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„Marsberg steht gut da“: Bürgermeister ehrt Menschen, die Bemerkenswertes geleistet haben

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Von: Kristin Sens

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Birgit Nolte und Bleonita Sejdiu hatten bewegende Geschichten zu erzählen – Bürgermeister Thomas Schröder zeigte sich beeindruckt.
Birgit Nolte und Bleonita Sejdiu hatten bewegende Geschichten zu erzählen – Bürgermeister Thomas Schröder zeigte sich beeindruckt. © Kristin sens

Der Neujahrsempfang der Stadt Marsberg, der traditionell am Anfang des Jahres stattfindet, war wegen der unsicheren Lage in den Mai verschoben worden.

Bredelar – Corona sei nun zwar offiziell für beendet erklärt worden, aber der Ukraine-Krieg koste immer noch täglich unschuldigen Menschen das Leben, dazu komme der neue Konflikt im Sudan, beschrieb Bürgermeister Thomas Schröder in seiner Begrüßung die Lage. Ein Verzicht auf den Empfang helfe den betroffenen Menschen aber nicht – ganz im Gegenteil, er sei vielmehr eine gute Gelegenheit, auf die Missstände aufmerksam zu machen.

Positive Zahlen

Ungeachtet aller Krisen stehe „Marsberg gut da“, betonte der Bürgermeister – und unterstrich seine Behauptung mit einigen Zahlen: Den knapp 20.000 Einwohnern stünden über 7.300 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gegenüber. Die Arbeitslosenquote liege bei vier Prozent, es gebe aber auch eine hohe Zahl unbesetzter Stellen. Zu den positiven Fakten gehöre auch die solide Haushaltssituation. Dabei wurde und werde in Marsberg viel investiert. Kritik übte der Bürgermeister allerdings an der Bezirksregierung, die zu bürokratisch und intransparent in ihren Förderprogrammen sei.

Rückblick

Das nach erfolgter Sanierung wieder eröffnete Hallenbad (SauerlandKurier berichtete) erfahre viel positive Resonanz, freute sich Schröder. Der Umbau der Gelben Schule zur Stadtbibliothek soll noch im laufenden Jahr abgeschlossen werden. Erwähnung fanden zudem die Jubiläumsfeierlichkeiten im vorigen Jahr in Obermarsberg und Borntosten.

Wiederbewaldung

Erfreuliches konnte der Bürgermeister auch vom Marsberger Stadtwald berichten. Die Wiederbewaldung gehe weiter, wobei mehrere hundert Hektar sich selbst überlassen bleiben sollen. Der neue Wald soll Naturschutz, Erholung und wirtschaftliche Nutzung in Einklang bringen. Eine weitere Erfolgsgeschichte ist der Diemelradweg, der im März mit dem fünften Stern ausgezeichnet wurde. Dieses Prädikat habe in ganz Deutschland nur noch ein weiterer Radweg.

Thema Energie

Breiten Raum nahm in der Rede des Bürgermeisters auch das Thema Energie ein: „Marsberg ist auf dem Gebiet der Windenergie der Klassenprimus im Regierungsbezirk Arnsberg. Wir haben bereits 6,4 Prozent unserer Fläche für die Windenergie zur Verfügung gestellt.“ (NRW-Schnitt 1,8 Prozent, RB Arnsberg 2,13 Prozent.) Dennoch werde es auch in Zukunft weitere Planungen für Windenergie in Marsberg geben. Schröder monierte, dass man den Kommunen die Planungshoheit aus der Hand nehme und appellierte: „Lassen Sie uns dieses Thema mit Vernunft angehen.“

Ausblick

In seinem Ausblick konzentrierte sich Schröder auf zwei Projekte, die beide mit der Standortkonzentration der LWL am Weist zusammenhängen. Mit der Neugestaltung des Marktplatzes reagiert man auf die Ankündigung der LWL, sich mehr Richtung Innenstadt öffnen zu wollen. Bezüglich der nach und nach freiwerdenden Flächen an der Bredelarer Straße, sei die TH Detmold mit ins Boot geholt worden. Unter dem Projekt-Titel „Marsberg: A Smalltown Urban Transformation“ sollen Studierende Ideen entwickeln. Eine erste Vorstellung ist für August geplant.

Neben den üblichen Gästen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Kirche, waren schwerpunktmäßig die Vertreter der Feuerwehr und der Karnevalsgesellschaften eingeladen worden, sowie die Vereine und Gewerbetreibenden aus Bredelar. Da es so viele interessante Menschen im gesamten Stadtgebiet gebe, wolle er zukünftig nach und nach Vertreter aller Ortsteile einladen.

Engagierte Menschen

Sechs Menschen, die im abgelaufenen Jahr Bemerkenswertes geleistet haben, holte der Bürgermeister zu einem Interview auf das Podium: Fußballerin Nora Willeke, aus Giershagen, die seit Kurzem in der B-Junioren-Bundesliga spielt, erzählte, dass sie es genießt nun in einem reinen Mädchenteam zu spielen – dass es aber auch eine Herausforderung ist, Schule und Training unter einen Hut zu bekommen. Sie hat ein klares Ziel vor Augen: Erst ein fester Platz in der Startelf, dann die erste Bundesliga.

Mit Heiko Volkert, Geschäftsführer von SVL Sports, blickte der Bürgermeister auf die Deutschen Radrennmeisterschaften voriges Jahr zurück. Als die Veranstalter erstmals Marsberg besuchten, hätten sie „geschluckt“ –unsicher, ob sie den Sportlern solche Steigungen zumuten könnten. Dann hätten sie sich aber gesagt: „Wir sind im Hochsauerland, da sind nun mal Berge.“ Respekt zollte er der Organisation des Events „von Null auf Hundert“ und der guten Stimmung an der Strecke: „Das ist ganz tolles, großes Kino, was sie hier geleistet haben – Chapeau!“

„Marsberg kann auch Rad“

Auch in Marsberg hat man Gefallen an dem Sportereignis gefunden: „Marsberg kann auch Rad“, so Schröder. Mit dem Ergebnis, dass dieses Jahr noch einmal eine Schippe drauf gelegt wird. Die fünftägige Deutschland-Tour soll quer durch das gesamte Marsberger Stadtgebiet führen –und zwar, laut Volkert, als Teil der voraussichtlich über den Sieg entscheidenden dritte Etappe. Waren es im vorigen Jahr die deutschen Spitzenradrennfahrer, so werde Marsberg diesmal am 25. August die Weltelite zu Gast haben.

Berührende Geschichten

Des Weiteren erzählte Bleonita Sejdiu ihre Geschichte vom verunsicherten Neuankömmling in Deutschland – „alles war so schwer, so fremd“ bis zur Deutschen Meisterin als Fachverkäuferin in nur dreieinhalb Jahren (SauerlandKurier berichtete). Aber sie hat nicht vor, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen: Erst den Meister und schließlich die Selbstständigkeit mit einer eigenen Bäckerei.

Eine berührende Geschichte hatte auch Birgit Nolte zu erzählen. Die Taxifahrerin bewahrte eine ältere Dame davor, Opfer einer Betrugsmasche zu werden. Dabei musste sie all ihre Überredungskunst aufbieten, damit die Frau sich zunächst ihr gegenüber öffnete und dann mit ihr zur Polizei ging. „Gut, dass es so aufmerksame Menschen gibt“, zeigte sich der Bürgermeister beeindruckt.

Um soziales Engagement ging es auch bei Ida Menzels Animationskurzfilm „FairTeilen“ sowie bei den nächsten beiden Interviewpartnern, Peter Rosenkranz und Michaela Linnemann, die - stellvertretend für viele andere –von ihrer Hilfe im Ahrtal berichteten. Beide machten deutlich, dass dort immer noch Unterstützung gebraucht wird. „Ich habe am Anfang gesagt, dass Marsberg gut dasteht. Aber nicht nur wegen der Zahlen, sondern wegen der Menschen. Sechs davon haben wir gerade gesehen“, so Schröder.

Die stellvertretende Landrätin Hiltrud Schmidt nannte die Idee, den Neujahrsempfang in die Jahresmitte zu verschieben, innovativ. Dadurch entzerrten sich die Termine. In Ihrem Grußwort fand sie lobende Worte für die Stadt: „Marsberg hat eine dynamische, positive Entwicklung hingelegt und sich trotz der vielen Krisen nicht aus der Ruhe bringen lassen.“ Ein nicht unwesentlicher Faktor sei das ehrenamtliche Engagement. Die bodenständige, anpackende Mentalität der Sauerländer sei hierfür ausschlaggebend. „Ohne Identifikation mit der Heimat würde wenig gelingen“, so die Landrätin.

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