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„Magic Moments aM Mons Martis“: Jubiläums-Musical singt durch 1250 Jahre Obermarsberg

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Von: Kristin Sens

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Musical Obermarsberg
Der Plan steht fest: Karl der Große will die Eresburg einnehmen und die Sachsen besiegen. © Kristin Sens

„Magic Moments aM Mons Martis“ – der Titel des Musicals, das mit seinen drei fulminanten Aufführungen 1250 Jahre Obermarsberg feierte, hätte nicht passender sein können: Die Inszenierung war rundum magisch, das Musical ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.

Obermarsberg - Magisch war das Engagement von über 100 Akteuren auf, neben und hinter der Bühne, magisch ihre ansteckende Spielfreude, welche sofort auf das Publikum übersprang. Magisch waren die humorvolle Handlung und die Dialoge aus der Feder von Klaus Rosenkranz, magisch die Musik – viele bekannte Melodien mit neuen Libretti unterlegt (vom Colonia-Hit der Bläck Fööss, über die Sauerland-Hymne von Zoff, bis zu Nina Hagens Farbfilm vergessen oder der Filmmelodie von Pippi Langstrumpf).

Liedtexte zum Mitsingen

Magisch war das schauspielerische, musikalische und tänzerische Talent der Laiendarsteller – manche spielten ihre eigenen Vorfahren, Propst Meinolf Kemper brillierte als Benediktiner und Pfarrer Markus Pape schlüpfte in die Rolle Luthers. Magisch, wie das Publikum von der ersten Sekunde an mitging – viele Liedtexte waren zum Mitsingen auf einer Leinwand eingeblendet. Magisch der Schnee an diesem Abend – okay, der war so eigentlich nicht geplant, magisch aber auf jeden Fall, dass man Corona, nach Absolvieren der strengen Einlasskontrollen, getrost einmal vergessen konnte. Alles in allem so magisch, wie die 1250-jährige Geschichte Obermarsbergs, die man in dem Musical Revue passieren ließ.

„In Obermarsberg ist nix los“

Los geht’s in Steggers Biergarten, der kurzerhand auf eine Nebenbühne der Schützenhalle verlegt wird. Dort sitzen eine Hand voll junger Leute zusammen und lamentieren: „In Obermarsberg ist nix los“ und: „Ach, was war es früher schön hier, in der Oberstadt.“ Doch bald regt sich Widerstand: Da gibt’s doch den Höhlenbären und dann war da mal was mit Arminius und Thusnelda… Die Geschichte nimmt ihren Lauf und bald ist man bei Karl dem Großen angelangt. Die Biergarten-Freunde denken sich aus, wie es gewesen sein könnte – und ganz Kinder ihrer Zeit, stellen sie dies mit Windows Movie Maker dar. Die historischen Charaktere werden lebendig und agieren auf der Hauptbühne.

Geschichte wird lebendig

In 18 Szenen geht es von der Eroberung der Eresburg 772 und der Bekehrung der Sachsen, über die Weihe der Basilika durch Papst Leo III. 785 zur Ermordung Thankmars 938. Es folgt die Stadtgründung und der Bau der Nikolaikirche um 1250, die Zerstörung der Oberstadt im Dreißigjährigen Krieg und die Aufhebung des Benediktiner-Klosters 1803 – und schließlich ist man in der Neuzeit, mit dem Bau der Schützenhalle 1930, Krieg und Nachkriegszeit mit der Gründung der Rennufersiedlung 1952 und zum Schluss die kommunale Neugliederung 1975. Die Biergartengäste stellen fest: „Dann war ja doch einiges los hier.“ Am Ende steht die Erkenntnis „Obermarsberg ist ein Ort geblieben, an dem man gerne wohnt“, aber auch die Empfehlung „Es nützt nichts zu klagen, nach vorne muss man sehen“.

Neben seinen stimmungsvollen, kongenial paraphrasierten Melodien, zeichnete sich die Inszenierung vor allem durch ihren selbstkritisch-ironischen Blick aus und durch die vielen Bezüge zum Hier und Jetzt: Da ist das Selfie, das ein schwedischer Soldat macht, da ist aber auch die Skepsis gegenüber den Fremden, die Schutz suchend nach Obermarsberg kommen, seien es die Niedermarsberger, die sich vor den Raubrittern fürchten, seien es die Flüchtlinge aus dem Osten nach dem Zweiten Weltkrieg.
Und schon ist man in der heutigen Realität angekommen.

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