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Spott für den "Thomas-Esel"

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Die Gruppenaufnahme zeigt Arbeiter der Stadtberger Hütte. Es wurde während der Weihnachtsfeier 1936 am Heiligen Abend ?geknipst?. Gearbeitet wurde bis 17 Uhr, dann folgte eine kurze Feier.
Die Gruppenaufnahme zeigt Arbeiter der Stadtberger Hütte. Es wurde während der Weihnachtsfeier 1936 am Heiligen Abend ?geknipst?. Gearbeitet wurde bis 17 Uhr, dann folgte eine kurze Feier.

Der 24. Dezember ist heute als Heiligabend der Hochtag der Geschenke und des guten Essens. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der damalige "Christowend" für die katholische Marsberger Bevölkerung eine ganz andere Bedeutung. Der Verein "Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit" hat sich auf geschichtliche Spurensuche in die Archive begeben und ist zur weihnachtlichen Hochzeit – anno dazumal – fündig geworden.

Der 24. Dezember wurde als ein Fastentag vor einem hohen Feiertag angesehen. Die Menschen arbeiteten bis abends, erst danach erledigten sie letzte Vorbereitungen und Besorgungen für das Weihnachtsfest. Dann ging man zeitig zu Bett, schließlich begann die Christmette am 1. Weihnachtstag zwischen 3 und 5 Uhr. Die Kinder stellten am Abend des 24. Dezembers einen Teller vor die Tür. Am Weihnachtsmorgen war er mit Süßem, Backwaren und Obst gefüllt. Außerdem gab es oft Winterkleidung und Schulsachen. Vor 1900 fiel die Bescherung noch bescheidener oder ganz aus. Denn bis ins 19. Jahrhundert war nicht Weihnachten, sondern der Nikolaustag der wichtigste Geschenktermin für Kinder.

Von den – an Marsberg angrenzenden – evangelischen Gebieten ausgehend bildete sich der heute bekannte Weihnachtsablauf, der sich seit etwa den 1930er-Jahren in der ganzen Region durchgesetzt hat: Festlich gekleidet beginnen die Familien das Weihnachtsfest am Heiligen Abend mit Festessen und Bescherung. Auch die Christmette wird vielerorts bereits am Heiligen Abend gefeiert. Mit viel Brauchtum waren auch die Tage vor dem Fest versehen. Der St.-Thomas-Tag (21. Dezember) war von altersher mit einem ganz besonderen Brauch verbunden. Der ungläubigste unter den zwölf Jüngern wird nämlich in Verbindung mit einem langohrigen Grautier gebracht, das den Herrn einstmals getragen hat. So ist bereits in den Marsberger Kirchenbüchern 1864 belegt, dass in der Morgenfrühe der Ruf: "I-A, I-A!" der Schuljugend durch die Straßen und Gassen schallte.

Der Spott blieb ein Jahr lang bestehen

Derjenige, der im Hause zuletzt aufgestanden war oder in der Schule als letzter erschien, wurde von den anderen unter Lärm und Spott zum "Thomas-Esel" gemacht. An den Stadtkümpen und Brunnenplätzen wusch man – nicht immer harmlos – dem Schüler mit einem Strohwisch den Schlaf aus den Augen. In manchen Ortschaften hängte man dem Thomas-Esel eine Tafel mit Eselbildnis um den Hals. Der Spott blieb ein Jahr bestehen, bis zur "Kür" eines neuen Esels.

Am 23. Dezember 1934 fand in Marsberg erstmals wieder eine große Krippenschau im Hause Kloke-Poelmann statt. Ausrichter war der Niedermarsberger Gesellenverein. Vikar Weisgut zelebrierte die Adventsfeier. Die Heimatdichterin Maria Mester aus Niedermarsberg verfasste das Krippenspiel, das von der "jungen Kinderschar fiebernden Herzens" aufgeführt wurde. Die Texte wurden in Buchform von der Druckerei Boxberger veröffentlicht und kamen fortan im gesamten Paderborner Erzbistum bei Krippenspielen zur Verwendung, so schrieb der in Niedermarsberg bei der Uraufführung anwesende "cand., theol." Anton Schlüter (Leiter des Priesterseminars Paderborn). Die Krippen wurden überwiegend in orientalischer sowie "schlicht westfälisch-heimischer Stile" in hingebender Kleinarbeit erbaut. Die Ausstellung stand unter dem Leitspruch: "In jedem Haus eine Weihnachtskrippe!". Gemäß den Richtlinien der "Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen" wurden die Krippen zur Schau gestellt.

Außergewöhnliche Tonkrippe prämiert

Ein besonderes Augenmerk fiel auf die Krippe mit einem nachgebauten "Niedermarsberger Diemeltor". Die Jugend bastelte in der Vorzeit unter der Anleitung des heimischen Malermeisters Drilling regelrechte Kunstwerke. Der Niedermarsberger Paul Steinhoff erhielt für seine außergewöhnliche Tonkrippe eine Prämierung.

Die am Heiligabend offenen Marsberger "Verkaufsstellen" hatten bis 17 Uhr geöffnet. Geschäfte, die ausschließlich und überwiegend Lebensmittel, Genussmittel oder Blumen im Angebot hatten, durften laut erstmaliger Anordnung in dem Jahr bis 18 Uhr öffnen. Die bei Ladenschluss schon anwesenden Kunden durften "noch bedient werden". Auch die Wirtschaftsgruppe der Gaststätten des Kreises Brilon erlegte im Interesse der "Gefolgschaft" und der "eigenen Familie" eine Schließung der Lokale ab 18 Uhr jedem Wirt auf.

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