„Ich habe daraufhin alles stehen und liegen lassen und bin sofort hin. Rund um das Rathaus waren schon Menschenmassen. Es war alles verqualmt, das war schon eine tragische Geschichte“, schildert Kronauge seine Eindrücke von damals. Was folgte, war eine Odyssee, die schon an jenem Abend begann...
„Die Feuerwehr hat die ganze Nacht hindurch gelöscht“, erinnert sich Kronauge. Es sei damals die kälteste Nacht des Jahres gewesen, die Feuerwehrautos, Hydranten und das Löschwasser seien teilweise eingefroren, die Straßen waren spiegelglatt und die Kameraden hätten wegen der Kälte immer wieder ausgetauscht werden müssen. Rund 120 Einsatzkräfte aus dem Stadtgebiet Hallenberg, Braunshausen Hesborn und Liesen unter der Leitung von Albert Winter waren ebenso vor Ort wie Unterstützung der Wehren aus Winterberg und Medebach mit ihren Drehleitern. Während die Löscharbeiten liefen, versuchten städtische Mitarbeiter, wichtige Akten aus dem Erdgeschoss in Sicherheit zu bringen. Decken drohten einzustürzen. Unter schwerem Atemschutz durchsuchte die Wehr das Gebäude, in dem sich zum Glück niemand mehr befand.
„Die Brandherde wurden bis tief in die Nacht bekämpft. Ich selbst war bis 3 oder 4 Uhr da und bin dann am Samstagmorgen um 7 oder 8 Uhr wieder zum Rathaus“, berichtet der ehemalige Bürgermeister. An dem Morgen konnte man dann auch das Ausmaß des Feuers erkennen. „Der Dachstuhl und das Obergeschoss waren durch das Feuer total beschädigt und in den unteren Etagen hat das Löschwasser den Räumen den Rest gegeben“, blickt Kronauge mit Schrecken zurück. Dennoch sei er davon ausgegangen, dass der Schaden mit einer Renovierung und neuen Möbeln hätte behoben werden können. Ein Trugschluss, wie sich zeigen sollte...
„Am Montagmorgen sprachen Gutachter und Polizei erstmals von einem Totalschaden, denn die Lehmböden des 170 Jahre alten Gebäudes waren ebenso wie der Hallenberger Bruchstein komplett durchnässt.“ Spätestens zu diesem Zeitpunkt war sich der Bürgermeister bewusst: „Die Geschichte zieht sich.“
Und tatsächlich dauerte es anderthalb Jahre, bis das Rathaus am 26. Juni 2014 offiziell wieder öffnete. Bis dahin war die Verwaltung in der Stadthalle Hallenberg untergebracht, die Mitarbeiter mussten sich dort „häuslich“ einrichten. „Ich war der einzige, der eine Tür hatte“, schmunzelt der ehemalige Chef der Verwaltung. Das sei schon eine abenteuerliche Geschichte gewesen, die sonst wohl eher selten ein Bürgermeister miterlebe.
In diesen anderthalb Jahren wurde das Rathaus derweil wieder aufgebaut. Das alte Gebäude wurde komplett entkernt. „Es ist ein modernes Rathaus in einer historischen Hülle entstanden“, erklärt Kronauge. Zum Glück sei die Stadt gut versichert gewesen. Insgesamt habe der Wiederaufbau rund 2 Millionen Euro gekostet, plus einen zusätzlichen Aufwand der Stadt Hallenberg in Höhe von 680.000 Euro.
Als ich am Morgen nach dem Brand schon früh am Rathaus eintraf, da wartete dort schon ein Möbelverkäufer, der mir neue Möbel verkaufen wollte.
Als Brandursache ergaben Untersuchen übrigens später, dass das Feuer bei Auftauarbeiten an der vereisten Regenrinne, an der Schnittstelle der beiden Gebäudehälften im Serverraum entstanden sei.
„Es war insgesamt gesehen Glück im Unglück. Niemand ist zu Schaden gekommen, alle wichtigen historischen Akten waren bereits vorher im Kump gelagert worden, und es ist ein schönes Rathaus entstanden“, bilanziert der damalige Bürgermeister abschließend.
Und so tragisch der Rathausbrand vor zehn Jahren auch war, so muss Kronauge rückblickend über manche Dinge auch schmunzeln. „Als ich am Morgen nach dem Unglück schon früh am Rathaus eintraf, da wartete dort schon ein Möbelverkäufer, der mir neue Möbel verkaufen wollte. Die Visitenkarte hatte ich sogar bis vor kurzem noch“, blickt Kronauge zurück auf eine Odyssee, die doch noch einen guten Abschluss gefunden hat.