über Neuigkeiten im Zusammenhang mit der dringend notwendigen Sanierung und Restaurierung der Reister Orgel.
Zur Erinnerung: Im Jahr 2007 erfolgte eine Begutachtung der Reister Orgel durch den Orgelbaubeauftragten der Erzdiözese Paderborn, Jörg Kraemer. In seinem Grundsatzgutachten vom 25.11.2007 kommt er zu dem Befund, dass sich in der Orgel in Reiste einer der umfangreichsten historischen Pfeifenbestände ganz Westfalens erhalten hat. Es finden sich zahlreiche alte Pfeifen aus der Orgel von 1633 unter anderen ehrwürdig gehämmerten Bleipfeifen, deren Platten in einem Sandbett gegossen sind. Geradezu als Sensation wertet Kraemer damals den Erhalt einer alten „Vox Humana“ französischer Bauart, was eine ungeheure Seltenheit ist.
Als weiterer Pluspunkt könne der Erhalt aller Windladen gewertet werden. Insgesamt sei der erhaltene Bestand der Orgel in Reiste geeignet, das Instrument mit seiner eigenen und individuellen Geschichte in die vorderste Reihe der denkmalwerten Orgeln des Sauerlandes und ganz Westfalens zu stellen. Die geplante aufwändige Sanierung und Restaurierung der historischen Orgel wird voraussichtlich Kosten in Höhe eines deutlichen sechsstelligen Betrages verursachen. Ein Großteil der Kosten soll möglichst durch Stiftungen und öffentliche Mittel insbesondere aus dem Bereich Denkmalschutz gedeckt werden. Eine große Summe ist aber auch von der Gemeinde selbst zu tragen. Um die Finanzierung sichern zu können, ist der Verein „PRO – Projekt Reister Orgel“ auf Spenden angewiesen. „Hinter den Kulissen haben wir im letzten Jahr viel erreicht.“
Im Bericht des Vorstandes erläuterte Dr. Norbert Kühn von einem auffälligen Jahr 2014. Doch zunächst dankte er seinen Vorstandsmitgliedern für gute Zusammenarbeit. Im Jahresrückblick sei der Besuch des Landrats Dr. Karl Schneider zu nennen, der sich vor Ort umfangreich informiert hatte. Kühn verlas ein Schreiben, welches den Vorstand Anfang Juni erreichte: Man sehe die Restaurierung als dringlich und notwendig an, man werde seine Verpflichtungen eingehen, schreibt das Land. „Die Haushaltssperre ist gelockert worden“. Wie bereits berichtet hat der Bund 200.000 Euro aus seinem Denkmalsonderprogramm IV bereitgestellt.
Dass der Verein selbst in so einem kleinen Ort wie Reiste 50.000 Euro Eigenmittel erbracht hat, so in der Bilanz des Vereins, sei eine große Leistung. Bereitschaft zu helfen sei ebenfalls von Seiten des Erzbistums erklärt worden. Des Weiteren seien vier Orgelbaufirmen für den veranschlagten ersten Bauabschnitt angeschrieben worden. Hier dankte der Vorsitzende dem Orgelbaubeauftragten der Erzdiözese Paderborn, Jörg Kraemer, der sich in besonderer Weise dafür ins Zeug gelegt hat. Davon seien zwei in die engere Wahl gekommen. „Kraemer steht uns auch hier beratend zur Seite“, so Dr. Norbert Kühn. „Es heißt aber noch viel Klinken putzen, jedoch der Grund ist gelegt, dass wir mutig weitermachen. Nun wird die weitere Hauptaufgabe darin bestehen weitere Fördermittel zu akquirieren, um das Gesamtprojekt stemmen zu können“. Resümee des Vorsitzenden: „Wir befinden uns jetzt noch in einer Kurve – spätestens im März 2015 wollen wir auf der Zielgeraden sein“, so der Wunsch des Vereins.
Der Verein hat zurzeit 130 Mitglieder – der Jahresbeitrag für Mitglieder beträgt 12 Euro. Für den Vorsitzenden Dr. Norbert Kühn und Geschäftsführer Alfons Plett gab es einstimmige Wiederwahl. Die Beiratsmitglieder Josef Baust und Hubertus Kotthoff wurde bestätigt. Neu in den Beirat wählte die Versammlung Rudolf Franzen und Paul Habbel, beide aus Eslohe.
Wer den Erhalt der historischen Orgel in der St. Pankratius Kirche in Reiste mit einer Spende unterstützen möchte, ist zu einer Spende aufgerufen. Bankverbindung: Kto.-Nr.: 50 884 000 BLZ: 464 644 53 Volksbank Reiste Eslohe. Spenden und Mitgliedsbeiträge sind steuerlich absetzbar. Auf Wunsch wird eine Spendenquittung zugesendet. (Von Erika Biskoping, schmallenberg@sauerlandkurier.de)