Mitte der 60er Jahre als Volksschule gebaut – vor genau sechzig Jahren war Richtfest – hat das Gebäude bereits einige Höhen und Tiefen erlebt. Nur vier Jahre nach der Einweihung gab es, bedingt durch die Umwandlung von einer Volks- in eine Grundschule, erstmals leerstehende Klassenzimmer. 1973 zog der Kindergarten in einem Teil ein, doch ab den 2000er Jahren ging es mit den Schülerzahlen bergab. 2009 wurde die Grundschule ganz geschlossen. Sechs Erst- und acht Zweitklässler gab es zuletzt noch. „Jetzt war die Stadt gefordert, etwas mit dem Gebäude zu machen“, erinnerte sich Gisbert Schröder, Vorsitzender des Dorfvereins „Use Erlingsen“.
Durch die Einführung der U3-Betreuung wuchs zwar der Platzbedarf des Kindergartens, aber das gesamte Gebäude konnte auch das Familienzentrum Pfiffikus nicht „bespielen“. Ein Werkraum wurde eingerichtet, der Musikverein schuf sich einen Probenraum. 2015 sollte hier ein Übergangsheim für Flüchtlinge geschaffen werden, aber bis es soweit war, ebbte der Zuzug schon wieder ab.
2017 entstand dann, während einer Klausurtagung der Vereine im Kloster Hardehausen, die Idee zu einem Handwerksmuseum und Haus der Vereine. Drei Anläufe brauchte es, bis sich mit dem Programm Dorferneuerung eine passende Förderung fand – innerhalb von drei Jahren erfolgte die umfassende Innen- und Außensanierung des Gebäudes, inklusive neuer Fenster.
Nun haben der Musikverein und der Karnevalsverein nicht nur eigene Probenräume, sie können auch ihre Instrumente und Kostüme lagern, der Anhänger für die Musikinstrumente hat eine eigene Garage und der Sportverein hat einen Verkaufskiosk und eine Ballkammer bekommen. Multifunktions- und Medienraum sind mit der neusten Medientechnik ausgestattet, zudem ist Platz für Archiv und Büro des Ortsheimatpflegers und Chronisten. Die frischen Farben bringen die Räume zum Leuchten – an der Seite zum Sportplatz hin stürmt großflächig ein Fußballer über die Außenfassade.
„Viele Helfer gab es hier, oh, oh, oh, da staunten wir“, sangen die Kindergartenkinder nach der Melodie von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ – mit Helm und Signalweste als Bauarbeiter verkleidet. „Die Helfer sind das Wichtigste“, bestätigte auch Gisbert Schröder. Über 6.000 Stunden an Eigenleistung seien von Mitgliedern der Vereine – allen voran dem Sportverein, dem Musikverein und der Karnevalsgesellschaft, im Laufe der rund vierjährigen Bau- und Planungszeit erbracht worden. Honoriert wurde so viel Engagement mit dem zweiten Platz des Heimatpreises, der bei diesem Anlass überreicht wurde.
„Viele von uns sind hier selbst aus- und eingegangen“, erinnerte sich Gemeindereferentin Katrin Schröder und wünschte sich, dass es „ein Haus voller Leben“ bleibt, bevor sie mit Vikar Franclin Kannanaikal das Gebäude unter Gottes Segen stellte. „Es macht mich stolz, was wir hier umgesetzt haben“, sagte Ortsbürgermeister Herbert Dülme. Er erklärte, dass man mit dem Umbau der Schule an eine gute Tradition in Erlinghausen angeknüpft habe. Bereits zum Bau der Kirche seien die Bewohner bis ins Ruhrgebiet gezogen, um Spenden zu sammeln. Ob Ehrenmal, Kirchturm, Schützenhalle oder Sportplatz, das ehrenamtliche Engagement habe nie gefehlt.
„Hier ist ein Projekt umgesetzt worden, das mit absoluter Sicherheit ein Aushängeschild unserer Stadt ist“, zeigte sich der Bürgermeister überzeugt und überraschte mit dem Vorschlag, hier auch einmal Ausschusssitzungen abzuhalten, damit alle sehen, was hier – unter anderem mit dem Geld der Stadt – auf die Beine gestellt wurde.
100.000 Euro hat die Kommune beigesteuert, 211.000 Euro Bund und Land. Die Volksbank startete eine Crowdfunding-Aktion, dazu kamen viele private und Firmenspenden.