70 Jahre zurück, hatte jeder im Dorf noch eine Kuh oder ein Schwein.
Eingeläutet wurde der Tag der Landwirtschaft mit einem Feldgottesdienst, bei dem Pastor Christian Elbracht und Diakon Klaus Rosenkranz auf eigene Erinnerungen an das bäuerlichen Leben zurückblickten. Die Predigt habe bereits inhaltlich sein Grußwort weitgehend vorweg genommen, stellte Josef Schreiber, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes, fest. „70 Jahre zurück, hatte jeder im Dorf noch eine Kuh oder ein Schwein“, bestätigte er. Seine eigene Großmutter habe die gesamte Entwicklung vom Pferd bis zum Computer und einen extremen Strukturwandel miterlebt. Heute allerdings, so sein Eindruck, gebe es nur noch zwei Prozent Landwirte, aber 98 Prozent, die vorgeben, Ahnung von der Landwirtschaft zu haben.
Klassische Streitpunkte sind die Ausbringung von Gülle und anderen Düngemitteln. Dabei liege es im Interesse der Landwirte, nicht mehr einzusetzen als notwendig und damit gleichzeitig die Umwelt und ihren eigenen Geldbeutel zu schonen. „Es wird nicht zu viel gedüngt, wie uns immer nachgesagt wird, denn das macht wirtschaftlich keinen Sinn, Dünger zu verschwenden“, erklärte Landwirt Tjark Wetzel in seinem Vortrag.
Rainer Even, Berater für Pflanzenbau beim Landesbetrieb Hessen, erläuterte, wie eine einzelne Maßnahme, wie zum Beispiel weniger Düngen, Einfluss auf eine ganze Reihe von Faktoren nimmt, wie die Fruchtfolge, Sortenwahl oder Bodenbearbeitung: „Ich beschreibe Landwirtschaft immer als ein komplexes Spinnennetz, das man ganzheitlich betrachten muss.“
Die Landwirte stehen vor der Herausforderung, bezahlbare Lebensmittel zu produzieren und dabei gleichzeitig ihren Betrieb am Laufen zu halten. Zu häufig wird vergessen, dass ein Bauernhof ein wirtschaftliches Unternehmen ist. Der stellvertretende Bürgermeister Johannes Wüllner begrüßte die Möglichkeit, an diesem Tag die verschiedenen Facetten von Landwirtschaft kennen zu lernen und betonte: „Landwirtschaft ist systemrelevant. Ohne sie gäbe es in ganz kurzer Zeit eine Hungersnot.“