"Man muss etwas dafür tun"

"Hat Marsberg eine Zukunft?" Unter diesem provokanten Titel hatte die Marsberger SPD die beiden Bundestagsmitglieder Franz Müntefering und Burkhard Lischka zu einem Vortrag über das Thema demographischer Wandel im ländlichen Raum eingeladen.
Müntefering ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Demografischer Wandel der SPD-Bundestagsfraktion und Lischka ist Politiker in Sachsen-Anhalt, einer Region, die am stärksten betroffen ist vom Bevölkerungsverlust. Zuvor besuchten sie das DRK-Seniorenzentrum, wo sie – bei einer Vorstellung der KiTa Erlinghausen – einer Begegnung von Jung und Alt beiwohnten.
Der gebürtige Marsberger Burkhard Lischka war in jungen Jahren im hiesigen Stadtrat aktiv. Seit 17 Jahren lebt er in Magdeburg. Er berichtete davon, was der rapide Bevölkerungsrückgang dort für Auswirkungen hatte und wie den Herausforderungen begegnet wurde. "Wichtig ist, dass man den Schrumpfungsprozess nicht verleugnet, sondern annimmt und gestaltet", erklärte er.
So wurden zum Beispiel Filialpraxen eingerichtet, die tageweise von verschiedenen Ärzten besetzt werden. Schulschließungen habe man teilweise durch Gemeinschaftsschulen aufgefangen. Dem Fachkräftemangel könne man mit der Weiterqualifizierung von Arbeitskräften und besseren Gehältern begegnen. "Wo anständige Löhne gezahlt werden, kommen die Menschen auch zurück", sagte er. Franz Müntefering erklärte: "Man kann auch mit weniger Menschen guten Wohlstand haben - aber man muss etwas dafür tun." Eine Region ohne Kinder habe allerdings keine Entwicklungschancen. Den Fachkräftemangel könne man dadurch kompensieren, dass mehr Frauen berufstätig würden. Am Beispiel Frankreichs zeigte er, mit welchen Maßnahmen Familie und Beruf besser vereinbar seien. Das beginne mit Krippenplätzen an Hochschulen und setze sich mit Ganztagsbetreuung in Kindergarten und Schule fort. Auch in Schulabbrechern stecke noch Fachpotential, wenn man sie besser unterstütze. Drei Eckpunkte machte Müntefering für eine Zukunft des ländlichen Raumes aus: Ein gutes Angebot an Schulen und Ausbildungsplätzen, gut bezahlte Arbeit, sowie Möglichkeiten, im Alter gut leben und wohnen zu können. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Prümper fasste dies als positives Signal an die Region auf: "Wir haben Pfunde, mit denen wir wuchern können."