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Traditionsgaststätte im HSK schließt nach 37 Jahren – Nachfolger wird noch gesucht

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Von: Kristin Sens

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Gaststätte Tradition Marsberg Gerichtsklause schließt nach 37 Jahren Nachfolger gesucht
Suchen immer noch einen Nachfolger: Petra und Thomas Henker (für Vollbild oben rechts klicken). © Kristin Sens

Im HSK schließt eine Traditionsgaststätte nach 37 Jahren. Die Inhaberin geht in ihren wohlverdienten Ruhestand. Sie ist jedoch immer noch auf der Suche nach einem Nachfolger.

Marsberg – Die Traditionsgaststätte Gerichtsklause in Marsberg schließt Ende Juni, weil Inhaberin Petra Henker in ihren wohlverdienten Ruhestand geht – aber einen Spalt breit ist die Tür noch offen, in der Hoffnung, dass sich jemand findet, der die Gaststätte übernimmt.

Mitte März postete ihr Mann Thomas Henker auf Facebook die Nachricht: „Liebe Gäste, schweren Herzens haben wir uns dazu entschlossen, nach 37 Jahren die Gaststätte Gerichtsklause zum 30. Juni 2022 zu schließen. Wir danken für die Treue, es war schön mit euch.“

Bedauern, Enttäuschung – aber auch viel Verständnis und Dankbarkeit

Die Reaktion der Gäste kam postwendend: Großes Bedauern, Enttäuschung – aber auch viel Verständnis und Dankbarkeit wurde geäußert.

Fast hat man den Eindruck, dass es ihr unangenehm ist, auf einmal so viel Aufmerksamkeit zu bekommen – dabei ist es durchaus etwas, auf das sie stolz sein kann: 37 Jahre lang war Petra Henker für ihre Gäste da, 37 Jahre stand sie Tag für Tag am Tresen und in der Küche, hat ihre Gäste willkommen geheißen, hat ihnen all ihre Aufmerksamkeit geschenkt, ihnen gegenüber ihrer Familie den Vorrang eingeräumt, die oft zurückstecken musste, wie sie eingesteht.

Die Gaststätte ist Petra Henkers Leben

Die Gaststätte, das ist ihr Leben. Petra Henker, geborene Lorenz, ist quasi im Lokal ihrer Eltern aufgewachsen, half bereits früh mit. „Es hat mir immer Spaß gemacht und mir war klar, dass ich irgendwann eine eigene Gaststätte haben werde. Das es diese geworden ist, ist ein schöner Zufall“, erinnert sie sich. Mit 24 Jahren übernimmt sie den Betrieb von ihren Eltern. Geplant war das nicht, aber ihre Eltern hatten sich kurzfristig entschieden, einen anderen Betrieb zu übernehmen.

Ihren Mann lernt sie hier kennen – er ist einer ihrer Gäste. Thomas Henker arbeitete bei der Bahn und ist bereits seit drei Jahren im Ruhestand. Auch als er noch berufstätig war, half er in der Gaststätte aus, wann immer es möglich war.

Sogar einige der heutigen Stammgäste waren schon da, als ihre Eltern noch Inhaber waren, sind sozusagen mit ihr alt geworden. Sie benannte zunächst die Gaststätte in „Petras Klause“ um, doch dann kehrte sie zum alten Namen zurück. Die Zeiten änderten sich, das Rauchverbot kam – und mit ihm blieben einige derjenigen, die regelmäßig zum Frühschoppen kamen, weg. „Ich habe damals überlegt, aufzuhören,“ erklärt sie, „denn bestimmt 95 Prozent der Gäste waren Raucher“.

Aus der Kneipe wurde ein Speiselokal

Doch dann renovierte sie mutig die Räumlichkeiten, baute aus und verwandelte die Kneipe in ein Speiselokal. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in der Küche lande“, sagt sie lachend und fügt hinzu: „Aber das war der richtige Schritt.“ Sie stellten den Vormittagsbetrieb ein, passten die Öffnungszeiten an. Die Kegelbahn sorgte für Kontinuität.

Schöne Zeiten haben sie hier erlebt – all die Schützenfeste, die hier gefeiert wurden. „Da ist die Musik schon mal um den Tresen gezogen“, erinnert sie sich. Anekdoten gäbe es etliche – aber da ist sie zurückhaltend, möchte nicht, dass sich jemand gekränkt fühlt. Da gab es zum Beispiel den Gast, der seine Geldscheine bügelte – oder einer der sich das Essen (mit reichlich Soße) zum Mitnehmen „gut einpacken“ ließ, um es sich nachher unter den Arm zu klemmen.

Drei Kinder hat sie in dieser Zeit großgezogen; alle sind inzwischen erwachsen und haben eigene Familien – und einen eigenen Job. Den Betrieb übernehmen will keines von ihnen. „Die haben gesehen, wie viel Arbeit das ist“, weiß sie.

Inhaberin freut sich auf mehr Zeit für Familie

„Jetzt wird es Zeit für etwas Neues“, sagt sie resolut. Mehr Zeit für ihre Familie und vor allem ihre „viereinhalb“ Enkelkinder – das fünfte ist unterwegs – möchte sie haben. Allzu oft konnten sie bei privaten Feiern mit Freunden oder der Familie nicht teilnehmen – der Betrieb ließ es nicht zu. „Es gibt so vieles, was wir nicht machen konnten, was für andere selbstverständlich ist.“ Mal mit den Enkelkindern ins Schwimmbad gehen, reisen, all das war nicht möglich. „Wenn andere feiern, müssen wir arbeiten“, bringt sie es auf den Punkt.

„Ja, es ist viel Arbeit – aber es ist auskömmlich. Finanziell lohnt es sich schon“, beeilt sie sich hinzuzufügen. Ein Problem sei eher der Personalmangel. Aber das war schon vor Corona so, versichert sie. Durch diese Zeit sind sie persönlich relativ gut durchgekommen – es zahlte sich aus, dass das Haus ihr Eigentum ist und sie keine Miete zahlen mussten. Ihre Aushilfe konnten sie sogar während der siebenmonatigen Vollschließung weiter bezahlen und sie so halten. Dass sie nach der Wiederöffnung konsequent an 2G festhielten, dankten ihnen die Gäste, die sich dadurch sicherer und wohler fühlten und schnell zurück kamen.

Feste Pläne

Umso mehr spüren sie jetzt die Preissteigerungen bei den Lebensmitteln. Auch wenn es jetzt ein schlechter Zeitpunkt sein sollte, alle Versuche, sie zum Weitermachen zu überreden – wenigstens bis zum Jahresende, haben sie standhaft zurückgewiesen. Der 30. Juni steht – darüber hat der „Familienrat“ Anfang des Jahres gemeinsam entschieden. Schließlich haben sie bereits feste Pläne für die Zeit danach: „Das erste, was ich machen werde, ist, beim 24-Stunden-Schwimmen in Vasbeck teilnehmen.“

Auf das Frühlingsfest im Kloster Dalheim freut sie sich: „Da bin ich im Leben noch nicht gewesen.“ Im Juli steht zudem ein Konzertbesuch an – die Tickets haben sie bereits seit drei Jahren. „Unser Ziel ist, erst einmal zur Ruhe zu kommen, mal so zu leben, wie alle anderen Leute auch, ohne Druck.“ Vor allem die Enkelkinder freuten sich schon sehr darauf, mehr Zeit mit Oma und Opa zu verbringen.

„Es ist ein Stück Marsberger Geschichte“

So ganz die Bindung an die Gerichtsklause werden sie dennoch nicht verlieren, denn sie wollen in dem Haus wohnen bleiben. Zu sehr gefällt ihnen die Lage und vor allem ihr schöner Garten. „Wir suchen immer noch einen Nachfolger. Es wäre schade, wenn es leer steht. Es ist ein Stück Marsberger Geschichte, die verloren ginge – schließlich gibt es die Gastronomie schon über 60 Jahre“, sagt Petra Henker nachdenklich.

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