Los geht’s in Steggers Biergarten, der kurzerhand auf eine Nebenbühne der Schützenhalle verlegt wird. Dort sitzen eine Hand voll junger Leute zusammen und lamentieren: „In Obermarsberg ist nix los“ und: „Ach, was war es früher schön hier, in der Oberstadt.“ Doch bald regt sich Widerstand: Da gibt’s doch den Höhlenbären und dann war da mal was mit Arminius und Thusnelda… Die Geschichte nimmt ihren Lauf und bald ist man bei Karl dem Großen angelangt. Die Biergarten-Freunde denken sich aus, wie es gewesen sein könnte – und ganz Kinder ihrer Zeit, stellen sie dies mit Windows Movie Maker dar. Die historischen Charaktere werden lebendig und agieren auf der Hauptbühne.
In 18 Szenen geht es von der Eroberung der Eresburg 772 und der Bekehrung der Sachsen, über die Weihe der Basilika durch Papst Leo III. 785 zur Ermordung Thankmars 938. Es folgt die Stadtgründung und der Bau der Nikolaikirche um 1250, die Zerstörung der Oberstadt im Dreißigjährigen Krieg und die Aufhebung des Benediktiner-Klosters 1803 – und schließlich ist man in der Neuzeit, mit dem Bau der Schützenhalle 1930, Krieg und Nachkriegszeit mit der Gründung der Rennufersiedlung 1952 und zum Schluss die kommunale Neugliederung 1975. Die Biergartengäste stellen fest: „Dann war ja doch einiges los hier.“ Am Ende steht die Erkenntnis „Obermarsberg ist ein Ort geblieben, an dem man gerne wohnt“, aber auch die Empfehlung „Es nützt nichts zu klagen, nach vorne muss man sehen“.
Neben seinen stimmungsvollen, kongenial paraphrasierten Melodien, zeichnete sich die Inszenierung vor allem durch ihren selbstkritisch-ironischen Blick aus und durch die vielen Bezüge zum Hier und Jetzt: Da ist das Selfie, das ein schwedischer Soldat macht, da ist aber auch die Skepsis gegenüber den Fremden, die Schutz suchend nach Obermarsberg kommen, seien es die Niedermarsberger, die sich vor den Raubrittern fürchten, seien es die Flüchtlinge aus dem Osten nach dem Zweiten Weltkrieg.
Und schon ist man in der heutigen Realität angekommen.