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Handwerker drehen Musikvideo - und ein Marsberger ist dabei 

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Von: Kristin Sens

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Handwerk Video
Mit der bundesweiten Kampagne „Das Beste am Handwerk“ möchte die Kreishandwerkerschaft Nordwestmecklenburg Aufmerksamkeit schaffen und drehte ein Musikvideo. Beim Dreh dabei war auch Tim Heiße aus Marsberg (unten rechts). © Kreishandwerkerschaft Nordwestmecklenburg

Der Fachkräftemangel ist in fast allen Branchen in Deutschland ein Thema und viele Betriebe schauen sorgenvoll in die Zukunft. Man kann darüber klagen oder man kann die Ärmel hochkrempeln und etwas dagegen tun. Tim Heiße, Juniorchef des gleichnamigen Marsberger Dachdeckerbetriebs, entschied sich für letzteres. Seit Jahren suchen er und sein Vater vergeblich neue Auszubildende. Durch Zufall wurde er bei Instagram auf eine Image-Kampagne der Kreishandwerkerschaft Nordwestmecklenburg – Wismar aufmerksam: Diese suchte Handwerker, die bereit waren bei einem Musikvideo mitzumachen.

Marsberg - Tim Heiße nahm kurzerhand Kontakt auf und Mitte Dezember fuhr er für einen Tag zum Dreh nach Güstrow. Dort traf er auf über 30 andere Handwerker aus ganz Deutschland – angemeldet hatten sich sogar 45. Die weiteste Anreise hatte jemand aus München. Es waren weitere Dachdecker und Zimmerer dabei, aber auch Friseure, Bäcker, Maler oder Metallbauer. „Es herrschte gleich eine kollegiale, vertraute Atmosphäre und man merkte sofort, wie das Handwerk zusammenhält“, erinnert sich der Marsberger.

Handwerks-Kluft oder stylisches T-Shirt

Manche trugen ihre traditionelle Handwerks-Kluft, andere ein stylisches T-Shirt. Fast alle waren in schwarz gekleidet, viele hatten ihre wichtigsten Arbeitsgeräte dabei. Schwarze „Schmiere“ gab ihnen einen verwegenen Look. Für die Musik war der Song „Alles was ich will“ umgetextet, passend zu den „taffen“ Handwerkern in eine Metal-Version umgearbeitet und von Musikern aus der Region eingespielt worden.

Nebelschwaden aus Trockeneis zogen durch das Studio, während die Handwerker sich zu den Metal-Core-Beats im Scheinwerferlicht bewegten. Die meisten hatten noch nie vor einer Kamera gestanden, aber unter der professionellen Anleitung des Kameramanns und der Fotografin verflog schnell alles Lampenfieber.

Für mich ist das eine gute Nachwuchs-Werbung – und der Dreh hat riesigen Spaß gemacht.

Tim Heiße, Juniorchef des gleichnamigen Marsberger Dachdeckerbetriebs

„Für mich ist das eine gute Nachwuchs-Werbung – und der Dreh hat riesigen Spaß gemacht“, fasst Heiße zusammen. Vor allem die Solidarität der Handwerker untereinander haben ihm gut getan. Es sei wichtig, nicht gegeneinander zu arbeiten.

„Wir wollen mit unserer Kampagne ‚Das Beste am Handwerk‘ Aufmerksamkeit schaffen“, erklärt Projektleiter Tobias Böse. Das vermeintlich verstaubte Handwerk sei weit mehr als jahrhundertealte Traditionen. Es biete moderne Arbeitsbedingungen, Weiterbildung und gute Aufstiegschancen. „Ich weiß nicht, wer immer sagt, dass das Handwerk so ein schlechtes Image hat. Das ist gar nicht der Fall. Es gibt so viele junge Handwerker – und besonders Handwerkerinnen – die stolz sind auf ihren Beruf“, sagt Böse.

Podcast läuft seit drei Jahren

Das jetzt produzierte Video ist bereits das neunte der Initiative. Einige sind in Kooperation mit dem DJ Neelix entstanden. Eines stellt, anlässlich des Internationalen Frauentags, Handwerkerinnen in den Mittelpunkt. Sie sind Zusammenschnitte von Aufnahmen, welche die Handwerker selbst an ihren Arbeitsplätzen gemacht haben. Das neue Video ist dagegen vollständig im Studio entstanden, unter entsprechend professionellen Bedingungen.

Es muss von denen kommen, die es auch tun.

Tobias Böse, Projektleiter der Kampagne „Das Beste am Handwerk“

Die Image-Kampagne der Kreishandwerkerschaft startete Ende 2016. Die Videos sind nicht das einzige Projekt. 2019 dehnten sie die Kampagne auf ganz Mecklenburg-Vorpommern aus und stellten die Weichen für eine bundesweite Interaktion. Seit knapp drei Jahren läuft ein Podcast, der junge Azubis im Arbeitsalltag und in ihrer Freizeit begleitet. „Es muss von denen kommen, die es auch tun“, unterstreicht Böse.

Eine weitere Aktion sind die AR-Poster. Hierfür posierte auch der junge Dachdecker. Scannt man einen QR-Code, wird das Foto sozusagen lebendig. Während bei den ersten Serien nur der Mund zu sprechen begann, verhilft die Augmented Reality nun zu einem perfekten Abbild der Wirklichkeit. Der Handwerker beginnt von sich zu erzählen und erklärt, was ihm an seinem Beruf besonders Spaß macht. Über einen weiteren QR-Code wird man direkt zum Handwerksbetrieb geleitet und kann dort Kontakt aufnehmen. Die Poster werden an Schulen, Jugendzentren und Ausbildungsbörsen verteilt.

Social-Media-Kanäle nutzen

„Die in Meck-Pom haben es erreicht, die Jugendlichen anzusprechen“, sagt Heiße – und verweist auf die Follower-Zahlen. Die digitalen Social-Media-Kanäle zu nutzen, um vor allem junge Leute auf sich aufmerksam zu machen, hält er für elementar wichtig und wünscht sich, dass die heimischen Verbände sich von dem Beispiel aus dem Nordosten inspirieren lassen.

Er engagiere sich aber auch direkt vor Ort, erzählt Heiße. Bei der Ausbildungs-Messe in diesem Frühjahr in der Marsberger Sekundarschule war er mit dabei. Und er ist Mitglied im Gesellen-Prüfungsausschuss des Kreises.

Film-Premiere

Das Musikvideo „Alles was ich will“ feiert am 31. Dezember um 21 Uhr seine Premiere live auf Instagram. Hashtag: #dasbesteamhandwerk. Alle Aktionen der Kreishandwerkerschaft Nordwestmecklenburg: www.das-beste-am-handwerk.de.

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