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"Kriegsbilder noch im Kopf"

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Mit diesem Transparent fuhr Wilfried Böske mehrmals zur Documenta nach Kassel, um Menschen auf die Aktion aufmerksam zu machen.  Foto: Anna Sartorius
Mit diesem Transparent fuhr Wilfried Böske mehrmals zur Documenta nach Kassel, um Menschen auf die Aktion aufmerksam zu machen. Foto: Anna Sartorius

Für Diskussionen sorgten erst kürzlich mögliche Waffenexporte von Deutschland nach Saudi-Arabien. Gegner fragten sich: Wäre dieser Rüstungsexport moralisch vertretbar? Nein, meint auch Wilfried Böske aus Marsberg. Er setzt sich dafür ein, den Handel mit Waffen ins Ausland zu stoppen.

Der 75-Jährige engagiert sich bei der bundesweiten, parteiunabhängigen Kampagne "Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel". Im Jahr 2011 wurde Wilfried Böske auf diese neue Aktion aufmerksam: "Ein Bekannter hat mich gebeten, mit zu einem Vortrag zu fahren. Er sagte, dass dieser auch für mich interessant sein könne. Jetzt bin ich glücklich, dort gewesen zu sein. Denn hier wurde unter anderem die Kampagne vorgestellt."

Dann fing der Marsberger an, Freunden, Bekannten und Vereinen sein Anliegen deutlich zu machen und Unterschriften zu sammeln. 150 Personen hatten ein offenes Ohr und gaben Wilfried Böske ihren Namenszug. Als sie jedoch "abgegrast" waren, wollte Böske nicht einfach aufgeben. Mit Transparent, Flyern und Sonnenschirm fuhr er mehrmals zur Documenta nach Kassel, übernachtete in der Jugendherberge, stellte sich strategisch klug auf eine kleine Brücke in der Karlsaue und sprach Leute an.

Viele sagten: "Was bringt die Aktion?"

"90 Prozent der Zeit war es frustrierend. Viele nannten die Aktion anerkennenswert, aber was soll sie bringen? Mit einigen Personen jedoch hatte ich richtig interessante Gespräche", erzählt Böske. "Ein Mann beispielsweise, der in einem Rüstungsbetrieb arbeitet, war sich erst unklar, dass er im militärischen Bereich des Unternehmens gearbeitet hat. Als er dies erfuhr, ist er in den zivilen Bereich umgesiedelt." Auch er unterstützte Wilfried Böske in seinem Vorhaben. Bedauert hat er hingegen die Reaktion der Kirchen: "Sie waren sehr zurückhaltend. Erst hatten sie Unterstützung versprochen, dann aber sehr abweisend reagiert. Ich kann mir nicht vorstellen, warum – gerade weil auch kirchliche Einrichtungen wie ‘Brot für die Welt’ eine der Trägerorganisationen ist."

Sein Ziel und das der Kampagne ist es, bis zur Bundestagswahl 262.000 Unterschriften beisammen zu bekommen. Gesammelt hat Wilfried Böske davon bisher etwa 3300. Und er will weitermachen: "Ich bin Jahrgang 1937 und habe somit die Bilder des Zweiten Weltkriegs noch im Kopf. Das Schlimmste: Die Väter waren wie Fremde. Ein Mal im Jahr sind sie für ein paar Tage nach Hause gekommen. Wir haben sie nie liebevoll kennengelernt." Damit das Schicksal der "traumatisierten Kriegskinder" anderen erspart bleibt, setzt sich Wilfried Böske mit seiner Zeit und seinem Geld ein. "Denn Frieden bedeutet nicht nur, keinen Krieg zu haben. Frieden bedeutet auch, friedlich miteinander zu leben. Da sind Waffenexporte fehl am Platz."

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