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Kreuzweg hautnah

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Einmal das Kreuz selbst tragen: Manche der Jugendlichen trauten sich dies nur zu zweit zu.  Foto: Kristin Sens
Einmal das Kreuz selbst tragen: Manche der Jugendlichen trauten sich dies nur zu zweit zu. Foto: Kristin Sens

Jesus wurde verhaftet, verhöhnt, verurteilt und gefoltert. Aber wie hat sich Jesus dabei gefühlt? 40 bis 50 Jugendliche haben - genau eine Woche vor Karfreitag - versucht, in der Probsteikirche in Marsberg genau dies nachzuempfinden. An verschiedenen Kreuzweg-Stationen setzten sie sich mit der Leidensgeschichte von Jesus emotional auseinander.

Der ökumenische Jugendkreuzweg hat in Marsberg mittlerweile gute Tradition. Jahr für Jahr ziehen die Marsberger vor Ostern durch die Stadt. "Vielen Jugendlichen", hat Gemeindereferent Manuel Franke mitbekommen, "ist diese Art von öffentlichem Bekenntnis aber peinlich." Daraus entstand die Idee, einen alternativen Kreuzweg für die jungen Menschen zu entwickeln, bei dem sie das, was Jesus passierte, stärker nachempfinden können.

Zusammen mit dem evangelischen Pfarrer Markus Pape und der Gruppe der Firmbewerber bereitete der Gemeindereferent sechs verschiedene Stationen vor. Nach einem gemeinsamen Einstieg mit Liedern und einer kleinen Filmsequenz aus dem Leben Jesu, suchten die Jugendlichen die einzelnen Kreuzwegstationen auf: Angesichts eines Bildes von Jesus im Garten Getsemaneh wurden sie erstmals mit Jesus Gefühlen konfrontiert. Eine andere Station war dem Verrat gewidmet. Die Jugendlichen sollten sich überlegen, für welche Summe und wofür man heute jemanden zum Verrat verleiten könnte. Der Satz: "Ich wasche meine Hände in Unschuld" wurde wörtlich genommen: Aus einer Wasserschüssel konnten sie Beispiele fischen, wo sich jemand der Verantwortung für eine Tat, oder unterlassene Hilfe entzogen hatte.

"Station geht unter die Haut"

An der Klagemauer durften die Jugendlichen eigene Zweifel formulieren. Einmal das schwere Kreuz selbst tragen - auch diese Erfahrung konnten sie machen. Am stärksten "unter die Haut" ging die Station, bei der es darum ging, wie Jesus verspottet und gequält wurde: Umringt und bedrängt von einer Gruppe von Firmlingen, die verbal attackierte, wurde so manchem mulmig. "Ganz schön mies", "etwas komisch", oder: "ich hatte etwas Angst", gaben einige Jugendliche ihren Empfindungen Ausdruck, obwohl sie sicher sein konnten, dass ihnen nicht wirklich etwas passieren wird. Die Firmlinge selbst kostete es ebenfalls Überwindung, über ihre "Opfer" herzuziehen. Im Nachhinein beschrieben sowohl die Firmbewerber als auch die anderen Jugendlichen diese Station als die intensivste.

Gemeindereferent Manuel Franke zog ein positives Fazit: "Ich glaube, dass dies eine Form der Auseinandersetzung mit dem letzten Weg Jesu ist, die den Jugendlichen mehr entspricht." Sowohl die Jugendlichen als auch der Gemeindereferent signalisierten, dass es nächstes Jahr eine Neuauflage geben könnte: "Geil" - oder: "Ich komme nächstes Jahr wieder", warendie Reaktionen.

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