Ikke Hüftgold: „Das Internet ist deutlich asozialer als wir Partyschlagersänger“

Partyschlagersänger Ikke Hüftgold kommt am Samstag in den HSK. Im Interview spricht er über Hass im Internet und warum er das Sauerland so gerne mag.
Medebach/Hochsauerland – Für die einen ist er ein Star, für die anderen der Untergang der deutschen Musik: Ikke Hüftgold. Mit prolligen Gesten und versauten Texten ist der Schlagersänger zu einer festen Partygröße am Ballermann geworden. Am Samstag, 1. April, tritt der Partyschlagersänger in Medebach auf, im Juni bei Viva Willingen.
Der Mann hinter der Kunstfigur, Matthias Distel, sprach im Interview mit sauerlandkurier.de über das knappe Aus beim Eurovision Song Contest, Hass im Internet, seine Auftritte in der Region, warum er das Sauerland so gerne mag und wieso ursprünglich eigentlich jemand anderes in die Rolle des Ikke Hüftgold schlüpfen sollte.
Ikke Hüftgold: „Das Internet ist deutlich asozialer als wir Partyschlagersänger“
Mit Ihrem „Lied mit gutem Text“ wollten Sie dieses Jahr für Deutschland zum ESC. Am Ende des Vorentscheids erreichten Sie den zweiten Platz. Es hat also knapp nicht gereicht. Wie denken Sie jetzt, nachdem etwas Zeit vergangen ist, über ihr Aus?
Der ESC war ein großes Abenteuer für mich. Ikke Hüftgold ist eigentlich nicht angetreten, um zu verlieren oder nur Zweiter zu werden. Aber auch über den zweiten Platz habe ich mich sehr gefreut. Gerade weil das Publikum auf meiner Seite war. Die ausländische Jury konnte ich nicht überzeugen; das war im Vorfeld jedoch schon klar. Fest steht allemal: Im nächsten Jahr werde ich wieder mein Glück versuchen. Und wenn nicht für Deutschland, dann vielleicht für San Marino (lacht).
Für Ihre Bewerbung kam Ihnen dieses Jahr ja viel Hass entgegen. Ikke Hüftgold ist in Deutschland durchaus umstritten. Wie stehen Sie dazu?
Besonders von Hate im Netz kann ich ein Lied singen. Das liegt schlichtweg daran, dass sich die Leute immer nur oberflächlich mit Themen oder Menschen beschäftigen. Wer mich privat kennen würde oder mein Engagement in anderen Bereichen gesehen hätte, hätte vielleicht gewisse Sprüche unterlassen. Aber so ist nun mal unsere Gesellschaft. Insbesondere im Internet wird einfach wild alles Mögliche rausgehauen, die Anonymität wird ausgenutzt. So viel weiß ich mittlerweile: Das Internet ist deutlich asozialer als wir Partyschlagersänger. Ansonsten stehe ich Hate und Missgunst sehr positiv gegenüber, denn Hass muss man sich erstmal ein Stück weit erarbeiten (lacht). Das wiederum spricht für den Erfolg, den wir seit Jahren haben. Deutlich gesehen hat man das auch an unserem Lied Layla. Manchmal bewirken Verbote oder Hass im Internet nämlich genau das Gegenteil. Und zwar dass ein Song wie Layla sogar zum Hit des Jahres wird.
Ikke Hüftgold lässt sich also nicht so leicht unterkriegen, macht immer weiter – auch was Auftritte betrifft. Am 1. April sind Sie in Medebach zu Gast. Was verbinden Sie mit dem Sauerland?
Wenn ich Sauerland höre, denke ich an erster Linie an Willingen. Dort war ich schon öfter zu Besuch, sowohl privat als auch beruflich. Auch dieses Jahr sieht man mich bei Viva Willingen. Da ist die Vorfreude schon extrem. Es ist super beliebt und immer ausverkauft. Vergangenes Jahr waren 22.000 Menschen da. Die Stimmung ist immer mega-gut. Viva Willingen ist quasi das Aushängeschild für die größte Open-Air-Schlagerparty, die es in Deutschland gibt. Emotional fühle ich mich da also schon mit Willingen verbunden. Hinzu kommt, dass es wunderschön ist. Ich selbst wohne am Rande des Westerwaldes und am Randes des Taunus – ich mag unsere deutschen Mittelgebirge.
Und waren Sie auch schon mal in Medebach?
Tatsächlich nicht. Als ich damals die Anfrage für Medebach bekam, dachte ich, das „n“ wurde vergessen. Bei mir in der Nähe gibt es nämlich Medenbach. Doch dann wars Medebach. Ich freue mich einfach auf ein neues Dörfchen – oder Städtchen? Ich weiß ja nicht mal, was genau es ist (lacht). Aber es wird bestimmt schön.
Worauf dürfen sich die Besucher der Medebacher Hallengaudi denn freuen?
Die Leute können sich auf eine gewohnt bescheuerte Show gefasst machen. Ich werde die lustigsten, besten Lieder aus meinem Repertoire präsentieren, aber auch ein paar neue Songs werden dabei sein. Ich freue mich auf eine hoffentlich ausgelassene Party mit Fans des deutschen Partyschlagers und auf meine Kollegen, die ebenfalls am Start sind. Das wird ein lustiger Abend.
Und wie geht es für Ikke dieses Jahr dann noch weiter? Sieht man Sie wieder auf der Bühne auf Mallorca?
Die ausländischen Bühnen habe ich für dieses Jahr gecancelt – und wahrscheinlich auch für die Zukunft. Die Auftritte sind immer mit vielen und längeren Reisen verbunden. Ich bin mit 150 Auftritten in 2023 in Deutschland einer der meistgebuchten Künstler überhaupt – auch genreübergreifend. Das ist eine große Herausforderung – sowohl körperlich als auch mental. Im Grunde bin ich nur unterwegs. Deshalb habe ich zu mir selbst gesagt: „Du machst kein Bulgarien, kein Mallorca und auch kein spanisches Festland.“ Wenn ich mich über die Grenzen hinausbewege, dann nur in Richtung Österreich, Schweiz, Luxemburg, Belgien oder die Niederlande, weil ich da schon seit Jahren gebucht werde. Alles, was weiter ist, als unsere Nachbarländer, ist raus.
Zu guter Letzt und das brennt mir eigentlich schon die ganze Zeit auf der Zunge: Wie sind Sie dazu gekommen, als Ikke Hüftgold aufzutreten? Warum dieser spezielle Künstlername?
Die Kunstfigur Ikke Hüftgold sollte eigentlich jemand anderes werden. Doch wir haben niemanden gefunden, der sich getraut hat, mit solchen aberwitzigen Songs auf die Bühne zu gehen. Deshalb habe ich es letztendlich übernommen, allerdings unter der Prämisse, dass ich mir eine Perücke aufziehe, einen Künstlernamen trage und so mein wahres Ich ein Stück weit kaschiere. Der Name Ikke Hüftgold ist aus der Not und im Suff entstanden – und aufgrund meines leichten Bäuchleins (lacht). Mehr braucht keiner zu wissen; der Rest bleibt geheim.
Medebacher Hallengaudi & Viva Willingen: Infos zu den Veranstaltungen
Die Medebacher Hallengaudi findet am Samstag, 1. April, in der Schützenhalle Medebach statt. Neben Ikke Hüftgold werden Isi Glück, Stefan Stürmer (Laura), Andreas Lawo (Verdammt), Ina Colada (Luftmatratze), die Remmidemmi Boys und Marc Koch für Stimmung sorgen. Der Einlass beginnt ab 16.30 Uhr, Ende der Veranstaltung wird circa 1.30 Uhr sein. An der Tageskasse gibt es noch Eintrittskarten für 29 Euro.
In diesem Jahr heißt es zum letzten Mal „Viva Willingen“. Das „Festival der guten Laune“ findet am 17. Juni ein letztes Mal auf dem Festivalgelände am Sauerland Stern statt.